Wer dieser Tage zwischen Deutschland und Mallorca hin und herfliegt, muss sich nicht nur über Quarantäne-Bestimmungen bei der Rückreise informieren, sondern auch erst einmal einen Flug finden. Die Airlines haben ihr Angebot stark zurückgefahren, sodass es nur noch vereinzelte Verbindungen gibt. Am Dienstag (27.10.) standen lediglich vier Verbindungen auf dem Plan: ein Hin- und Rückflug von Berlin Tegel und ein Hin- und Rückflug zwischen Palma und Frankfurt.

Selbst zu Zeiten des Lockdowns im Frühling gab es mehr Mallorca-Flüge als derzeit. Betroffen sind nicht nur die kleineren Flughäfen, sondern auch die ganz großen: Für den neuen Berliner Flughafen BER, der am Samstag eröffnen soll, sind zwischen dem 8. November und Mitte Dezember gar keine Direktverbindungen mehr geplant (Stand: 27.10.).

Wer Urlaub auf der Insel machen möchte, ärgert sich. Für Berufstätige, die auf Geschäftsreisen zwischen Deutschland und Mallorca angewiesen sind, kann es sogar zum richtigen Problem werden. So zum Beispiel für Vielfliegerin Jasmin Nordiek, die als Consultant und Coachin vom Standort Mallorca Manager in Deutschland trainiert. "Das mit der Flugverbindung nach Deutschland ist tatsächlich eine Schwierigkeit, weil sowohl mein Mann als auch ich nur für deutsche Kunden arbeiten", sagt sie gegenüber der MZ. "Jetzt gerade gebe ich ein Training digital, ich hätte in Berlin sein müssen, nächste Woche in Hamburg."

Vieles könne man digital lösen, aber "wenn man hier monatsweise festhängt, ist das eine Schwierigkeit", so Nordiek. Ihr Mann habe versucht, möglichst viele Termine in die Zeit zu legen, in denen es noch Verbindungen gab, sodass man nun bis zum Jahresende nicht mehr so stark aufs Reisen angewiesen sei. "Wenn aber keine Flüge oder nur noch sehr wenige angeboten werden, wäre das im nächsten Jahr schon eine Katastrophe", erklärt die Coachin.

Experte: Keine Besserung in Sicht

So lange sich die Ansteckungszahlen nicht deutlich verbessern, wird sich an der Lage so schnell auch nichts ändern, prophezeit der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg, der gegenüber der MZ von "trüben und traurigen Aussichten" spricht. Sowohl für die Passagiere als auch für die Fluglinien sei dies gerade eine "sehr schwer planbare Situation", sagt er. Im Winter würden Nordeuropäer ohnehin weniger reisen. Wer nun in die Sonne wolle, werde eher auf die Kanarischen Inseln ausweichen, für die die Reisewarnung aufgehoben wurden. "Das wird das große Ziel sein, die Kanarischen Inseln zu bewerben", meint Schellenberg.

Um die Reiselust der Deutschen wieder zu entfachen, bräuchte es schon einen richtigen Stimmungswechsel, der im Moment nicht da sei. "Die Kanzlerin sagt, man soll zu Hause bleiben. Nun gut, für manche ist Mallorca zu Hause", sagt der Luftfahrtexperte. Aber spontane Reisen seien kaum planbar. "Nur wer ein Haus auf Mallorca hat und eine mögliche Quarantäne dort auf der sonnigen Terrasse verbringen kann" würde jetzt wohl einen Flug buchen - so er denn einen findet. Im "regnerischen Hamburg" möge man sich keine Quarantäne in der Wohnung vorstellen.

Wer einen Flug reserviere, müsse zudem mit kurzfristigen Änderungen rechnen. Für die Airlines gäbe es keinerlei Statistiken aus den Vorjahren, mit denen sie planen könnten. Wenn in einem Flieger 100 Leute sitzen, ginge die Rechnung auf. Wenn aber wenige buchen oder kurzfristig stornieren und in der Maschine "plötzlich nur noch zehn Personen sitzen", versuchen die Airlines, mehrere Flüge zu bündeln. Dabei können sich nicht nur die Flugzeit, sondern auch der Tag und die Route ändern. Wer also einen der wenigen Mallorca-Flüge bucht, muss dieser Tage "absolut flexibel" sein.

