Mein rechter, rechter, rechter, rechter, rechter usw. Platz ist frei! Dieses Spiel hätte man an Bord einer Norwegian-Maschine, am Sonntagmorgen (4.10.) von Hannover nach Palma unterwegs, 187 Mal spielen können. Denn die Boeing 737 war fast komplett leer. An Bord waren nur Pilot, Co-Pilot, drei Flugbegleiter, die Autorin dieses Artikels und ein weiterer Gast - aber den konnte man ja schon einmal aus dem Augenwinkel verlieren. Endlich mal freie Platzwahl auf dem Flug nach Mallorca!

Allerdings musste man für solch einen Glücksmoment um 0.25 Uhr fliegen. Hinzu kam noch, dass am Abreisetag der neue Winterflugplan in Kraft trat und die Maschine sowieso irgendwie aus der Zeit gefallen war, da wir die Uhr in der Luft auf Winterzeit zurückstellten. Norwegian konnte auf eine spätere Anfrage jedenfalls keine Erklärung liefern.

Dafür war man am Boden umso aufmerksamer. Kurz nach dem einsamen Security-Check in Hannover fragte eine Flughafenmitarbeiterin: „Fliegen Sie nach Mallorca? Frau Obschinsky? Das Flugzeug steht

bereit." Auch das Boarden war dann anders als sonst: ohne Fluggäste keine Schlange, kein Aufruf, kein Ticketvorzeigen. „Ich weiß ja, wer Sie sind", sagte eine andere Dame am Gate. An Bord staunte der Flugbegleiter: „So etwas hab ich noch nie erlebt. Normalerweise ist der Flieger gut gebucht."

Bevor die Vorbereitungen abgeschlossen waren, schaute der Pilot persönlich vorbei. „Ich fliege heute Ihren Privatjet," ­scherzte er. Kurz vor Abflug stieg dann aber doch noch ein Spanier zu. Die Bord-Durchsage richtete der Pilot kurz danach deshalb an „Dear Lady and Gentleman". Man könnte schlechter reisen, für 29,90 Euro.

Der Flug selbst war die meiste Zeit über ruhig und unspektakulär. Wie bei günstigen Airlines üblich, gab es keinen Bord-Service. So kamen die Flugbegleiter nur ab und zu in der ersten Reihe vorbei, um zu fragen, ob alles okay ist. Über Frankreich wurde die Maschine von Turbulenzen ordentlich durchgeschüttelt. Da kann man sich plötzlich ganz schön einsam fühlen, wenn um einen herum die leeren Sitze wackeln.

Nach der Landung um kurz vor drei Uhr stand die Crew samt Pilot am Ausgang Spalier. „Danke, dass Sie mich geflogen haben", sagte ich und meinte das ganz wörtlich.