Immer mehr Kreuzfahrt-Reisende suchen ein „Abenteuer light" und buchen eine sogenannte Expeditionskreuzfahrt. Diese zeichnet sich insbesondere über die entlegenen Fahrtgebiete aus. Klassische Destinationen sind dabei die Polarregionen. Im europäischen Sommer geht es Kurs Spitzbergen, Grönland oder Franz-Josef-Land und im europäischen Winter in die antarktischen Gewässer. Während der Überführung von einer in die andere Polarregion werden dann Ziele auf der Route angesteuert. Dabei kommt es zu den seltenen Anläufen an den Küsten Westafrikas oder der pazifischen Küste Südamerikas.

Weitere Regionen, in denen Expeditionen per Kreuzfahrtschiff angeboten werden, sind der Amazonas, die Fjordwelt Chiles, die Galapagos-Inseln, die russischen Pazifikküsten sowie entlegene Regionen der Südsee. Die Königsroute bleibt die vormals selten durchfahrene Nord-West-Passage, die wegen der veränderten Klimabedingungen nun deutlich häufiger angeboten wird. Gerade die entlegenen Polarregionen sind jedoch ökologisch sehr fragile Zonen. Insofern wird der zunehmende Tourismus in diesen Gebieten auch kritisch betrachtet. Befeuert wird diese Diskussion aktuell durch einen Vorfall in Spitzbergen Ende Juli. Ein Mitarbeiter des Expeditionsteams der MS Bremen von Hapag-Lloyd Cruises wurde bei einer Vorerkundung für die Passagiere von einem Eisbären angegriffen und am Kopf verletzt. Das Tier wurde von den anderen Eisbärenwächtern erschossen. Gemäß Reederei ein Fall von Notwehr erhitzen sich besonders in sozialen Medien die Gemüter der Naturschützer und Tierfreunde. Und trotzdem wird diese Art von Reisen zukünftig noch viel beliebter werden.

Hapag-Lloyd Cruises hat zu den beiden im Bau befindlichen Flottenzugängen Hanseatic Nature und Hanseatic Inspiration ein weiteres Expeditionsschiff bestellt. Der französische Anbieter Ponant erwartet mindestens vier zusätzliche Schiffe, Nicko Cruises steigt neu in den Markt ein und Silversea Cruises hat mit der Silver Cloud ein klassisches Luxusschiff so umgebaut, dass es jetzt auch extreme Regionen befahren kann.

Das australische Unternehmen Scenic Cruises baut aktuell das exklusivste Expeditionsschiff, es verfügt über eine Passagierkapazität von lediglich 228 Gästen (200 in Polarregionen). Diese werden von nahezu der gleichen Zahl Crew-Mitglieder inklusive Butlern verwöhnt, können aus acht Restaurants auswählen und wohnen in Veranda Suiten von 32 bis 247 Quadratmetern Größe. Highlight sind die beiden bordeigenen Helikopter und das Unterseeboot, die neben den obligatorischen Zodiac-Schlauchbooten für unvergleichliche Erlebnisse sorgen sollen.

Obwohl nicht alle neuen Expeditionsschiffe so luxuriös sein werden wie die Scenic Eclipse ist eine deutlich stärkere Orientierung Richtung Komfort und Luxus bei allen Neubauten zu beobachten. Der reiseserfahrene Kunde möchte heute auch in entlegenen Fahrtgebieten nicht auf den privaten Balkon, ein exquisites Speisenangebot oder eben manchmal auch auf einen Butler nicht verzichten.

Das Reisemotiv bleibt jedoch die Hoffnung auf außergewöhnliche Naturerlebnisse. Dabei spielen auch Nachhaltigkeit und hohe Umweltstandards eine wichtige Rolle. Geschlossene Müllsysteme, die absolute Vorgabe in Polarregionen niemals mehr als den eigenen Fußabdruck zu hinterlassen sind Teil der Philosophie. Der norwegische Anbieter Hurtigruten setzt bei seinen Neubauten sogar auf besonders verbrauchsarme Hybridantriebe, ein Novum in der Passagierschifffahrt.

Trotz der vielen Neubauten werden Expeditionskreuzfahrten auch zukünftig kein Massengeschäft werden, da einerseits alte Tonnage aus den Flotten ausscheidet und weil die Schiffe mit Kapazitäten von 199 bis 500 Passagieren so überschaubar klein sind. Alle zusammen kommen kaum auf die Bettenzahl eines der geplanten TUI Cruises Schiffe. Und dann sind ja auch noch die Reisepreise, die dafür sorgen werden, dass dieser Markt sehr exklusiv bleiben wird. In Palma werden wir Expeditionsschiffe nur selten sehen. Eine Ausnahme ist die World Vision von Nicko. Interessenten können sich unter kreuzfahrten.mallorcazeitung.es informieren.