Die leichte Wanderung beginnt am Strand der Cala Tuent neben einer kleinen Fischerhütte. Doch vor Tourstart sollte man die faszinierende Naturschönheit der Bucht auf sich wirken lassen. Die Cala ist an den Seiten von den Steilklippen Morro de sa Corda und Morro des Forat umgeben. Im Rücken der Bucht ragen über 600 Meter hohe Felsmassive mit den wilden Steilabbrüchen der Torrents Can Real, s´Al·lot Mort und Gorg des Diners empor. Noch viel weiter oben ist der Gipfel vom Puig Major, Mallorcas höchstem Berg, zu sehen.

Ein märchenhafter Olivenhain mit knorrigen, uralten Ölbäumen reicht fast bis an den Kieselstrand. Das Wasser ist glasklar und von bester Qualität. So eine traumhafte Lage weckt natürlich Begehrlichkeiten nach Bebauung, doch konnte bisher die Errichtung eines geplanten Luxushotels mit Protesten und durch Gerichtsurteile erfolgreich verhindert werden. So sind das verlassene Steinhaus Can Ganxo und die Fischerhütte nach wie vor die einzigen Gebäude am Strand. Das Haus war Anfang des 20. Jahrhunderts vorübergehend auch ein Stützpunkt der carabiners, der Küstenwacht, die die florierenden Schmuggelgeschäfte des späteren Bankiers Joan March Ordinas in dieser Gegend bekämpfen sollte.

Man beginnt also mit der Wanderung bei der Fischerhütte und quert den Strand der Cala Tuent der Länge nach. Ein Schild („Es Vergeret, Sa Costera, Sóller") verweist dann auf einen Pfad, der teils getreppt und gepflastert nach oben zu einer Straße führt. Diese wird gequert und auf einem Trampelpfad (Schild „Sa Costera, Bàlitx, Sóller") bis zu dem Restaurant Es Vergeret aufgestiegen. Als Gehzeit sind bis hierhin fünf Minuten zu veranschlagen. Weiter geht es bei dem Restaurant (Holzpfostenpfeil) auf Stufen und danach auf einem Pfad aufwärts bis zu einem breiten Weg, auf dem links (Pfeil) und nach zehn Metern bei einem Sendemast rechts (Holzpfostenpfeil) abzubiegen ist. Nun wandert man auf einem Waldpfad bis zu einem Schild „Sa Costera, Fornalutx, Sóller" und einer Treppe, die auf eine holprige Piste führt. Ein Holzpfosten mit Pfeil verweist hier nach rechts, ein weiterer nach rund 150 Metern nach links auf einen Pfad. Dieser schlängelt sich in engen Kehren bis zu einer Fahrbahn, bei der sich ein großes Wochenendhaus und ein Pfosten befinden, der die rechte Wegrichtung signalisiert.

Die Fahrpiste wird nach 30 Metern rechts (Holzpfostenpfeil) wieder verlassen, wobei man von dieser Stelle den Blick auf die markanten Felsklötze Es Pa de Figa und Es Tres Xaps genießen kann. Die Piste windet sich nun durch einen Kiefernwald weiter aufwärts. Schließlich wird 25 Minuten nach Es Vergeret bei einem Mauerdurchlass der Coll de na Polla erreicht.

Bei dem Sattel eröffnet sich ein imposanter Ausblick auf das tiefblaue Meer und die schroffkantige Felsenküste. Rechts unten liegt die Landspitze Morro des Forat mit den Resten eines Wachturms. Links erhebt sich das fast 860 Meter hohe Küstengebirge Muntanya de Montcaire mit seinen bizarren Zinnen. Im Südwesten sind die Steilklippe Morro de Cala Roja und der 521 Meter hoch gelegene Wachturm Torre de na Seca auszumachen.

Der Camí de sa Costera verläuft nun vom Sattel Coll de na Polla mit immer neuen Ausblicken und in ständigem Ab und Auf oberhalb der Steilküste Sa Costera. Auf der linken Seite des alten Schmugglerpfades erheben sich gewaltige Steilwände, von denen manche ausgehöhlt sind. In den Hohlräumen haben sich Tropfsteingebilde geformt, die im Sonnenlicht glitzern. Rund 45 Minuten nach dem Coll de sa Polla ist der Abzweig zur Quelle Font des Verger erreicht (Schild „Sa Fàbrica, Font des Verger, 15 min.").

Ein steiniger Trampelpfad führt jetzt rechts in engen Serpentinen steil abwärts. An mehreren Stellen ist er von Dissgras und Mastix fast zugewachsen. Trotzdem ist der Wegverlauf immer erkennbar. Schließlich wird ein Wasserbassin erreicht, dort auf einer kleinen Holzbrücke eine Wasserrinne überquert und dann gleich links abgebogen. Nach wenigen Metern steht man dann vor dem vergitterten Stolleneingang der Font des Verger.

Nur ein Betonaufsatz am Meeresufer deutet darauf hin, dass sich an dieser Stelle ein Stützpfeiler der Wasserversorgung Mallorcas befindet. Denn durch den fast 80 Millionen Euro teuren Bau der „Sa Costera" genannten Wasserpipeline sprudelt das Wasser der Font des Verger nicht mehr ungenutzt ins Meer, sondern wird durch eine in der See unterirdisch verlegte Leitung nach Port de Sóller und zu einer Pumpstation geleitet. Von dort wird das Wasser bis nach Palma transportiert und deckt in der Hochsaison mit täglich bis zu 140.000 Kubikmetern ein Viertel des Wasserbedarfs der Stadt. Bis 2010 sollen auch andere Gemeinden auf Mallorca mit dem Wasser der „Sa Costera" versorgt werden.

Es lohnt sich, auf dem Gelände noch weiter herumzustreifen. Einige Meter links von dem Bassin mit der Holzbrücke gelangt man zu einem Haus, in dem Miquel Moragues seit zwölf Jahren wohnt. Der Angestellte des Umweltministeriums pflegt hier Flora und Fauna und ist gegenüber Wanderen sehr aufgeschlossen. Neben dem Wohnhaus befindet sich die alte Elektrizitätsfabrik, in der von 1907 bis 1962 für die Gemeinde Sóller Strom erzeugt worden ist. Oberhalb von Sa Fàbrica liegt ein zweites größeres Bassin, dessen Wasser einst für den Antrieb der Turbinen genutzt wurde. Eine weitere Attraktion von „Sa Costera" sind einige zahme, endemische Ziegenböcke, die von den Besuchern Brot und andere Leckereien erwarten.

Information

Wegstrecke: 8 km (hin und zurück)

Nettogehzeit: 3 Std.

Höhenunterschied: 200 m

Schwierigkeitsgrad: leicht

Anfahrt von Palma:

Auf der Ma-11 nach Sóller, dort auf der Ma-10 Richtung Pollença bis zu dem Abzweig der Ma-2141 in Richtung der Cala de sa Calobra. Bei Kilometer 10,9 zweigt links die Straße zur Cala Tuent ab.

Tourencharakter: Leichte Wanderung meist auf steinigen Trampelpfaden. Beim Steilabstieg zur Font des Verger ist auf den rutschigen Boden zu achten. Rückweg auf der Hinroute.

Ausrüstung: Wanderstiefel, je nach Wetter Kopfbedeckung und Badesachen für die Cala Tuent.

Einkehr: Lokale in Sóller. Das Restaurant Es Vergeret oberhalb der Cala Tuent und die Bars in Cala de sa Calobra sind von Oktober bis Januar geschlossen.