Die Fahrt zur spanischen Variante des TÜV ist für Ausländer auf Mallorca ohnehin meist schon mit Nervosität verbunden. Kommt mein Auto durch die Inspección Técnica de Vehículos (ITV)? Verstehe ich alle Anweisungen der Prüfer? Das sind die typischen Bedenken. In Zukunft dürfte es für viele noch ein Stück unangenehmer werden. Vor allem Besitzern älterer Diesel-Fahrzeuge droht Ungemach.

TÜV-Plakette anerkannt

Ab dem 20. Mai sollen die Inspektionen in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf den gleichen Stand gebracht werden. Das birgt zwar zunächst mal eine gute Nachricht etwa für alle, die ihr Auto aus Deutschland auf die Insel mitbringen und hier anmelden wollen. Bislang mussten die Autos, die eine spanische Zulassung bekommen sollten, zuvor die spanische ITV erfolgreich absolviert haben. Diese Pflicht fällt mit der neuen EU-Vorschrift weg. Auswanderer können also mit ihrem deutschen Auto dann zur nächsten Haupt­untersuchung, wenn diese auch in Deutschland fällig geworden wäre.

Prüfung wird teurer

Aber insgesamt muss festgehalten werden: Die neue Hauptuntersuchung dürfte deutlich strenger ausfallen als bisher - und auch teurer werden. Zum neuen Preis wollen sich die Prüfstellen noch nicht festlegen. Derzeit bezahlen Autos auf Mallorca zwischen 34,46 Euro (Benzin) und 50,36 Euro (Diesel). Motorräder zahlen momentan noch 24,43 Euro.

Dass die Preise steigen werden, ist wohl unausweichlich, denn die Kontrollstellen müssen für die neuen Überprüfungen mehrere Tausend Euro teure Geräte anschaffen, die sie dann auch noch mehrmals im Jahr mit rund 700 Euro teuren Updates versorgen müssen. Außerdem dauern die einzelnen Inspektionen länger, sodass pro Tag weniger Autos durchgeschleust werden können. Und die Inspektoren müssen für die neuen Richtlinien eigens geschult werden, was weitere Kosten verursacht.

Ab dem 20. Mai wird von den Prüfstellen zudem verlangt, dass sie mindestens einen Apparat zum Auslesen der Steuergeräte der Autos besitzen. Somit könnte ein zusätzlicher Kostenfaktor für die Prüfstellen - und somit diejenigen, die zur Untersuchung kommen - darin bestehen, dass die Automarken ab sofort für den Zugang zu ihren Steuergeräten kassieren. In Deutschland bezahlen die TÜV-Stellen dafür beispielsweise einen Euro pro Untersuchung an den jeweiligen Autokonzern.

Wehe dem, der einen Diesel fährt

Zu den Änderungen der neuen ITV: War bislang vor allem wichtig, dass die Bremsen, die Lichter und das Reifenprofil in Ordnung waren, wird künftig in der Hauptsache auf die Abgaswerte geschaut, speziell bei Diesel-Fahrzeugen.

Die neue europäische Vorschrift will vor allem verhindern, dass Manipulationen an den Abgaswerten vorgenommen werden können. Die neuen Geräte sollen Betrugsversuche schnell erkennen und ahnden können - eine Lehre aus den Diesel-Skandalen vor allem bei den deutschen Autobauern. Auch viele Werkstätten haben offenbar an den Werten geschraubt, doch mit den neuen Gerätschaften kann das zweifelsfrei festgestellt werden.Experten rechnen damit, dass viele Dieselfahrzeuge, die vor dem Jahr 2000 gebaut wurden, nicht mehr durch die Untersuchung kommen könnten.

Der Computer hat das Wort

Der zweite wichtige Aspekt, der bisher bei der ITV völlig außen vorgelassen wurde, ist die eingehende Untersuchung der Bord­elektronik, die ebenfalls ab dem 20. Mai Bestandteil der Haupt­untersuchung sein wird. Mithilfe des Steuergeräts kann die Prüfstelle dann etwa vom tatsächlichen Kilometerstand des Wagens über diverse Defekte bis hin zur korrekten Funktionsweise der Airbags oder des ABS alles überprüfen.

Hintergrund der Richtlinie ist das europaweite Ziel, bis zum Jahr 2050 die Zahl der Verkehrstoten gen null sinken zu lassen. Daher gilt der Hauptaugenmerk der neuen ITV-Kontrollen neben den Emissionen also den Sicherheitsmaßnahmen der Autos.

Prüfung vorziehen

Daneben gibt es auch noch einige formelle Änderungen ab dem 20. Mai: Aufgrund der zu erwartenden längeren Schlangen in den ITV-Prüfständen und der Terminenge dürfen Autobesitzer in Zukunft ihre Hauptuntersuchung bereits in den 30 Tagen vor dem eigentlichen Termin machen. Wer also im Juli zur ITV muss, kann diese bereits im Juni ablegen, ohne dass der Jahres- oder Zwei-Jahres-Rhythmus dabei verloren geht.

Freie Wahl der Prüfstelle

Wer die ITV beim ersten Versuch nicht bestanden hat und zur Nachprüfung muss, der kann sich ab sofort die Prüfstelle aussuchen. Bisher war es verpflichtend, zur gleichen Prüfstelle wie bei der ersten Untersuchung zu gehen. Die Wahlfreiheit bezieht sich dabei nicht nur auf Mallorca, wo es vier verschiedene Standorte gibt, sondern auf ganz Spanien. Wer möchte, kann also die Nachprüfung auch auf dem Festland machen. Bisher war es durchaus möglich, mit leichten Defekten die Prüfung zu bestehen. Auch das wird es ab sofort nicht mehr geben.

Terminvereinbarung

Nicht ändern wird sich das Prozedere, wie man auf Mallorca einen Termin zur Hauptuntersuchung ausmachen kann. Die Telefonnummer für Termin­absprachen für sämtliche ITV-Zentren auf Mallorca lautet 871-57 55 44. Wer will, kann sich seinen Prüftermin auch auf der Website aussuchen www.serviciositv.es/es/estaciones-itv-mallorca. Dazu klickt man auf der Seite auf den Button „Cita Previa". Dann gibt man neben der Kraftstoffart und dem Autotyp (turismo=Pkw; motocicleta=Motorrad) ein Wunschdatum ein. Welche der ITV-Stationen Kapazitäten hat und welche nicht, sieht man sofort anhand der rot oder grün hinterlegten Uhrzeiten. Auf der Website finden sich auch Anfahrtspläne.

Öffnungzeiten und Adressen

Die ITV-Prüfstationen auf Mallorca haben von montags bis freitags von 7 bis 18.30 Uhr geöffnet (Juli und August: 7.30 bis 14.30 Uhr). Diese Prüfstellen gibt es auf der Insel:

* Inca: Ctra. Palma-Alcudia, Kilo

* Palma I: Gewerbepark Son

Castelló. C/. Gremi Sucrers i Candelers.

* Palma II: Can Pastilla. C/. Canal de Sant Jordi, 1.

* Manacor: C/. Oliveristes.