Von Kirsten Lehmkuhl

Was machen ein Lehrer, ein Wäschereibesitzer, ein

Universitäts-Dozent und ein Notariatsangestellter, die alle Wein mögen und darüber hinaus auch noch eigene Felder besitzen? Sie gründen eine Bodega. In Felanitx. Ihr Name: Vid´auba. ýAuba bedeutet Morgendämmerung", sagt Joan Juan, der Lehrer und mit 32 Jahren der jüngste im Quartett. ýDas schien uns aus mehreren Gründen passend. Erstens weil man Trauben am besten am frühen Morgen erntet. Und zweitens weil es einfach ein schönes Wort ist. Wir wollen schließlich einen romantischen Wein machen!"

Nun gibt es gute Weine, schlechte Weine, Qualitätsweine, Tafelweine, aber ýromantische" Weine? Wäschereibetreiber Miquel Binimelis (47) liefert die Erklärung: ýWir werden wenig, aber sehr guten Wein herstellen, gekeltert ausschließlich aus eigenen Trauben, damit wir ihren Weg genau verfolgen können." Nach dem Motto: Nur das Beste ist gut genug. Und dazu gehört auch die Verwendung von französischen Eichenfässern, mithin die teuersten barricas, die auf dem Markt zu haben sind. ýWir arbeiten alle in anderen Jobs, damit wir uns diese Laune leisten können", sagt Binimelis. ýWer richtig Geld verdienen will, sollte besser keinen Wein machen", warnt die Überschrift eines Artikels, der ausgeschnitten an einem Pinnbrett mitten in der Bodega hängt. Er soll offenbar vor Höhenflügen schützen.

Doch schmälert das den Enthusiasmus der vier wenig. Ihr erster ýexklusiver" Wein wird in den nächsten Tagen in ungewöhnlichen, weil sehr schlanken und hohen Flaschen abgefüllt. Ihr Produkt soll sich bereits äußerlich vom Rest abheben. Wird sich auch der Preis deutlich unterscheiden? ýUnseren ersten Tropfen werden wir 2009 auf den Markt bringen, zu einem Preis zwischen 10 und 15 Euro", sagt Juan. Am Anfang werden es pro Jahr nicht mehr als 5.000 Flaschen sein. Ausgelegt ist die Kellerei auf weit mehr, auf 30.000 Liter.

Bewirtschaftet werden rund sieben Hektar im Raum Felanitx und Manacor. Fünf Hektar gehören ihnen selbst, knapp zwei haben sie hinzugepachtet. Aus gutem Grund: Dort nämlich wachsen rund 30 Jahre alte Rebstöcke der traditionellen Mallorca-Sorte Callet. Eine Traube, typisch für die Region um Felanitx, der sich auch die Winzer von Ànima Negra verschrieben haben.

Doch bauen die Vid´auba-Herren darüber hinaus Cabernet Sauvignon, Syrah, Cabernet Franc, Merlot, Mantonegro und Fogoneu für die Roten sowie Chardonnay, Prensal Blanc, Giró Blanc und Moskatel für die Weißen an. Vielfalt auf kleinem Raum könnte man das nennen. Önologischer Sachverstand kommt aus Tarragona, die Außensicht eines Festlands-experten kann sicher nicht schaden.

Seit 2006 die Idee eines gemeinsamen Weinguts geboren wurde, geht es Schlag auf Schlag. Im vergangenen Jahr wurde ein Kuhstall aus Familienbesitz im Rekordtempo umgebaut, seit Anfang 2008 lagert der erste Wein bereits in zwölf Fässern aus französischer Eiche in der temperierten Halle. Alle Weine werden die Herkunftsbezeichnung Denominación de Origen Pla i Llevant tragen. Ob das Projekt gelingen wird, weiß heute niemand. ýEin bisschen verrückt ist das schon bei der Konkurrenz", gesteht Binimelis. ýWer weiß, ob wir in naher Zukunft mit einem Körbchen vor der Kirche sitzen und um Almosen bitten", sagt er. Immerhin lacht er dabei. ýWir haben das ja nicht gemacht, um reich zu werden. Wir haben es getan, weil uns diese Idee fasziniert."