Das sagt Eurowings

Beim Mallorca-Flieger Eurowings hat man das Angebot deutlich zusammengestrichen. "Aufgrund der Pandemie muss Eurowings die Flotte im Winter auf durchschnittlich weniger als 30 Flugzeuge reduzieren - mit etwas höheren Kapazitäten in der Weihnachtszeit, zu welcher wir temporär mehr Gäste erwarten", erklärt eine Unternehmenssprecherin der MZ. "Wir sehen ganz klar, dass die Menschen in Deutschland weiterhin eine große Sehnsucht haben zu reisen. Aber Quarantäneregelungen in Kombination mit sehr unterschiedlichen und unberechenbaren Reisewarnungen schränken die Planungen erheblich ein." Der Flugplan von Eurowings sieht derzeit direkte Mallorca-Flüge lediglich von Düsseldorf (sechsmal wöchentlich), Stuttgart (zweimal wöchentlich), und Hamburg (dreimal wöchentlich) vor.

Von Köln nach Mallorca und zurück geht es im November fünfmal die Woche mit Ryanair. München - Palma gibt es nur einmal die Woche mit Lufthansa. Die Verbindung zwischen Frankfurt und Palma wird von Lufthansa (viermal die Woche) und Ryanair (dreimal) aufrechterhalten. Von Bremen nach Mallorca und zurück geht es mit Ryanair zweimal die Woche.

Wer zu einer anderen Uhrzeit fliegen oder ganz woanders in Deutschland hin will, muss umsteigen. Beim Buchen sollte man deshalb genau auf die Flugzeiten und Zwischenstopps schauen, um sich nicht zu wundern, wenn der Mallorca-Flug erst einmal nach Madrid oder Barcelona führt, wo dann umgestiegen werden muss.

Auch die Preise steigen

Das geringe Flugangebot schlägt sich auch in den Preisen nieder. Eine Suche am Dienstag (27.10) für einen kurzfristigen Wochenendtrip ergab ernüchternde Ergebnisse. Beispielsweise könnte man am Freitagmorgen (30.10.) um 6.30 Uhr von Berlin-Tegel nach Palma fliegen, um am Sonntag (10.15 Uhr) zurückzukehren. Das lohnt sich wohl kaum für 350 Euro (ohne Koffer) beziehungsweise 415 Euro (mit Koffer). Wer von Düsseldorf aus fliegen kann, hat zwar ein paar mehr Verbindungen zur Auswahl, aber der Preis schreckt auch hier ab. Freitag hin (11 Uhr) und Sonntag zurück (10.15 Uhr) kosten ohne Gepäckaufgabe rund 350 Euro.

Zum Weiterlesen: Stornierung und Umbuchung - Diese Rechte haben Mallorca-Urlauber und Residenten

Sorgen beim Flughafenbetreiber

Auch bei der spanischen Flughafengesellschaft Aena betrachtet man die geringe Anzahl der Flüge zwischen Deutschland und Mallorca mit Sorge. "Die Zahl der Verbindungen mit deutschen Flughäfen ist stark gesunken", bestätigt eine Aena-Sprecherin am Airport Palma de Mallorca. Die genauen Statistiken werden aber erst nach Abschluss des Monats bekanntgegeben. Wer sich die Zahlen der bereits abgeschlossenen Monate anschaut, bekommt aber eine Vorstellung, wohin die Reise geht.

Die Entwicklung der Zahl der Deutschland-Verbindungen zeichnet den Pandemie-Verlauf mit seinen beiden Ansteckungswellen nach. Starts und Landungen zusammengerechnet, gab es im Januar 2020, vor dem Corona-Ausbruch, 1.582 Flugverbindungen zwischen Palma und deutschen Flughäfen. Im Februar stieg die Zahl auf 1.879, um ab März (1.744) drastisch zu fallen. Den Tiefstand markieren die Lockdown-Monate April (65 Flüge) und Mai (204 Flüge). Im Juni (515 Flüge) machen sich die Bemühungen um das Pilotprojekt der Balearen bemerkbar, während im Juli (3.757 Flüge) und August (4.005) eine zaghafte Sommersaison auszumachen ist. Mit Beginn der zweiten Welle ging auch die Zahl der Flüge wieder deutlich nach unten. Im September waren es noch 1.806. Tendenz fallend.