Jetzt rasen sie wieder die Berge in der Tramuntana hoch und runter, aber genauso trifft man sie im Flachland auf kleinen Landstraßen: die Radtouristen. Doch was tun, wenn man mit dem Auto oder dem Lkw unterwegs ist und nicht so viel Muße mitbringt wie die sportelnden Mittel- und Nordeuropäer? Wenn man einfach nur vorbeiziehen will, weil man es eilig hat? Dann gehen die Probleme los. Denn viele Sträßchen auf Mallorca sind nicht gerade üppig dimensioniert, und da kann es schnell mal eng werden.

Um mehr gegenseitiges Verständnis bemüht sich die im vergangenen Jahr gegründete Vereinigung „Please" - was so viel bedeutet wie: „Plataforma para el entendimiento, la amabilidad y la seguridad en carretera" (Plattform für das gegenseitige Verständnis, die Liebenswürdigkeit und Sicherheit auf der Straße). Präsident ist Rafael Serrano, Geschäftsführer des Zementriesen Cemex auf den Balearen. „Please" besteht aus rund einem knappen Dutzend Verbänden vom balearischen Fahrradverband bis hin zu Fahrschulen. Am Montag (19.2.) hat die erste öffentliche Veranstaltung stattgefunden, zu der auch Vertreter des Inselrates eingeladen waren. Das Motto: Auf der Straße haben alle Platz.

Damit auch wirklich genug Platz für die Gäste und die Vorführungen da war, hatte man einen Vormittag lang eine Landstraße kurz vor Algaida sperren lassen. Es fuhren auf: zwei Busse, ein Betonlast­wagen, zwei Autos und eine Gruppe Fahrradfahrer. In mehreren Versuchsanordnungen mussten die Bus- und Lkw-Fahrer sowie die Fahrer der Autos an der Gruppe der Radfahrer mit einem Mindestabstand von 1,50 Metern vorbeifahren, wobei sich gefährliche Überholmanöver mit korrekt durchgeführten Manövern abwechselten.

Wer wollte, konnte an Bord der Fahrzeuge die Überholmanöver als Beifahrer miterleben. Fahrradfahrer und Busfahrer durften auch die Rollen wechseln und sich hinter das Lenkrad oder auf den Drahtesel setzen. Laut Francisco Cuenca, dem Vizepräsidenten des balearischen Radfahrerverbandes, gibt es nach wie vor die meisten kritischen Situationen beim Überholen, „auch wenn in den vergangenen Jahren durchaus spürbar ist, dass die Autofahrer mit mehr Abstand an uns vorbeifahren." Im vergangenen Jahr wurden zwei Radfahrer im Straßenverkehr getötet, im Jahr davor waren es sechs.

Verbessert haben könnte sich die Situation auch wegen der neuen Schilder an vielen Straßen, mit denen auf den Mindestabstand von 1,50 Metern zu den Radsportlern hingewiesen wird. Ein weiterer Pluspunkt sei, dass der Inselrat viele Randstreifen in den vergangenen Monaten deutlich verbreitert habe. Allerdings bewegen sich die Radfahrer so immer noch ohne bauliche Abgrenzung von den Kraftfahrzeugen.

Ein Busfahrer berichtete von seinen Erfahrungen: „Ich fahre regelmäßig nach Sa Calobra runter, zwölf Kilometer Serpentinen, und da kann ich selten Radfahrer überholen. Das Einzige, was hilft, ist Geduld und noch mal Geduld."