Ein breiter, mauergestützter Fahrweg führt jetzt in sehr langen Serpentinen aufwärts. Die Piste haben Franco-Militärs im Spanischen Bürgerkrieg von republikanischen Kriegsgefangenen bauen lassen. Die Fahrbahn diente als Versorgungsstraße für eine Artillerie-Einheit, die mit ihren Geschützen in diesem Küstenabschnitt stationiert war. Die Häftlinge mussten zudem zwangsweise in einem Steinbruch schuften, der sich am linken Wegesrand befindet.

Beim Aufstieg werden drei kleine Brücken gequert. Schließlich gelangt man nach einer Linkskurve zu einem Wasserbecken und dem Eingang einer Höhle. Die etwa 60 Meter lange Grotte ist mit Stollen und Schächten sehr gut ausgebaut und diente Franco-Artilleristen als Quartier. Die Höhle verfügte über einen Zugang zu einem Geschütz, wie der Wanderer weiter oben sehen wird.

Weiter geht es wenige Meter nach dem Wasserbecken rechts (Steinpyramide) auf einem Pfad, der in engen Kehren (Steinmännchen) aufwärts führt. Der Wanderer entdeckt beim Aufstieg eine größere, quadratisch ausgeschachtete Vertiefung, in der sich eines der Geschütze der Artillerie-Einheit befunden hat.

Der steinige Trampelpfad verläuft dann weiter durch eine kleine Talsenke nach oben, wobei regelmäßig vorhandene Steinmännchen den Wegverlauf markieren. Man gelangt zu einer Ebene und biegt dort rechts ab. Wenig später ist die Steilklippe Punta d’Àguila erreicht, bei der sich eine Steinpyramide befindet.

Hier bietet sich ein famoser Tiefblick auf die Bucht Cala Estremer, die über 700 Meter lange Landzunge Punta Galera und die Bucht Cala Castell. Aber auch der Blick zurück hat es in sich: Mächtig erheben sich die wilden Steilklippen der Serra del Cavall Bernat aus dem Meer. Ganz deutlich ist auch das Felsloch El Forat zu erkennen. Dahinter ist eine der spektakulärsten Hochklippen Mallorcas, der El Pal, zu erblicken. Die Steilwände des gigantischen Felsmassivs stürzen senkrecht 435 Meter bei dem Eiland El Colomer in die See.

Bei der Punta d’Àguila ist es nun ratsam, sich über den weiteren Wegverlauf zu orientieren. Blickt man nach links Richtung Süden, sind einige Berge zu sehen: Der erste hat eine markante Felsnase. Dahinter erhebt sich links versetzt der Penyal Roig, der an seiner Pyramidenform und seiner Gipfelkuppe zu erkennen ist. Weiter hinten ist eine lang gestreckte Felswand zu erkennen. Bei diesem Gebirgsstock handelt es sich um die zentralen Höhenzüge der Serra de Sant Vicenç, die das Ziel der Wanderung sind.

Bei der Punta d’Àguila wird dann links auf einen Pfad abgebogen, der einst von Fischern und Schmugglern als Transportweg benutzt worden ist. Die Route führt, immer von Steinmännchen geleitet, hinauf zu der markanten Felsnase, die sich als Steilklippe entpuppt. Hier offenbart sich dem Wanderer ein Traumblick auf den Festungsfelsen mit dem Castell del Rei.

Bis heute ist ungeklärt, wer die ersten Erbauer des Bollwerks waren. Manche Quellen schreiben den Bau von ersten Festungsmauern den Römern in den Jahren 300 n. Chr. zu. Andere Historiker gehen davon aus, dass erst die Mauren während ihrer Herrschaft auf Mallorca von 902 bis 1229 die Trutzburg errichtet haben. Als gesichert gilt jedoch, dass König Jaume I. das Castell ab 1231 in großem Umfang erweitern ließ.

Weiter geht es auf einem Pfad hinab in eine Senke (weithin sichtbare Steinmännchen) und anschließend wieder hoch bis zu einer Ebene, bei der sich eine Begrenzungsmauer befindet und von dort zu einem weiteren Plateau. Links erhebt sich der Berg Penyal Roig, geradeaus die lang gestreckte Felswand der Serra de Sant Vicenç, an deren rechten Rand ein Sattel zu erkennen ist, der das nächste Etappenziel ist.

Die Hochebene wird nun der Länge nach gequert und im Anschluss oberhalb des links unten liegenden Torrent de ses Rotes auf einem steilen, kurvigen Trampelpfad (Steinmännchen) und teils über spitzes Karstgestein bis zu dem Sattel aufgestiegen. Hier befindet sich eine Steinpyramide.

Blickt man nun nach links, sind mehrere Gipfelzinnen der zentralen Serra de Sant Vicenç zu sehen. Der Gebirgsstock wird Els Jueus genannt. Doch vor dem Aufstieg zu den Gipfeln sollte noch der Ausblick auf den Puig de Cornavaques mit seiner Doppelspitze, das Castell del Rei und ganz hinten den Puig Gros de Ternelles genossen werden.

Die Route zu den rund 300 Meter entfernt liegenden Zinnen erfolgt dann links etwas unterhalb des Sattels (Steinmännchen) zunächst auf einem Pfad, später über spitzes Karstgestein ohne nennenswerte Probleme. Die Aussicht aus einer Höhe von 474 Metern ist phänomenal: Tief unten liegen die Buchten von Pollença und Alcúdia mit den Halbinseln Sa Victòria und Ferrutx sowie das Feuchtgebiet S‘Albufera. Weit im Osten ist das Mittelgebirge Serra de Calicant auszumachen. Der Blick schweift über die Tausender Puig Tomir, Puig de Massanella und Puig Major bis hin zum Klosterberg Randa und die Serra de Galdent. Nicht minder beeindruckt der Tiefblick auf die sattgrünen Wiesen der Horts de Pollença.

Information

Wegstrecke: 13 km (hin und zurück)

Nettogehzeit: 4,5 Stunden

Höhenunterschied: 474 Meter

Anfahrt von Palma: Auf der Ma-13 nach Inca und dort weiter Richtung Alcúdia. Dann auf der Ma-2220 nach Pollença und auf der Ma-2203 nach Cala Sant Vicenç bis kurz nach Kilometerstein 3,6. Hier gibt es auch Parkmöglichkeiten.

Tourencharakter: Mittelschwere Wanderung zunächst auf breiter Piste, später nur noch auf Pfaden und über spitzes Karstgestein. Die Route ist durchgehend mit Steinmännchen gekennzeichnet. Rückweg auf der Hinroute. Ausrüstung: Wanderstiefel, Taschenlampe.

Einkehr: Lokale in Pollença.