Der zweite Ring von Palma, das war bislang eine der Strecken auf Mallorca mit der gefühlt höchsten Kreisverkehrdichte. Ab Frühjahr kommenden Jahres dagegen soll kein Kreisel mehr die Autofahrer bremsen. Stellen Sie sich vor, Sie biegen von der Flughafen-Autobahn auf Höhe von Coll d'en Rabassa in Richtung Einkaufszentrum FAN ab. Über den Kreisverkehr an der Manacor-Schnellstraße führt nun eine Brücke mit zwei Fahrbahnen pro Richtung. Der nächste Kreisverkehr auf Höhe von Son Ferriol ist ganz verschwunden. Und der Kreisel hinter Son Ferriol, an der alten Landstraße von Sineu, wurde eine Etage höher gelegt - der zweite Ring führt nun unter ihm hindurch in Richtung Inca-Autobahn.

Trotz einer Länge von gerade einmal 2,2 Kilo­metern ist es die derzeit größte Baustelle Mallorcas - und es wird eine Weile dauern, bis der gerade erst begonnene Ausbau der Landstraße nach Campos die via conectora übertrumpfen wird. Nach dem Endlos-Ärger um Projektänderungen, einem Baustopp von rund anderthalb Jahren wegen Ausführungsmängeln und der Neuausschreibung wird ­inzwischen ohne Unterlass am zweiten Ring gearbeitet, der in erster Linie Palmas Ringautobahn entlasten soll. Autofahrer, die nicht täglich auf der Ma-30 unterwegs sind, finden sich beständig auf neuen, provisorischen Umfahrungen wieder, auf denen man durchaus die Orientierung verlieren kann.

Trotz der unübersichtlichen Lage und der monatelangen Sperrung der Manacor-Straße am großen Kreisel gebe es derzeit weniger Behinderungen als befürchtet, meint Marc López, zuständiger Abteilungsleiter bei Mallorcas Inselrat. Das Verkehrschaos zu Beginn der Sperrung erklärt er damit, dass sich Autofahrer zunächst an die Umleitungen gewöhnen mussten und sich zudem mehrere Unfälle auf der Ringautobahn ereigneten. Inzwischen hätten sich aber die alternativen Strecken bei den Pendlern herumgesprochen, auch wenn der Camí Fondo, der etwas versteckt parallel zur Flughafen-Autobahn verläuft, weiterhin wenig befahren sei. Hinzu kommt, dass der neue Kreisverkehr auf der alten Landstraße nach Sineu bereits bis auf die Abfahrt in Richtung Inca-Autobahn in Betrieb ist.

Dafür haben die mehr als hundert Bauarbeiter gesorgt, die weiterhin wochentags im Einsatz sind. Samstags werkeln 20 von ihnen weiter, bei heiklen Operationen werden zudem auch Sonntags- und Nachtschichten angesetzt. Das war bislang der Fall, als zum Beispiel im Mai sowie im September Wasserrohre der Stadtwerke Emaya und Pipelines des Treibstoffdepots CLH an die neue Verkehrsführung angepasst werden mussten. Vor allem für die Installation der überdimensionalen Betonträger, die per Schiff auf die Insel und mit Spezialtransportern zur Baustelle gebracht werden, sind Sonderschichten nötig. Auf Mallorca seien Bauteile dieser Dimensionen nicht zu haben, so López, deswegen der Import. Insgesamt 15 Betonträger werden für die Überführungen gebraucht, sie messen jeweils zwischen 26 und 33 Metern Länge und wiegen zwischen 63 und über 100 Tonnen.

Mausefalle Son Ferriol

Leidtragende der Bauarbeiten sind nicht nur die Pendler, sondern auch die Bewohner von Son Ferriol, die seit Jahren zwischen Bauarbeiten leben und sich zwischenzeitlich wie in einer Mausefalle vorkamen. Der jahrelange Protest gegen den Ausbau war ohne Erfolg, aber zumindest wurden Zugeständnisse gemacht. So wurde die Fahrbahn auf Höhe des Ortes sozusagen tiefergelegt und ist - abgesehen von den Überführungen - von Son Ferriol aus praktisch nicht mehr zu sehen. Parallel zum gesamten Abschnitt wird ein Fahrradweg entstehen.

Die Arbeiten teilen vier verschiedene Baufirmen unter sich auf - ursprünglich waren es fünf -, die zusammen als Bietergemeinschaft (UTE) bei der Ausschreibung des Inselrats den Zuschlag erhalten hatten. Mit einem Angebotspreis von 28 Millionen Euro für die Ausführung des Projekts haben sie die Vorgaben des Consell sogar um 10 Millionen Euro unterboten. Das Geld zahlt in jedem Fall die Zentralregierung - zwar hat Mallorcas Inselrat die Zuständigkeit für den Straßenbau, doch für die Finanzierung wurde ein Rahmenabkommen mit Madrid geschlossen.

Und das restliche Teilstück?

Während die weiteren Abschnitte III und IV der via conectora bis zur Inca-Autobahn schon längst fertig ausgebaut sind, wird der fehlende Abschnitt I - er reicht von der Flughafen-Autobahn bis zur Anschlussstelle am Manacor-Kreisel - deutlich teurer und komplizierter. Die Straße ist vor allem durch die Anfahrten zum Einkaufszentrum FAN überlastet, hier verlaufen weitere Pipelines im Erdreich, und auch die Strecke der geplanten Straßenbahn an die Playa de Palma muss berücksichtigt werden.

Derzeit gibt es gerade mal eine Vorlage für die Streckenführung - sie sieht den Ausbau von zwei Kreisverkehren und den Neubau von drei weiteren vor, die Kosten dürften sich auf weitere 44 Millionen Euro belaufen. Man bemühe sich derzeit um einen Konsens mit beteiligten Institutionen, Verbänden und Anwohnern, meint López - und auch wenn er es nicht sagt, ist klar, dass man so kurz vor den Wahlen mit keinem kontroversen Großprojekt vorpreschen will. Schließlich hat Inselratspräsident Miquel Ensenyat von der linksökologischen Regionalpartei Més wegen der Schnellstraße Campos-Llucmajor auch so genug Ärger mit Umweltschützern.

Da käme es gerade recht, wenn im beginnenden Wahlkampf der Termin für den Abschluss der Bauarbeiten nicht nur eingehalten, sondern sogar unterboten wird. Wenn nichts dazwischenkomme, könnte der Abschnitt II schon im Februar abgeschlossen sein, meint López - einen Monat früher als in der Ausschreibung festgeschrieben.