Mallorcas Flughafen Son Sant Joan ist verfrüht in den Winterschlaf versunken: kaum Personal an den Schaltern, geschlossene Restaurants, leere Gänge, Stille, die nur ab und an mal durch eine Lautsprecherdurchsage durchbrochen wird. Und im Inneren des Flughafens ist es richtig kalt.

Trotz der strengen Reisebeschränkungen trifft man vor Ort noch den ein oder anderen Urlauber an, etwa Simone Seifert aus Münster. Mit ihren beiden jugendlichen Söhnen hat sie die Herbstferien in Deutschland genutzt, um für eine Woche auf die Insel zu kommen. Simone Seifert war schon 20 Mal auf der Insel und hat es sich auch während der Pandemie nicht nehmen lassen, ihr einen Besuch abzustatten.

Auch Miguel Sánchez ist am Airport Palma. Eigentlich arbeitet er als Koch in einem Hotel in Alcúdia, ist derzeit aber in Kurzarbeit. Zusammen mit Partnerin Cati Mariscal geht es nach Sevilla. Sánchez hat in diesem Jahr nur zweieinhalb Monate gearbeitet, erzählt er. Mariscal auch nur 90 Tage (als Kellnerin). "Ich hoffe, dass es nicht noch so einen Sommer geben wird. Sonst weiß ich wirklich nicht, wer das überleben soll", so Mariscal.

Einen frischen Kaffee im Abflugbereich zu finden, ist derzeit gar nicht so einfach. "Ich hole ihn mir am Automaten", erzählt Margarita Sampol, die in der Apotheke auf Kunden wartet. "Heute sind nur zwei Franzosen gekommen, sonst niemand", erzählt die Verkäuferin.

Am Flughafen können sich Reisende eigentlich in 47 Läden und 38 Restaurants, Bars oder Cafés die Zeit vertreiben. In diesen Tagen sind gerade einmal 25 Lokale geöffnet, darunter 18 Geschäfte und sieben Bars oder Cafés.

Die Zahlen der Geschäftstätigkeit bis zum 30. Juni sprechen eine deutliche Sprache: Im ersten Halbjahr ging der Umsatz laut dem Flughafenbetreiber Aena um 120,1 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Mit 43,5 Millionen Passagieren waren es zudem 66 Prozent weniger als im Vorjahr.

Derzeit sind nur die Bereiche B (Flüge zwischen den Baleareninseln) und C geöffnet. In Zeiten des Normalbetriebs sind an Mallorcas Flughafen 13.000 Menschen beschäftigt, viele von ihnen sorgen sich jetzt um ihre Zukunft.

Auch die Handling-Mitarbeiter von Acciona Airport Service - in der Hochsaison sind es an die 1.000, im Winter rund 350 - werden momentan nur für bestimmte Flüge beschäftigt und arbeiten nur etwa 20 Stunden pro Woche, sagt Cati Llorens, Sprecherin der Gewerkschaft CGT.

Lediglich das Reinigungspersonal ist noch sehr aktiv und hat auch kräftig zu tun. Schließlich müssen der Flughafen und insbesondere der Bereich der Gepäckkontrolle ständig desinfiziert werden. Unter den Fluglotsen soll es zwei Covid-Erkrankungen gegeben haben.

Bleiben noch die vielen Mietwagen-Firmen: Der Sektor rechnet mit einer Auslastung von lediglich 20 Prozent im Winter. "Wir hoffen, dass wir Unrecht haben", sagt Verbandssprecher Salvador Servera.

Betroffen sind auch die Crews der Flugzeuge: "Wir werden nach Flugstunden bezahlt", sagt Flugbegleiterin Nathaly Acuña. Die meisten kämen kaum auf 20 Stunden pro Monat. Den Piloten ginge es sogar noch schlechter: "Die fliegen vielleicht zwei Tage pro Monat." /sw