Die Klagen über Mietwagenfirmen auf Mallorca und ihre Geschäftspraktiken sind zwar nicht ganz neu, aber in Zeiten der Corona-Pandemie laufen manche Unternehmen offenbar zur Hochform auf, wenn es darum geht, den Kunden mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, als diese das geplant hatten. Die MZ ­haben eine Reihe von Beschwerde-Mails über das Gebaren von Mietwagenfirmen am Flughafen von Son Sant Joan erreicht.

So schreibt ein Urlauber von seinen Erfahrungen mit Record go. Mitte Juli hatte er ein Auto gemietet, das bei der Übergabe Einbruchsspuren an der Tür aufwies. „Ich fotografierte es und sagte den Frauen an der Ausgabe Bescheid. Sie sagten: ,Kein Problem'", berichtet der Kunde. Dennoch seien ihm bei der Rückgabe des Autos 232 Euro in Rechnung ­gestellt worden. Erst nach mehreren Nachfragen sagte der Anbieter eine Erstattung des Schadensbetrags zu, „da aus den Bildern ersichtlich ist, dass der Schaden tatsächlich bereits bei Übernahme des Fahrzeuges vorhanden war", wie es in der E-Mail heißt.

Die Wut der Kunden richtet sich aber in erster Linie gegen Goldcar. Das zum Europcar-Imperium gehörende Unternehmen war in den vergangenen Jahren sehr darauf bedacht, Ärger zu vermeiden. Seit diesem Jahr scheinen die guten Grundsätze über den Haufen geworfen. „Wir haben vermehrt Kundenbeschwerden über Goldcar und versuchen auch, das auf unserer Website so darzustellen", sagt Frieder Bechtel vom Online-Broker billiger-miet­wagen.de. Dementsprechend werde Goldcar, gemeinsam mit Anbietern wie Record go, Click & Rent oder auch OK Rent a Car, ausdrücklich nicht auf den ersten Klick angezeigt, wenn Kunden auf der Suche nach Mietwagen sind. Wer auf der Plattform beispielsweise für Mitte September am Flughafen von Palma ein Auto sucht, der bekommt unter dem Reiter „Beste Angebote" eine Auswahl von Fahrzeugen angezeigt, die von Vermietern mit guter ­Bewertung stammen. Erst wer bei der Sortierung „Niedrigste Preise" anklickt, der bekommt Autos der Anbieter mit negativen Bewertungen angezeigt. Und da zeigen sich schon auf den ersten Blick eklatante Preisunterschiede. Während bei „Beste Angebote" im September der günstigste Tarif beim Anbieter Budget für einen Fiat 500 oder vergleichbare Pkw bei 20,98 Euro pro Tag beträgt, gibt es bei „Niedrigste Preise" bei Click & Rent bereits für 5,69 Euro einen ähnlich großen Fiat Panda.

Beim Broker autoeurope.com werden bei der Auswahl Unternehmen wie Goldcar, Click & Rent oder Record go erst gar nicht angezeigt. Aber nicht alle Online-Vermittler gehen so vor. Bei cardelmar.de beispielsweise werden standardmäßig die niedrigsten Preise angezeigt, wo dann wieder Click & Rent vorne liegt. Erst wer bei der Sortierung auf Kundenempfehlungen klickt, bekommt die besser bewerteten Anbieter ganz oben aufgeführt. Auch beim Vermittler doyouspain.com geht die Sortierung nach dem Preis vor sich. Kunden können allerdings festlegen, welche Mietwagenfirmen sie bei der Suche ausschließen möchten. Dafür kann man hier die Tankregelung (voll/leer oder voll/voll) auswählen. Die Seite empfiehlt letztere Option. So hat der Kunde selbst die Wahl, wo er tankt, und läuft nicht Gefahr, hohe Gebühren für die Tankfüllung zu bezahlen - einer der Aufreger bei Goldcar.

Am häufigsten sind inzwischen aber wieder Beschwerden über Zusatzversicherungen, die Mitarbeiter am Schalter den frisch ­angekommenen Mallorca-Urlaubern aufschwatzen wollen. Die Bewertungsportale im Internet sind voll von Unmut: Viele User beklagen, dass sie regelrecht genötigt worden seien, Zusatzversicherungen abzuschließen. Ein Leser schreibt der MZ, dass er das Auto über das ­Internet gebucht hatte mit der Ansage, dass vor Ort lediglich noch eine Kaution bezahlt werden müsse. Vor Ort habe er dann für den ­Wagen statt der ursprünglichen Summe von 240 Euro 420 Euro zahlen müssen, die ­Kaution noch nicht eingerechnet.

Die Situation bei Goldcar dürfte auch mit der finanziellen Situation des Unternehmens zu tun haben. Die Europcar-Gruppe ist derzeit auf der Suche nach Investoren, an der Börse haben die Papiere stark nachgegeben, wie in den vergangenen Wochen etwa Reuters berichtete. Der Sprecher der Firma war für eine Stellungnahme trotz mehrfacher Anrufe nicht zu erreichen.

Wer nun in seinem Urlaub Ärger mit einem Mietwagenanbieter vermeiden will, der sollte bereits bei der Buchung genau darauf achten, welche Vertragskonditionen gelten. Sicher geht man in jedem Fall, wenn man auf Mallorca Firmen den Vorzug gibt, die mit dem Gütesiegel „Empresa avalada" ausgezeichnet wurden. Diese haben sich dazu verpflichtet, einen Best-Practice-Katalog einzuhalten und ein Merkblatt herausgegeben mit Tipps, worauf zu achten ist: bit.ly/Merkblatt-Mietwagen.

Auf Nummer sicher geht auch, wer Firmen vertraut, die im Januar dieses Jahres bei einer Online-Umfrage der Mallorca Zeitung auf den ersten Plätzen gelandet waren. Sieger bei der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kundeninstitut durchgeführten Erhebung war damals Sixt geworden. Auf den Plätzen 2 bis 4 folgten Hertz, Hiper Rent a Car und Tui Cars, die die Note „sehr gut" erhielten. Sunny Cars, Europcar, Wiber, Vanrell Rent a Car, Avis und Hasso sicherten sich ein „gut".