An regnerischen Tagen ist der Parkplatz hinter der Cala Agulla weitgehend leer. Nur wenige Autos belegen beim MZ-Besuch am Freitag (13.4.) die insgesamt rund 400 Parkboxen hinter dem beliebten Naturstrand bei Cala Ratjada im Nordosten von Mallorca. Spätestens ab Mai, wenn die Sommersaison anläuft, herrscht für gewöhnlich Hochbetrieb auf dem großen, von Kiefern gesäumten Areal. Doch damit wird bald Schluss sein: Der Parkplatz muss geschlossen werden - und eine Alternative ist noch nicht festgezurrt. Droht hier ein ähnliches Chaos wie am Es Trenc?

Ivon Renaud hat es nicht gern, wenn man von solchen Schreckens-szenarien ausgeht. „Worst Case" nennt die Städtebaudezernentin im zuständigen Rathaus von Capdepera eine solche Situation. Doch sie ist nicht unbegründet. Denn dass der privat geführte Parkplatz, dessen Konzession vom Rathaus vergeben wird, schließen muss, ist sicher. Ende vergangenen Jahres erstattete die kommunale Oppositionspartei Guanyem im Rathaus Anzeige. Der Parkplatz, der laut Ivon Renaud „schon seit unzähligen Jahren" besteht, verstoße gegen Naturschutzauflagen. Immerhin gilt das Dünengebiet im Hinterland der Cala Agulla als spezielle Schutzzone (ANEI) - und das auch schon seit mehreren Jahrzehnten.

Man kann aber auch heraushören, dass Ivon Renaud nicht so ganz versteht, warum die Anzeige gerade jetzt kam. Doch sie bemüht sich um eine diplomatische Sicht der Dinge: Letztlich wollten ja alle im Rathaus, dass der Umweltschutz garantiert ist. Immerhin prüfe man derzeit sogar, das Naturschutzgebiet Parc de Llevant möglicherweise bis zur Cala Agulla auszuweiten.

Nicht sicher ist, wann die Schließung des Parkplatzes amtlich sein wird - und genau das sei der springende Punkt. „Sie ist beantragt, kann sich aber noch hinziehen", so Renaud. Gleichzeitig habe man eine Alternative ausfindig gemacht: das Gelände hinter dem Parkplatz. Die von ein paar landwirtschaftlich genutzten Steinhütten gespickte Wiese, auf der derzeit Pferde weiden, zählt nicht mehr zum Schutzgebiet. Und der Besitzer wäre einverstanden, sie als Parkplatz zu verpachten. Allerdings handelt es sich um ländlichen Grund - und da müssen alle baulichen Veränderungen erst vom Inselrat genehmigt werden. „Wir haben einen entsprechenden Antrag gestellt, aber noch keine Antwort erhalten", so Ivon Renaud und betont: „Uns ist klar, dass ein Parkplatz dringend notwendig ist." Die Politikerin hofft darauf, dass die Zusage für den neuen Parkplatz einflattert, noch bevor die Schließung des alten Parkplatzes vollzogen werden muss. Denn Alternativen gibt es kaum: links und rechts erstrecken sich Wald und Dünen.

Das Dünenrestaurant „Paraíso de Barbassa" hat den Saisonbetrieb bereits aufgenommen. Es liegt neben dem Parkplatz und direkt hinter der Naturbucht. „Wenn die Parkfläche tatsächlich dicht gemacht werden, ohne eine Alternative zu bieten, dann werden die Autos hier die ganze Zufahrtsstraße versperren", ist sich ein Arbeiter sicher, der Kisten ins Restaurant trägt. „Und das soll dann besser sein für die Umwelt?"

Die wenigen Strandspaziergänger, die es an diesem regnerischen Freitag in die Cala Agulla gezogen hat, sind geteilter Meinung. „Ich fand es schon immer seltsam, dass hier mitten im Dünengebiet geparkt werden darf", so die deutsche Residentin Anne Schmidt, die mit ihrem Hund unterwegs ist. „Natürlich braucht es hier in der Gegend einen Parkplatz, sonst wäre er nicht immer so voll im Sommer", fügt sie hinzu. An ein Chaos im Ausmaß von Es Trenc glaubt sie trotzdem nicht. „Die Situation hier ist eine andere, Es Trenc ist ohne Auto praktisch gar nicht zu erreichen. Die Cala Agulla dagegen schon, weil sie im Osten an den Ort grenzt."

Dem stimmt ein spanischer Spaziergänger nur bedingt zu. Er komme oft aus Artà hierher, weil es einer der schönsten Strände der Insel sei und nicht so weit von seiner Heimatgemeinde entfernt. „Aber laufen könnte ich die -Strecke bis hierhin nicht. Und das geht den Touristen aus anderen Urlaubs-orten im Sommer doch genauso."