Die mittelschwere Tour startet bei Kilometer 12 der Ma-2210. Links der Straße ist bei einem Begrenzungszaun ein Durchlass vorhanden. Eine Forstpiste schlängelt sich nun durch einen Kiefernwald hinunter Richtung Meer. Der Wanderer befindet sich hierbei an einem historischen Ort. Nicht weit von der Piste entfernt haben Archäologen bei Ausgrabungen in den 1960er Jahren das Santuari Talaiòtic de Els Clapers freigelegt. Die Begräbnisstätte wird der talayotischen Epoche Mallorcas aus der Zeit 1400 bis 500 v. Chr. zugerechnet.

Aber auch die Römer besiedelten während ihrer Herrschaft auf der Insel, die von 123 v. Chr. bis 465 n. Chr. dauerte, von Pol.lèntia (das heutige Alcúdia) aus die Halbinsel Formentor und bauten dort in den fruchtbaren Tälern Getreide und Hirse an. So entstand auch aus dem lateinischen Wort frumentorum (Getreide) der Name Formentor. Auf der Ebene Pla de les Arenes, in deren unmittelbaren Nähe die heutige Wanderung beginnt, sind Reste von 17 Wohnstätten gefunden worden. Auch Teile von Tongefäßen und Metallstücke aus der römischen Zeit wurden dabei entdeckt.

Nach etwa 20 Minuten wird auf der Forstpiste die tief eingeschnittene Cala Figuera erreicht. Die Bucht ist von bizarren Steilklippen und dem über 330 Meter hohen Felskoloss El Fumat umgeben. In den Wintermonaten zählt die Cala zu den menschenleersten Ecken der Insel.

Von einer Aussichtsplattform begibt man sich dann auf einer Steintreppe hinab zum Kiesel- und Sandstrand und quert diesen. Bei einem Bunker aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs und hinter zwei kleinen Anlegestellen für Fischerboote verläuft an der Westseite der Cala Figuera ein Pfad halblinks (Steinmännchen) nach oben. Bei einer roten Punktmarkierung wird dann scharf links abgebogen. Hier sollte man jetzt zunächst nach oben blicken und sich den weiteren Wegverlauf einprägen. Auf halber Höhe ist eine markante Felsnase zu sehen, sie ist das nächste Etappenziel.

Die Route verläuft nun links von einem ausgetrockneten Bachbett aufwärts. Steinmännchen weisen dabei die Richtung. Schließlich wird eine kleine Kieferngruppe erreicht, bei der auf die rechte Seite des Bachbetts zu wechseln ist. Danach geht es links auf einem steinigen Trampelpfad und teils über spitzes Gestein weiter bis zu dem markanten Felsen. Dort ist rechts (roter Punkt) abzubiegen, um dann in Richtung des oben liegenden Sattels Collet aufzusteigen.

Doch zuvor sollte man eine Pause einlegen und den imposanten Blick genießen. Der Leuchtturm am Cap Formentor erhebt sich weiß glänzend 167 Meter über dem Meer. Der Far de Formentor wurde zwischen den Jahren 1860 und 1863 nach den Plänen des Ingenieurs Emili Pou erbaut. Unten in der Cala Figuera donnert im Winter die Brandung mit Urgewalt an die Klippen und lässt die Wasserfontänen meterhoch spritzen. Darüber erheben sich die Berge Fumat und Roca Blanca. Autos verschwinden im Tunnel, der das Massiv des Fumat durchsticht, um kurz darauf wieder aus der Dunkelheit aufzutauchen.

Die Straße von Port de Pollença zum Leuchtturm wurde nach einem Entwurf des Ingenieurs Antoni Parietti Coll, nach dessen Plänen schon die Serpentinenstraße zur Cala de sa Calobra erbaut worden war, errichtet und 1951 eröffnet. Die beiden Strecken zählen mit ihren zahlreichen Haarnadelkurven und Aussichtspunkten mit sensationellen Tief- blicken auf das Meer und auf bizarre, zerklüftete Hochklippen zu den spektakulärsten Küstenstraßen im westlichen Mittelmeerraum.

Weiter geht es also von dem markanten Felsen in Richtung des Sattels Collet. Steinmännchen sorgen in dem Gelände mit einer wilden Vegetation aus Dissgras, Balearen- Tragant, Mastix und Zwergpalmen für eine gute Orientierung. Schließlich ist nach etwa einer halben Stunde der Collet erreicht. Er entpuppt sich als lang gestreckter Kamm einer Steilklippe. Mit Vorsicht kann man bis an den Rand der senkrecht abfallenden Hochklippe gehen und einen Blick auf die kleine, unzugängliche Bucht Cala les Artiges riskieren.

Unterhalb des Sattels Collet markieren ein Steinmännchen und ein roter Punkt rechts den Weg zum Gipfel des Morro de Catalunya. Auch auf diesem Abschnitt sind Trampelpfade vorzufinden, die sich in dem felsigen Terrain aber immer wieder verlieren. Meist ist über spitzes, nach Regenfällen sehr rutschiges Gestein nach oben zu steigen. Rote Farbkleckse und Steinmännchen schicken den Wanderer auf einen Zickzackkurs.

Das letzte Teilstück zum 295 Meter hohen Gipfel wurde mit roten Pfeilen und Steinmännchen durchgängig gekennzeichnet. Nach einem kurzen Steilaufstieg wird dann die Gipfelsteinpyramide erreicht. Hier ist man von der frappierend schönen Aussicht zunächst wie betäubt. Nahezu die gesamte Halbinsel Formentor kann überblickt werden. Daneben breiten sich die Buchten von Pollença und Alcúdia, zwischen die sich die Landzunge sa Victòria schiebt, aus. Auf der anderen Seite öffnet sich das weite Meer. Das Sonnenlicht taucht die massiven Gesteinsklötze El Pal - mit 431 Metern der höchste Berg Formentors - und die Penya de la Cova dels Morts in ein flimmerndes Rot. Auch die einst fruchtbaren Täler, auf deren Feldern heute allerdings kein Getreide mehr angebaut wird, sind gut zu erkennen.

Aber auch die Fernsicht ist beeindruckend. Der Blick schweift von dem Puig de Maria mit dem Kloster Santuari de la Mare de Déu del Puig bei Pollença über den Berg Cuculla de Fartàritx bis hin zu den Tausendern Puig Tomir, Puig de n’Alí und Puig de Massanella. Südlich ist der Klosterberg Randa bei Algaida zu erkennen.

Bei klarer Sicht kann sogar die Nachbarinsel Menorca ausgemacht werden.

Information

Wegstrecke: 10 km (hin und zurück)

Nettogehzeit: 3,5 Stunden

Höhenunterschied: 295 Meter

Anfahrt von Palma: Auf der Ma-13 nach Alcúdia und auf der Ma-2220 nach Port de Pollença. Dort auf der Ma-2210 Richtung Cap de Formentor bis zu Kilometerstein 12. Parkmöglichkeit am Straßenrand.

Tourencharakter: Mittelschwere Wanderung auf Waldwegen, steinigen Trampelpfaden und über spitzes Gestein. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind erforderlich. Rückweg auf der Hinroute.

Ausrüstung: Wanderstiefel.

Einkehr: Lokale in Port de Pollença.