Die Ausfälle von 72 Mallorca-Flügen durch den Streik der Flugbegleiter von Ryanair haben am Mittwoch (25.7.) und Donnerstag (26.7.) für Chaos und Proteste am Flughafen Palma de Mallorca gesorgt. Während es am Mittwochvormittag zunächst noch relativ ruhig blieb, weil die meisten Passagiere vorab per SMS über den Ausfall informiert worden waren, wurde es am Nachmittag hektischer.

Mehere Fluggäste erfuhren erst am Airport, dass zusätzliche Verbindungen gestrichen wurden. Jede vierte Verbindung zwischen Palma de Mallorca und deutschen Airports fielen aus sowie alle Flüge zum spanischen Festland. Auch Passagiere, die dringend nach Brüssel reisen mussten, wurden auf Flüge in der kommenden Woche vertröstet. Aus langen Schlangen vor den Ryanair-Schaltern am Airport Palma de Mallorca waren Flüche zu hören. Mehrere verärgerte Passagiere schworen sich, die Fluglinie in Zukunft zu boykottieren.

Unterdessen verteilten die Streikenden Flyer an die Wartenden, um über ihre Forderungen aufzuklären. Spanische Ryanair-Mitarbeiter sind überwiegend nach irischem Arbeitsrecht angestellt. Das führt in vielen Fällen dazu, dass sie in Spanien keine Krankenversicherung haben. Wegen Krankheit ausgefallene Arbeitsstunden werden den Angestellten vom Lohn abgezogen. Dieser werde ausschließlich auf Konten in Irland ausgezahlt, was in Spanien zu Problemen bei der Beantragung von Krediten führe. Außerdem würden die Flugbegleiter dazu gezwungen, auf den Flügen aggressive Verkaufsaktionen durchzuführen. Während der Proteste vermummten sich viele Demonstranten ihr Gesicht, weil sie "Repressalien durch den Arbeitgeber" fürchteten.

Mit der flächendeckenden Streichung inländischer Flüge widersetzt sich Ryanair der spanischen Regierung. Diese hatte in der vergangenen Woche ein Dekret erlassen, dass Fluggesellschaft und Streikende dazu verpflichtet, 100 Prozent der Flüge von und zu den Inseln stattfinden zu lassen. Ryanair hatte die Streichungen schon vor dem Dekret beschlossen. Für Entschädigungen der Fluggäste sei gesorgt. Diese haben einen Anspruch auf Ausgleichszahlungen von bis zu 600 Euro sowie auf alternative Transportmöglichkeiten zu ihren Zielen.

Eine Einigung zwischen Ryanair-Chef Michel O'Leary und dem Kabinenpersonal ist bisher nicht in Sicht. Während die Piloten in Irland am Dienstag (24.7.) den Anfang machten, folgen nun die Flugbegleiter in Spanien, Belgien und Portugal. Auch in Deutschland drohen Ausstände. O'Leary setzt auf harte Konfrontation. Sollte er dazu gezwungen werden, spanisches Arbeitsrecht zu befolgen, werde er die Verbindungen von und nach Spanien reduzieren, drohte er in Interviews. /tg