Mallorcas Weinmarkt ist hart umkämpft. Weil sich die hiesigen Winzer gegenseitig Konkurrenz machen. Und weil die Weine vom Festland häufig zu wesentlich günstigeren Preisen zu haben sind. Nun besinnen sich viele der Kellereien darauf, wieder die alten, traditionellen Inselrebsorten anzubauen - um sich so zumindest vom Rest der Welt abzusetzen. Nach dem Motto: Cabernet Sauvignon kennt jeder, aber von Gorgollassa, Argamussa oder Vinater Blanc haben bisher die wenigsten gehört, geschweige sie probiert. Mit anderen Worten: Man setzt auf Tropfen mit mallorquinischem Charakter.

Eine der Ersten, die konsequent die einheimischen Sorten im Visier hatte, ist die Grande Dame des mallorquinischen Weines, Maria Antonia Oliver, von den Bodegas Herederos Ribas in Consell. Sie war es, die Anfang 2000 damit begann, Rebstöcke der Rotweinsorte Gorgollassa, die die Reblaus im 19. Jahrhundert verschont hatte, zu vermehren, zu hegen und zu pflegen. Zunächst hängte Oliver es nicht an die große Glocke, war diese Rebsorte doch offiziell auf den Balearen nicht zugelassen.

Es dauerte geschlagene sieben Jahre, nämlich bis August 2008, bis die Landesregierung, genauer das Landwirtschafts- und Fischereiministerium, das Potenzial dieser Traditionsrebsorte erkannte und neben der Weißweinsorte Giró Blanc auch Gorgollassa erlaubte. Somit dürfen nun Weine, die aus diesen Trauben gekeltert wurden, in den Handel gebracht werden.

So weit ist es mit vielen anderen Sorten noch nicht. Im Experimentierstadium befindet man sich derzeit in der Bodega Galmés i Ribot in Santa Margalida mit den neuen Alten Vinater Blanc, Escurssat, Mansó, Valent Negre und Argamussa. Wenn schon, denn schon, scheinen sich Winzerin Catalina Ribot und Önologe Julio Torres gesagt zu haben, arbeiten sie doch gleich, Gorgollassa eingeschlossen, mit sieben auf einen Streich. „Gerade sind wir dabei, die Escurssat zu retten, auf dass sie nicht für immer verschwindet“, sagt Torres. Von dieser roten Rebsorte gibt es nur noch wenige Pflanzen auf Mallorca. Wie man sie ausfindig macht? „Wir sprechen mit den erfahrenen Bauern älteren Semesters, die noch wissen, wo sich solche Weinstöcke befinden, und natürlich machen wir uns auch selbst auf die Suche“, erzählt der frühere Präsident der balearischen Sommeliers-Vereinigung. Von der roten Mansó zum Beispiel hat man fünf Pflanzen in der Gegend von Selva entdeckt, die nach ausgiebigen Untersuchungen jetzt geklont werden sollen. Bis man da bedeutende Erträge verzeichnen kann, kann es dauern.

Vom Vinater Blanc etwa kultiviert man bei Galmés i Ribot gerade mal 150 Stöcke, die Weinausbeute in diesem Jahr wird sich auf nicht mehr 120 Liter belaufen. Es sind also zunächst einmal Mini-Editionen, die auf Basis dieser beinahe ausgestorbenen Sorten entstehen. Auch von ihren sechs anderen Alt-Mallorquinern werden jeweils nur 300 Liter produziert. Die Roten fermentieren in 300-Liter-Fässern aus französischem Holz, die Weißen in modernen Stahltanks. Und sollten sie später einmal nicht sortenrein ausgebaut werden, so eignen sie sich, um den bisherigen Weinen eine Insel-Note zu geben. „Damit sind sie in jedem Fall eine enorme Bereicherung“, sagt Catalina Ribot. In diesem Jahr wird sie ihren „Som dels Cavallers“ mit Gorgollassa verschneiden. „Und es existieren noch eine Reihe anderer Rebsorten, mit denen wir noch keine Tests gemacht haben“, so Torres. „Im Jahr 1890 waren insgesamt 120 Insel-Rebsorten registriert, die nach und nach zum großen Teil an Bedeutung verloren haben.“

Doch ab und an wird man noch fündig. Jedenfalls wenn man eine Spürnase hat wie Andreu Oliver vom Weingut Can Majoral in Algaida. Er hat sich regelrecht zum Reben-Detektiv entwickelt. So entdeckte der Bio-Weinbauer in der Nähe von Petra die weiße Rebsorte Yai Blanca, die jahrhundertelang auf Mallorca kultiviert worden war. Manchmal muss man eben zurückschauen, um die Zukunft zu gestalten.