Früher kaufte man beim Händler des Vertrauens um die Ecke ein, ließ sich von ihm das beste Stück Fleisch, den aromatischsten Apfel empfehlen, hielt ein Schwätzchen über dies und jenes und trug anschließend die gefüllten Einkaufstaschen zu Fuß nach Hause. Heute fährt man in den riesigen Supermarkt am Stadtrand, rafft schnell alles zusammen, packt es ins Auto und ab damit. Die Folge sind traurige und öde Innenstädte, in denen, wenn überhaupt, die immer gleichen Handelsketten und Imbisse das Bild prägen.

Was in vielen deutschen Städten zum Alltag gehört, ist auf Mallorca bis jetzt kein Thema. Hier freut man sich noch über ein gutes Angebot an kleinen Geschäften aller Art. Doch wie lange noch? Das fragten sich auch Maria Casadellà (30), Juan Plomer (33) und Ferran Bellver (28). Die drei Freunde aus Campanet und Sa Pobla schätzen die kleinen Dorfläden wie den Bäcker oder Gemüsehändler wegen der besseren Qualität, kauften in den vergangenen Jahren aber selbst vermehrt bei großen Discountern ein. „Eines Tages fragten wir uns, warum eigentlich", erzählt Maria Casadellà. Die Vorteile waren schnell aufgezählt: alle Waren unter einem Dach, kein Parkplatzproblem, bequemer Transport nach Hause.

Noch am selben Tag war die Idee zu ClicLocal geboren, einem lokalen Einkaufs- und Bringservice, der die Annehmlichkeiten eines Discounters bietet, aber konsequent auf die örtlichen Einzelhändler setzt.

Der Service funktioniert in einem begrenzten Radius von rund zehn Kilometern in den Dörfern Sa Pobla, Búger, Muro und Campanet. Der Kunde bestellt seinen Einkauf per Anruf, Whatsapp oder online bei www.cliclocal.es. Eingekauft wird bei den Einzelhändlern im Dorf, ausgeliefert per E-Bike. Die einzige Ausnahme bildet im Moment Pollenca, wo per Auto und zu Fuß geliefert wird. Derzeit sind 19 Läden bei ClicLocal registriert, die Einzelhändler zahlen dafür einen kleinen Betrag an die jungen Unternehmer. „Wir machen die Geschäfte über unsere Homepage und die sozialen Netzwerke sichtbar und sorgen dafür, dass sie nicht vergessen oder auch erst einmal entdeckt werden", erklärt Maria Casadellà.

Seitdem das Start-up im August online ging, nutzten 400 Haushalte einmal oder mehrmals die Dienste von ClicLocal. Am häufigsten werden frische Lebensmittel vom Gemüsehändler, Metzger und Bäcker bestellt, es machen aber auch Schuhgeschäfte, Eisenwarenhandlungen, Modeboutiquen, Haushaltswarengeschäfte, Apotheken und eine Pizzeria mit. Online sind aktuell 900 Produkte gelistet - vom ökologischen Glasreiniger über die Espressomaschine bis zu Windeln - nur rund 50 Produkte stammen derzeit von Mallorca (km 0). „Wir bieten bewusst nicht ausschließlich Insel-Produkte an, um auch die täglichen Bedürfnisse der Einheimischen zu bedienen", sagt Maria Casadellà.

Die Katalanin arbeitete vorher in einem Reisebüro in Sa Pobla und kümmert sich jetzt um Verkauf und Marketing bei ClicLocal. Informatiker Ferran Bellver ist für die Homepage zuständig und Juan Plomer, der vor Gründung des Unternehmens arbeitslos war, kauft ein und fährt das E-Bike.

Viele Kunden sind ältere Menschen, die nicht mehr so gut laufen können. Aber auch Mütter mit wenig Zeit und jüngere Leute rufen bei ClicLocal an (das Telefon ist Montag bis Samstag von 10-23 Uhr besetzt, ausgeliefert wird von Dienstag bis Samstag) und wollen wissen, wie der Service funktioniert und was eine Bestellung kostet (einkaufen und liefern: 4,50 Euro). „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis mehr Bestellungen online getätigt werden, dahin geht nun mal der Trend", glaubt Maria Casadellà.

Sie wünscht sich, dass die Bewohner aus Sa Pobla wieder den persönlichen Kontakt zu den kleinen Geschäften suchen und sich so stärker mit ihrem Dorf identifizieren. „Wir helfen uns gegenseitig, wenn wir das Geld vor Ort ausgeben und für einen lokalen Geldkreislauf sorgen", so Maria Casadellà. ClicLocal ist schon mal ein gutes Beispiel dafür.

www.cliclocal.es