Reisen zwischen Deutschland und Mallorca sind derzeit durch die Corona-Auflagen kompliziert - und dürften von den für Mitte Oktober von der Bundesregierung geplanten verschärften Quarantäne-Auflagenverschärften Quarantäne-Auflagen noch zusätzlich erschwert werden. Für Urlauber und Residenten, die privat reisen, ist das ärgerlich, für Berufspendler dagegen oft mehr als das.

Die Situation ist auf gut Deutsch gesagt beschissen", findet Anwalt Manuel Stiff auf MZ-Anfrage deutliche Worte. Er verbringt normalerweise abwechselnd eine Woche auf Mallorca und eine in Deutschland. Nicht nur, weil er dort Mandanten trifft, sondern auch, weil sein 14-jähriger Sohn in NRW wohnt und sich Stiff das Sorgerecht mit seiner Ex-Frau teilt. Bereits während des Lockdowns hatte er Probleme, seinen Wochenrhythmus einzuhalten, obwohl er als Anwalt als Organ des Justizwesens von Reiseverboten ausgeschlossen war. Momentan nimmt er den geforderten PCR-Test in Kauf, dem es in Deutschland bedarf, um die Quarantäne zu verkürzen. „Ich lasse mich auf der Insel testen und reise mit dem Negativ-Ergebnis ein, das ist ein Kostenaufwand und ärgerlich, aber machbar", so Stiff.

Sollte es wie geplant aber Mitte Oktober dazu kommen, dass alle aus Risikogebieten in Deutschland Einreisenden so oder so in Quarantäne gehen müssen und sich frühestens fünf Tage nach der Ankunft testen lassen dürfen, wäre das für ihn ein „Knockout-Argument". „Als im Frühjahr erstmals Reisebeschränkungen zwischen den Ländern in Kraft traten, gab es eine Bundesmuster-Corona-Verordnung zwischen Bund und Ländern, die Sonderregelungen bei geteiltem Sorgerecht vorsieht. Wie das konkret aussieht, muss ich dann im kommenden Monat eruieren, wenn es tatsächlich zu einer Verschärfung kommen sollte", so Stiff.

Abgesehen von der Beziehung zu seinem Sohn machen ihm auch die Treffen mit seinen Mandanten in Deutschland Sorgen. „Es gehört zu meinem Angebot dazu, dass sie mich in Deutschland treffen können, auch weil ich vertrauliche Unterlagen immer im Handgepäck mitbringe." Die Flugverbindungen erschwerten das Ganze. „Wenn niemand mehr fliegen will oder kann, wird es auch weniger Flüge geben. Alles ist schwerer zu planen, und das verlängert die Bearbeitungszeiten."

Armin Reichmann, ebenfalls Anwalt auf Mallorca und auch häufig zwischen Deutschland und der Insel unterwegs, sieht das Ganze gelassener. „Erst mal sollten wir abwarten, wie die Regelungen sich wirklich gestalten und dann schauen. Ich bin unerschütterlicher Optimist", betont er. Allerdings seien seine Reisen nach Deutschland sowohl in privater als auch in beruflicher Hinsicht weniger dringend erforderlich als im Fall von Kollege Stiff. „Im schlimmsten Fall kann ich ein paar Monate nicht fliegen. Aber ich mache mir null Sorgen um die berufliche Zukunft meiner Mitarbeiter oder meiner Kanzlei. Dafür habe ich in meinem Leben als Selbstständiger schon zu viele Krisen miterlebt und überstanden."

Der Künstler Frank Krüger aus Capdepera, der neben seinen Galerien auf Mallorca auch eine in Berlin betreibt und zudem oft in New York unterwegs ist, hat seine Reisen in diesem Jahr stark reduziert. „Normalerweise bin ich zwei- bis viermal im Monat in Berlin, in den vergangenen Monaten war es nicht mehr so oft", berichtet er. Die Male, die er trotz gefordertem PCR-Test dennoch geflogen ist, seien weitgehend problemlos verlaufen. „Aber bei den geplanten Neuregelungen und mindestens fünf Tagen Quarantäne kommt das Pendeln für mich nicht mehr infrage", sagt er. Glücklicherweise leite sein Bruder die Galerie in Berlin. „Da ist das Vertrauen natürlich groß." Wie bereits während des Lockdowns kann er sich vorstellen, mehr virtuelle Galerie-Führungen anzubieten. „Da muss man dann halt irgendwie Lösungen finden."

Peter Lewinski, der in Deutschland als Systemingenieur tätig ist, aber seit mehr als 30 Jahren auf Mallorca lebt und hier mit Alarm- und Solaranlagen arbeitet, fliegt normalerweise vier bis fünf Mal pro Jahr berufsbedingt nach Deutschland. „Das geht auch gar nicht anders, für meine Aufgaben muss ich vor Ort sein", berichtet er. Er überlege ernsthaft, seinen Erstwohnsitz auf Mallorca aufgrund der aktuellen Situation aufzugeben. Die in jahrzehntelanger Arbeit selbst gestaltete Finca hat er bereits zum Verkauf angeboten. „Die endgültige Entscheidung ist noch nicht gefällt, aber wenn es tatsächlich zu solch übertriebenen Reisebeschränkungen kommt, dann muss man sich entscheiden und kann nicht mehr zwischen den Stühlen sitzen", findet er.

Das sieht Andreas Adenauer, Gründer der Modemarke „Adenauer & Co", ähnlich. Nach wie vor fliegt er alle ein bis zwei Wochen zwischen Mallorca und Deutschland hin und her. Es sei für ihn keine Option, die Filialen der Firma aufzugeben, ebenso wenig wie die Familie wochenlang nicht zu sehen. „Ich kann bei beidem nicht sagen, ich lasse es, und das zerreißt mich", sagt er. Momentan nimmt er die Reiseauflagen bereitwillig auf sich, macht vor der Abreise auf Mallorca auch stets einen Corona-Test, um sicher zu sein, kein Risiko für andere darzustellen. „Aber nach der Einreise fünf Tage zu Hause bleiben zu müssen ist vollkommen abstrus. Wenn es so kommt, habe ich ein Problem."