Die bundesweite Notbremse zur Eindämmung der Pandemie ist am Samstag (24.4.) in Kraft getreten - und damit verbunden auch die nächtlichen Ausgangssperren zwischen 22 und 5 Uhr morgens in Kreisen mit einer Inzidenz über 100. Das bedeutet, dass man auch öffentliche Verkehrsmittel und Flugzeuge nur nutzen darf, wenn man einen triftigen Grund vorweisen kann, also die Fahrt zur Arbeit, zum Arzt oder ähnliches.

Was aber passiert beispielsweise mit Mallorca-Flügen, die nach 22 Uhr in Deutschland ankommen oder frühmorgens von einem deutschen Flughafen abheben? Wer beispielsweise von seinem Wohnort zu einem Flughafen fahren will und dabei durch einen Landkreis mit einer Indizenz von über 100 fahren müsste - was zurzeit außer in Schleswig-Holstein und Niedersachsen beinahe flächendeckend zutrifft -, der darf seine Fahrt gar nicht erst antreten und folglich auch nicht ins Flugzeug steigen. Wer gegen die Ausgangssperre verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Noch unklar ist, ob in Gebieten mit hohen Inzidenzen überhaupt nachts Flugzeuge starten dürfen.

Auch ob Reisende bereits ab Samstag Strafen befürchten müssen, steht noch in den Sternen. Beim Verband der Deutschen Flughäfen (ADV) geht man davon aus, dass es eine Gnadenfrist für die ersten Tage gibt. Außerdem beinhalte das Gesetz noch einiges an Interpretationsspielraum, sagt eine Sprecherin der MZ. "Bereits gebuchte Flüge, die in den Zeitraum der Ausgangssperre fallen, müssen angetreten werden können", sagt die Sprecherin.

Konkrete Anweisungen von Seiten der Politik gebe es derzeit noch nicht, einige Länder seien aber bereits damit beschäftigt, die Regelungen klar zu definieren, erklärt die Sprecherin. Sie hofft, dass es Ausnahmen für Menschen gibt, die im fraglichen Zeitraum einen Flug antreten.

Das faktische Nachtflugverbot aus Deutschland betraf im Falle von Mallorca bereits am Samstag mehrere Verbindungen. Am Flughafen von Palma kam am Samstag (24.4.) um 7.25 Uhr eine Tuifly-Maschine aus Hannover an, die quasi mit dem Ende der Ausgangssperre abhob. Davor mussten die Reisenden aber ja noch zum Flughafen kommen. Eine halbe Stunde später landeten Tuifly-Jets aus Frankfurt und Stuttgart. Hier standen die Urlauber vor dem selben Problem.

Wie Tuifly in diesem Fall vorgehen wollte, stand kurz vorher noch nicht fest. Ein Sprecher erklärte der MZ, dass das derzeit geprüft werde. Auch abends gab es Flüge mehrerer Airlines nach Deutschland, die dort teilweise erst kurz vor 22 Uhr ankamen. Somit bleibt den Reisenden nicht genügend Zeit, vor der Ausgangssperre nach Hause zu kommen. Betroffen war etwa ein Eurowings-Flug von Palma nach Hamburg, der dort erst um 21.35 Uhr landen soll. Eurowings verweis zunächst auf ein allgemeines Statement des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL. Da fordert man:"Bislang waren in Gebieten, in denen im Zuge der Corona-Pandemie bereits nächtliche Ausgangssperren galten, Fahrten zwischen der Wohnung und dem Flughafen nicht betroffen. Dies halten wir auch weiter für zwingend erforderlich: Dort, wo nächtliche Ausgangssperren gelten, müssen früh abfliegende oder spät ankommende Passagiere auf dem schnellsten Weg zum Flughafen anreisen bzw. vom Flughafen nach Hause reisen können."

Im "fein austarierten System des internationalen Luftverkehrs" ließen sich Flüge nicht beliebig verschieben. Für die Aufrechterhaltung des internationalen Luftverkehrs sei es von "größter Bedeutung", dass Flüge frühmorgens oder spätabends durchführbar sein müssen

Am Sonntagabend (25.4.) war ein Ryanair-Flug betroffen, der in Palma erst um 20.45 Uhr startete und um 23 Uhr in Frankfurt/Hahn landen sollte.