Wer auf einer Insel wie Mallorca wohnt, kommt nur schwer ums Fliegen herum und verursacht damit, je nach den restlichen Lebensgewohnheiten, womöglich einen höheren CO2-Ausstoß als Nicht-Inselbewohner. Die MZ zeigt Ihnen, wo Sie messen können, wie sich Ihre Fluggewohnheiten auf Ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck auswirken und wie Sie - bei schlechtem Gewissen - Buße tun können.

Das Umweltbundesamt hat eine Liste mit Anbietern von sogenannten CO2-Kompensationsleistungen (www.bit.ly/Kompensationszahlungen) angefertigt, mit denen auch manche Airlines kooperieren, Lufthansa etwa tut dies mit Myclimate (www.bit.ly/Lufthansa-Myclimate). Bei Organisationen wie Myclimate, Atmosfair oder Primaklima können Vielflieger auf freiwilliger Basis Geld als Ausgleich für den beim Fliegen verursachten CO2-Ausstoß spenden. Die Anbieter setzen sich dann durch Klimaschutzprojekte dafür ein, dass an anderer Stelle dieselbe Menge CO2 eingespart wird - etwa indem sie wie Atmosfair Haushalte in Ruanda mit effizienten Öfen versorgen, was Brennstoff spart.

CO2-Emissionen messen und ausgleichen

Die Vorgehensweise zum Messen des beim Fliegen verbrauchten Kohlendioxids ist immer ähnlich. Mit am einfachsten zu bedienen und am ausgefeiltesten ist die von Atmosfair: www.bit.ly/Kompensation-atmosfair. Dort trägt man zunächst die Flugdaten ein: Start- und Zielflughafen, optional Sitzklasse, Flugart (Linie oder Charter) und Flugzeugtyp. Dann zeigt die Website an, wie viel Kohlendioxid die angegebene Anzahl an Passagieren sich auf dem Flug schätzungsweise zu Schulden hat kommen lassen. Dabei unterscheidet Atmosfair die Werte der CO2-effizientesten Airlines (Condor, Tuifly und Ryanair) von denen einer durchschnittlichen Fluggesellschaft.

Nach dem Auswählen einer der drei Airlines oder der Durchschnitts-Airline schlägt die Seite einen Kompensationsbetrag vor. Für einen Flug mit Ryanair nach Frankfurt etwa wären das 6 Euro. Damit gleicht ein Fluggast 210 Kilogramm verbrauchtes CO2 aus. Mit 23 Euro pro Tonne Kohlendioxid liegt Atmosfair im Vergleich zu anderen Anbietern, bei denen die Tonne ab 5 Euro kostet, an der oberen Grenze. Das in Kilogramm gemessene Kohlendioxid vergleicht der 2005 gegründete Anbieter anschließend mit der durchschnittlichen Pro-Kopf-Jahresemission in Indien (1.600 Kilogramm), dem Ausstoß für ein Jahr Autofahren eines Mittelklassewagens (2.000 Kilogramm) und dem klimaverträglichen Jahresbudget eines Menschen (2.300 Kilogramm). Wer weniger oder mehr spenden möchte, kann den Betrag, bevor es zur Kasse geht, nach oben oder unten justieren.

Diesen Weg geht das Geld

Welchen Weg das Geld der Verbraucher ab dem Zeitpunkt der Überweisung nimmt, hat die Stiftung Warentest in ihrem zu Beginn des vergangenen Jahres gemachten Vergleichstest von sechs Anbietern von Ausgleichszahlungen erklärt. Myclimate, Atmosfair, Primaklima und Co. kaufen von Klimaschutzprojekten sogenannte Zertifikate. Dabei handelt es sich um Bescheinigungen, die zugleich belegen sollen, dass es sich tatsächlich um nachhaltige Investitionen handelt. Damit hat der Mallorca-Bewohner, der nach Frankfurt fliegt, den CO2-Ausstoß ausgeglichen und kann sich besseren Gewissens bei Freunden oder Verwandten in Deutschland erholen.

"Sehr gut" nur für drei von sechs

Nicht nur an die Transparenz der Organisationen hat die Stiftung Warentest bei ihrer Studie hohe Anforderungen gestellt. Auch die Qualität der Zertifikate, mit denen den Projekten die CO2-Einsparung bescheinigt wird, war entscheidend. Das Gesamtergebnis: Als sehr gut wurden die Kompensations-Projekte von Atmosfair, Klima-Kollekte und Primaklima bewertet. Die ersten beiden Organisationen unterstützen vorrangig Projekte, die mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien zu tun haben. Atmosfair hilft neben dem eingangs erwähnten Projekt in Ruanda beim Bau von mit Solaranlagen ausgestatteten Gasthäusern in Nepal. Klima-Kollekte etwa ersetzt in Tumkur in Indien kerosinbetriebene Lampen durch Solarlampen. Primaklima konzentriert sich auf Waldprojekte, etwa Wiederaufforstung in Bolivien oder im Kibale-Nationalpark in Uganda. Myclimate schneidet mit der Note "gut" ab, Klimamanufaktur und Arktik sind laut Stiftung Warentest nur "ausreichend". Die ausführliche Studie finden Sie unter www.bit.ly/Stiftung-Warentest-Studie.

Nicht nur beim Fliegen kompensieren

Das Kompensieren von CO2 ist keineswegs nur auf Reisen beschränkt. Der persönliche ökologische Fußabdruck umfasst unter anderem auch die Wohnsituation und Heizart. Wer wissen will, wie groß sein Jahresabdruck ist, kann zum Beispiel auf den Rechner des Umweltbundesamts zurückgreifen (www.bit.ly/Rechner-Umweltbundesamt). Die Ergebnisse zeigen einerseits, wie man im Vergleich zum Durchschnitt dasteht. Andererseits veranschaulichen sie, was geänderte Lebensgewohnheiten, etwa den Fleischkonsum betreffend, ausmachen können. Die Stiftung Warentest hält einen Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 zwischen ein und zwei Tonnen im Jahr für klimaverträglich. Der tatsächliche Durchschnitt der Deutschen liege im Jahr jedoch bei rund elf Tonnen. Kurzum: Es ist besser, CO2 zu sparen, als es zu kompensieren.