Kennen Sie den? Kommt ein Mann mit einem uralten Fiat Panda zum Gebrauchtwagenhändler und fragt, was er für sein Auto bekommt. Der Verkäufer schaut sich den Wagen skeptisch an und sagt: „Kommt darauf an. Wann waren Sie denn das letzte Mal tanken?"

Es passiert nicht selten, dass schrottreife Autos auf Mallorca am Straßenrand in Gewerbegebieten oder auf Parkplätzen, wie dem am Flughafen, vor sich hingammeln. In Palmas Stadtviertel Nou Llevant in der Nähe der Ringautobahn finden sich eigentlich immer einige Autowracks, bei denen Diebe alle brauchbaren Teile abmontiert haben und Vandalen ihr Werk trieben. Auch die Anwohner des Viertels Sa Teulera klagen, dass ihre Straßen mit alten Karossen zugemüllt werden. „Der von der Stadt beauftragte Abschleppdienst sucht immer Straßen, wo die Autos abgestellt werden können", sagt eine Sprecherin des Rathauses gegenüber dem „Diario de Mallorca". Dabei würde es sich aber nicht um verlassene Autos handeln, die in die Schrottpresse gehören, sondern um Fahrzeuge, die umgestellt werden müssen, was meist bei Falschparkern in der ORA-Zone der Fall ist.

Deponie geschlossen

Aber auch hier sind viele Wracks zu sehen, die keineswegs mehr fahrtüchtig sind. Das hängt damit zusammen, dass die städtische Deponie für abgeschleppte Autos, Son Toells, seit einem Jahr geschlossen ist. Das Umweltamt hatte das Rathaus abgemahnt, da Regelverstöße vorlagen und die Wracks den Boden kontaminierten.

„Das ist ein großes Problem", sagt ein Sprecher der Policía Local von Palma. „Verlassene Autos kommen eigentlich nach Son Toells. Nun können wir sie höchstens auf freie Parkplätze in abgelegene Stadtviertel bringen." Rein rechtlich gesehen kann ein Auto, das eine Woche nicht bewegt wurde, schon als verlassen angesehen werden. „Da das aber wegen Krankheit oder Urlaub sein kann, werden wir in der Regel erst nach einem Monat aktiv."

So geht die Polizei vor

Die Polizei entscheidet zwischen fahrtüchtigen Autos und Schrott. Letzteres ist zum Beispiel der Fall, wenn der Wagen schon keinen Motor und keine Räder mehr hat. „Nur wenn ein Auto in einem schlechten Zustand eine Gefahr darstellt, können wir es zum Schrottplatz bringen", sagt der Sprecher. Im anderen Fall wird das Auto umgeparkt.

Im ersten Schritt prüft die Polizei, ob das Auto geklaut wurde. Ist dem nicht so, macht die Behörde den Eigentümer ausfindig. Nicht selten sind an den verlassenen Wracks noch die Nummernschilder dran. Reagiert der Fahrzeughalter nicht, gibt es eine Anzeige. In der Zwischenzeit wird das Auto mit einem gelben Sticker versehen, der darauf hinweist, das es ins Visier der Beamten geraten ist. „Es folgt ein langer bürokratischer Prozess. Nach sechs Monaten können wir das Auto dann zum Schrottplatz bringen", so der Sprecher.

In den vergangenen elf Monaten habe die Polizei 217 Wracks auf Palmas Straßen eingesammelt und verschrotten lassen, sagt der Sprecher. „22 weiteren Fahrzeugen steht das kurz bevor. Andere 70 Wracks sind in der Warteschleife." Aus den Augen, aus dem Sinn, denken wohl viele Eigentümer der verlassenen Autos. „Oft haben die Fahrzeughalter unbezahlte Strafzettel, die vor einer Abmeldung des Wagens beglichen werden müssen. Sie denken, dass sie den Bußgeldern entgehen können, wenn sie das Auto einfach am Straßenrand stehen lassen. Dem ist natürlich nicht so", sagt der Polizeisprecher. Neben den unbezahlten Rechnungen droht dafür ein weitere Strafe von bis zu 3.000 Euro.

Korrekt abmelden

Wer sich von seinem Fahrzeug trennen möchte, hat zwei Möglichkeiten: Es zu verkaufen oder in die Schrottpresse zu geben. In beiden Fällen muss das Auto vorher bei der Verkehrsbehörde Dirección General de Tráfico (DGT) ordnungsgemäß abgemeldet oder auf den neuen Besitzer umgemeldet werden. Der Verkauf von gebrauchten Einzelteilen von Privatpersonen ist seit 2017 verboten, da auf diese Weise oft Diebesgut an den Mann gebracht wurde.

Bei einem privaten Verkauf des Autos muss der Verkäufer den Namen bei der Verkehrsbehörde binnen 30 Tagen nach Vertragsabschluss umschreiben. Dafür kann er eine Firma beauftragen, die den Papierkram übernimmt. Diese verlangt für ihre Dienste aber meist zwischen 60 und 200 Euro. Der Behördengang kann mit einem Termin vor Ort oder übers Internet (sede.dgt.gob.es) erledigt werden. Zuvor muss der Verkäufer prüfen, dass alle Strafzettel und Steuern beglichen sind. Das ist ebenfalls übers Internet auf der Seite der DGT möglich. Neben dem Antrag zur Umschreibung des Namens muss der Kaufvertrag, Ausweiskopien von Käufer und Verkäufer, die Quittung der fälligen Bearbeitungsgebühr (54,60 Euro) und eine Quittung der Steuerbehörde eingereicht werden. Die Steuer beim Verkauf des Autos beträgt sieben Prozent des von der Behörde geschätzten Werts des Autos. Dafür erscheint jedes Jahr eine Liste im Amtsblatt BOE mit den Preisen der nach Jahrgängen unterteilten Fahrzeuge.

Einfacher ist ein Verkauf an einen Autohändler, der sich um die Abmeldung kümmert. Der Kaufpreis dürfte geringer als bei einem Privatverkauf sein.

Der Schrottplatz

Den aktuellen Wert des eigenen Autos kann man bei Online-Rechnern, zum Beispiel bei motor.es, schätzen lassen. Lohnt sich ein Verkauf nicht oder wenn der Wagen nicht mehr fahrtüchtig ist, bleibt nur noch der Schrottplatz übrig. Die desguaces genannten Firmen dürfen Einzelteile verkaufen und finanzieren damit ihr Geschäft. Sie bieten an, den Wagen kostenlos abzuholen und übernehmen auch die Abmeldung. Etwaige Strafzettel und offene Steuerschulden müssen auch hier vorher beglichen werden.

Je nach Auto zahlen die Schrottplätze auch für die Gebrauchtwagen. „Für einen gewöhnlichen Kleinwagen sind es in der Regel 35 Euro", sagt eine Mitarbeiterin von Autoreciclaje Carbonell (autoreciclajecarbonell.net).

Bonus für E-Auto

Die Verschrottung des eigenen Autos hat einen weiteren Vorteil. Denn dadurch ist man berechtigt, einen Zuschuss für den Kauf eines neuen Elektroautos zu beantragen. Ab Donnerstag (8.10.) subventioniert die Balearen-Regierung die E-Flitzer wieder mit bis zu 5.500 Euro. 963.292 Euro stehen dafür dieser Tranche Budget zur Verfügung. Die Regierung plant, dass mit dem Geld der Kauf von 200 bis 250 Elektroautos gefördert wird. Den Zuschuss gibt es aber eben nur, wenn man sein altes Auto verschrotten lässt oder in den vergangenen zwölf Monaten keinen Wagen auf seinen Namen gemeldet hatte.