Staus nerven. Selbst wenn man keinen wichtigen Termin hat, rauben sie einem wertvolle Zeit. In Deutschland gibt es kaum einen Radiosender, der nicht alle paar Minuten die aktuellen Infos von der Verkehrslage bringt. Auf Mallorca bleiben die Autofahrer meist sich selbst überlassen. Die großen spanischen Radiosender sparen die Insel bei den Verkehrsnachrichten aus, die Regionalsender berichten nur im Extremfall - und das dann auf Katalanisch. Für Deutsche bleiben im Auto meist die Informationen vom Inselradio. Der Sender bezieht sie größtenteils von der Verkehrsleitstelle Palmas. Dort heißt es fast täglich: stockender Verkehr auf der Calle Aragón, den Avenidas und dem Paseo Marítimo.

„Die Verkehrsphänomene in Palma wiederholen sich oft", bestätigt ein Sprecher der Verkehrsleitstelle. „Gegen 7.45 Uhr staut es sich das erste Mal, wenn die Leute zur Arbeit fahren. Eine Stunde später erneut, wenn die Kinder zur Schule gebracht werden. Am Abend das gleiche Spiel: Um 15 Uhr werden die Kinder abgeholt, von 18 bis 20 Uhr herrscht Feierabendverkehr." Im Sommer sei weniger los auf den Straßen in Palma, da die Schulkinder Ferien haben und viele Mallorquiner im Urlaub sind. „Eine Ausnahme ist der bei schlechtem Wetter sprunghaft steigende Urlauberverkehr, viele Touristen kommen dann nach Palma und verstopfen die Straßen. Wir rufen dann die sogenannte Operation Wolke aus."

Die Verkehrsleitstelle ermittelt die Daten mit Zählern im Asphalt. „Davon gibt es in Palma mehr als 400. Wir messen, wie viele Autos drüberfahren und wie lange ein Auto stehen bleibt. Zudem arbeiten wir mit 80 Verkehrskameras." Mit diesen Informationen reguliert die Leitstelle die Phasen der Ampeln. „Autofahrer haben drei Möglichkeiten, um an Informationen zu kommen: Über die Internetseite www.mobipalma.mobi/mobilitat/transit, die App MobiPalma oder einfach über Google Maps." Bei Ersteren beiden gibt es Informationen über Baustellen und Livebilder der Verkehrskameras. Eine Einschätzung über die Dauer der Verzögerung ermöglichen sie nicht.

Diese liefert relativ zuverlässig Google. Wer beim Routenplaner von Google Maps ein Ziel eingibt, sieht auf der blau gekennzeichneten Strecke orangene Abschnitte für stockenden Verkehr und rote Abschnitte für Stau. Bei längeren Staus ist die Länge und Dauer angegeben. Wenn es sich lohnt, wird auch eine Ausweichroute vorgeschlagen. Die Daten erhält das US-amerikanische Unternehmen von den Nutzern selbst. 80 Prozent aller Smartphone-Besitzer nutzen das Betriebssystem Android und haben somit Google vorinstalliert. Wenn sie die GPS-Funktion und die Übermittlung anonymer Standortdaten aktiviert haben, tragen sie zu den Verkehrsinformationen bei. Google analysiert dann, wie schnell das Smartphone den Ort wechselt und wie lange es an bestimmten Punkten stehen bleibt. Diese Methode nutzen auch moderne Navigationssysteme wie zum Beispiel die Geräte von TomTom, die jedoch im Vergleich zu Google geringere Nutzerzahlen haben.

Die Verkehrsanalyse über Google Maps funktioniert natürlich auch außerhalb von Palma. Für die Straßen außerhalb der Städte und Ortschaften zeichnen ansonsten der Inselrat und die spanische Verkehrsbehörde Dirección General de Tráfico (DGT) verantwortlich. Der Inselrat ermittelt das Verkehrsaufkommen mittels Kameras. Über die Website www.conselldemallorca.net (auf der Startseite „El tráfico" anklicken) gibt es auf einer Karte Informationen über Straßensperrungen und Bauarbeiten. Zudem gibt es Bilder von 13 Kameras an Palmas Ringautobahn und der Flughafenautobahn. Derzeit funktionieren jedoch nur drei davon. „Eine Ratte hat die Kabel durchgenagt", so eine Sprecherin des Inselrates. Intern habe der Consell aber inselweit wesentlich mehr und funktionierende Kameras. Eine Einschätzung über die Verkehrslage in Echtzeit ermöglicht der Inselrat aber nicht.

Eine Straßenkarte gibt es auch auf der Website der Verkehrsbehörde DGT (www.dgt.es, auf der Startseite „El tráfico" anklicken und dann „Mapa del tráfico"). Die in der Legende verzeichneten Stufen des Verkehrsaufkommens sucht man auf Mallorca jedoch vergeblich. Dafür gibt es Bilder von Verkehrskameras auch außerhalb von Palma sowie Informationen zu den Standorten von Radarfallen und Gurt-Kontrollen. Die DGT gibt auch Empfehlungen für den Verkehr in den kommenden Tagen. So besteht - wenig überraschend - morgens am Wochenende erhöhte Staugefahr auf dem Weg zum Strand und abends auf dem Weg zurück in die Stadt.