Zugegeben: In Corona-Zeiten sind gemeinsam genutzte Verkehrsmitteln nicht unproblematisch. Dennoch ist das Prinzip des Carsharings praktisch und umweltfreundlich. Zu sagen, dass es auf Mallorca noch in den Kinderschuhen steckt, wäre dabei untertrieben. Die Anzahl an Fahrzeugen lässt sich an zwei Händen abzählen. Immerhin sind diese alle Elektro­autos. Tankkosten oder Abgase entfallen entsprechend. Und die Insel ist klein genug, dass der Akku für jede Hin- und Rückfahrt ausreicht.

Gemeinsam nach Palma fahren

Hyundai ist der jüngste Neuzugang auf dem Carsharing-Markt. Mit dem Projekt VIVe will das südkoreanische Unternehmen kleinere spanische Orte vernetzen. „Die Obergrenze liegt bei 10.000 Einwohnern. Wobei sie nicht in Stein gemeißelt ist", sagt Jaime Alomar, Chef des Autohauses Proa Automoción in Palma. Im Dezember haben mit Algaida, Santa Margalida und Muro die ersten drei Gemeinden je ein Elektroauto zum Teilen bekommen. Derzeit wird geprüft, ob noch das „eine oder andere Dorf" in der Tramuntana folgt.

Etwa 90 Personen pro Gemeinde nutzen die Hyundai Konas bislang. „Wir wollen einerseits den nachhaltigen Verkehr durch Elektroautos fördern und andererseits die Anzahl an Fahrzeugen auf den Straßen runterschrauben", sagt Jaume Lliteras, Verkehrsbeauftragter der Gemeinde Algaida sowie Ortsvorsteher von Pina. „Wenn drei Personen aus Algaida in Palma arbeiten, können sie auch täglich gemeinsam fahren." Wenn gerade keine Pandemie ist, versteht sich. Um die Ansteckungsgefahr zu verringern, rät Hyundai dazu, während der Fahrt die Atemmaske zu tragen (auch wenn man allein fährt). Im Auto gibt es zudem Desinfek­tionsmittel.

Die Nutzung ist den Residenten des jeweiligen Dorfes vorenthalten. Über die App „VIVe" (im Playstore erhältlich) kann man sich mit dem Ausweis, Führerschein und einer E-Mail-Adresse registrieren. Die App gibt es auch auf Deutsch. Die ersten drei Monate ist das Auto kostenlos. „Danach beträgt der Tagestarif knapp 40 Euro", sagt Alomar. Das Auto muss immer wieder an die gleiche Elektrotankstelle zurückgebracht und an die Steckdose angeschlossen werden. Die Reichweite beträgt an die 480 Kilometer.

Der Kooperative beitreten

„Ecotxe Som Moviment" war Mallorcas erster Carsharing-Anbieter. Die Kooperative hat sich vor fünf Jahren gegründet. Vier Autos stehen für die Mitglieder derzeit bereit: drei in Palma (Via Roma, Parc de la Mar und Santa Pagesa) und eines in Esporles. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge des Typs Renault Zoe mit einer Reichweite von etwa 250 Kilometern. Auch hier ist der Gebrauch von Atemmaske und Desinfektionsmitteln vorgeschrieben.

Für die Nutzung muss man einer der kooperierenden Organisationen, wie Mallorcas Umweltschutzbund Gob, angehören oder Mitglied der Kooperative werden.

Letzteres ist über die katalanischsprachige Internetseite ecotxe.coop möglich. „Wir erheben eine Kaution in Höhe von 100 Euro, die es beim Abmelden zurückgibt", sagt Alex Durán, einer der Initiatoren. Nach der Anmeldung bekommt der Nutzer einen Link zugeschickt, mit dem er sich eine App herunterladen kann. Mit dieser lassen sich die Autos dann reservieren. Das Handy fungiert als Schlüssel. 191 Nutzer hat Ecotxe derzeit.

Die ersten fünf Stunden gibt es kos­tenlos, danach kostet jede halbe Stunde 2,25 Euro. Der Tagestarif beträgt 40 Euro.

Auch für Urlauber geeignet

Schnell und einfach ist Muvon zu benutzen. Zuerst muss man die gleichnamige App (auch auf Deutsch) herunterladen. Die gibt es im Playstore oder über den Link auf der Website muvon.es. Auch hier muss zur Registrierung der Führerschein abfotografiert und eine Kreditkarte als Zahlungsmittel eingegeben werden. Binnen 24 Stunden prüft der Anbieter die Daten und schaltet den Zugang frei. Dann kann das Elektro­auto benutzt werden.

Muvon bietet zwei Autos in Palma (Carrer de Sa Pelleteria und in der Nähe des s'Escorxador) an, einen Renault Zoe und ­einen BMW i3. Die Reichweite beträgt zwischen 250 und 300 Kilometern. Geht vorher der Saft aus, kann das Auto kostenlos an einer Ladestation aufgeladen werden. „300 Nutzer haben wir derzeit. 40 von ihnen reservieren das Auto regelmäßig", sagt Gründer Toni Toledo.

Zur Atemmaske wird geraten, Desinfektionsmittel ist verfügbar. „Zudem reinigen wir das Auto nach jeder Benutzung."

Die Stunde kostet 7,20 Euro, der Tag 72 Euro. Wer das Auto mehrere Tage bucht, bekommt die 24 Stunden für 60 Euro. Bei langen Fahrten ist das günstiger als ein Taxi. Wie auch bei den anderen beiden Anbietern ist die Versicherung inklusive.

Auf Eis gelegt

Mit Breeze Cars wollte noch ein Start-up-Unternehmen vor einem Jahr Mallorca mit Elektroautos versorgen (MZ berichtete im März 2020). Die Pandemie hat den Plan ­zunichtegemacht. Die Website ist schon nicht mehr online.