Tapfer harren die Menschen an der Bushaltestelle aus, trotz der drückenden Mittagshitze auf Mallorca an diesem Freitag (17.8.) um 13.35 Uhr an der Playa de Formentor. Statt in den kühleren Schatten des angrenzenden Wäldchens zu flüchten, nehmen sie die pralle Sonne in Kauf. Wer aus der Reihe tanzt, die sich schon seit geraumer Zeit gebildet hat, dessen Chancen stehen mehr als schlecht, einen Platz in dem neuen Shuttle-Bus zum Leuchtturm am Cap Formentor zu ergattern.

Darauf macht auch eine Ordnerin mit Warnweste diejenigen aufmerksam, die nachfragen, ob der Transfer denn wirklich stattfindet. Sie hat sich etwas abseits im Schatten mit einem kleinen Tischchen positioniert. „Um 14 Uhr fährt der Bus ab. Aber ich kann Ihnen nicht versprechen, dass sie reinkommen", sagt sie auf Englisch zu einem jungen Pärchen. Wann denn der nächste Bus fahre. „Eine Stunde später. Aber auch da gibt es keine Garantie, wenn Sie nicht vorne in der Schlange stehen."

Sie hatten das Verkehrschaos auf den Serpentinenstraßen zum Cap Formentor eindämmen sollen, die Shuttle-Busse, die seit 9. Juli von Port de Pollença über die Platja de Formentor zum Leuchtturm fahren. Doch auch, wenn 12.060 Fahrgäste bis Ende Juli zustiegen und die Blechlawine reduziert wurde, geht es bislang nicht weniger chaotisch zu. Das balearische Verkehrsministerium verweist darauf, dass man den Bustransfer zwischenzeitlich ausgebaut habe und dass es sich bislang um eine Pilotphase handle, die Ende August zu Ende gehe - dann verschwindet die Schranke erst mal. „Die notwendigen Verbesserungen werden wir für die nächste Saison berücksichtigen", so eine Sprecherin zur MZ.

Parkchaos am Es Trenc

Auch am Naturstrand Es Trenc im Süden erzielen die bereit seit 2016 eingesetzten Shuttle-Busse nicht die gewünschten Ergebnisse. Überfüllung ist hier allerdings nicht das Problem. Vielmehr scheint der Service, der Sa Ràpita und Ses Covetes verbindet und Anschluss an Palma hat, vielen Badegästen zu unbequem zu sein ­- die Zahl der Privat-Pkw, die sich täglich durch die Dünenlandschaft schlängeln, ist weiterhin enorm. Gezählt wurden bis Ende Juli nur 1.985 Busfahrgäste. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 58 Prozent.

„Die Touristen erfinden neue Parkplätze", titelt eine Anwohnerin in den sozialen Netzwerken und veröffentlichte Fotos von Fahrzeugen, die auf privaten Grundstücken und Feldern parken. Seit das Gebiet um den Strand in der Gemeinde Campos zum Naturschutzgebiet deklariert wurde, gibt es eine limitierte Zahl an Parkplätzen. Diese sind derzeit in der Regel bereits gegen 10 Uhr voll besetzt, dann wird die Zufahrt gesperrt. Ein neuer Parkplatz, der eigentlich schon zu Saisonbeginn eröffnen sollte, ist immer noch nicht fertiggestellt. Am Dienstag (21.8.) knackten Parkwillige kurzerhand das Gatter zu einer Stellfläche auf Privatgrund, die vor Jahren einmal als alegaler Parkplatz genutzt worden ist.

Aufgrund der chaotischen Zustände fordern Anwohner eine Krisensitzung zwischen Campos, Inselrat und Landesregierung. Die Strandbesucher müssten sich eben erst darüber klar werden, dass es bequemer sei, mit dem Bus zu fahren, so die Sprecherin des Verkehrsministeriums. Der Erfolg der Konzepte hänge auch stark von der Haltung der Gemeinden ab, man könne sich nicht über deren Zuständigkeit hinwegsetzen. Das gelte auch für Santanyi, wo Shuttle-Busse 815 Fahrgäste zu den Stränden von Cala S'Almunia und Cala Llombards, transportierten - ein Plus von 53 Prozent.

Geduldsprobe in Formentor

In Formentor geht das Konzept am weitesten. Eine Kunststoffbarriere macht deutlich, dass für Autofahrer an der Playa de Formentor zwischen 10 und 19 Uhr Endstation ist. Wer bis zum Leuchtturm kommen will, dem bleibt nur der Bus. Nicht wenige stellen ihr Auto an der Platja de Formentor ab und gönnen sich ein paar Stunden am Strand, bevor sie weiter zum Leuchtturm fahren. So wie die niederländische Familie, die nun ebenfalls in der Schlange steht. Ihre Füße sind voller Sand, aus der Tragetasche ragt eine Strandmatte. Das Problem: Wenn die 55 Plätze im Bus schon bei der Abfahrt in Port de Pollença belegt sind oder weniger Fahrgäste an der Playa de Formentor aus- als einsteigen wollen, dann haben die weiteren Pech gehabt. „Das passiert um die Mittagszeit eigentlich ständig", sagt die Ordnerin. „Aber am Nachmittag wird es meist besser."

„Wir könnten ja versuchen, die anderen mit Süßigkeiten zu bestechen, damit sie uns nach vorne lassen", schlägt eine Spanierin ihrer Freundin im Scherz vor. Mittlerweile ist die Schlange gut 60 Personen stark. Dass nicht alle mitkommen, ist pure Mathematik. Da biegt der Bus um die Ecke. 13 Personen steigen aus. Wie viele weitere Plätze noch frei sind, ist durch die getönten Scheiben nicht zu erkennen. „Das wird eng", sagt die Spanierin. Als gut 25 Passagiere zugestiegen sind, geht die Tür zu - direkt vor der Nase von Nina Wandel und ihrem Freund Mathias. „Tja, knapp verpasst." Es sei schon das zweite Mal, dass sie nicht zusteigen dürfen. Beide wirken erstaunlich gelassen, genau wie die Menge hinter ihnen, die sich jetzt zerstreut. „Es gibt Schlimmeres. Aber noch einmal warten wir nicht", so Mathias. Immerhin haben sie ihr Auto hier stehen und sind nicht gestrandet wie die niederländische Familie, die mit dem Bus angereist war. „Dann muss der Leuchtturmbesuch eben ausfallen."