Sie ist ein Energiebündel, das voller Experimentierlust steckt: Winzerin Pilar Oliver aus Petra, die gemeinsam mit ihrem Mann die Bodega Miquel Oliver führt. Gerade ist das Traubengut eingebracht, schon wirbelt sie durch die 1.800 Quadratmeter große Produktionshalle, die das Weingut in Manacor unterhält. Riecht an den Stahlbehältern mit Moscatel und Prensal Blanc, in dem die Trauben fermentieren und schon jetzt ihre so typischen Aromen freisetzen. „Hier, riechen Sie mal die floralen Noten des Prensal Blanc, oder hier in diesem Tank diese Frucht vom Moscatel“, fügt sie noch ein Stück begeisterter hinzu.

Wenn diese Bodega mit einem Wein für Furore gesorgt hat, dann ist das ihr „Muscat“, ein Wein auf Basis zweier Moscatel-Trauben: Moscatel de Alejandria und Moscatel de Frontignan. Als erstes Weingut in Spanien baute Miquel Oliver diesen Tropfen trocken aus - mit dem Ergebnis, dass er von der Vereinigung der Spanischen Sommeliers prompt als bester Weißwein des Landes ausgezeichnet wurde. Das war im Jahr 1991.

Heute muss Pilar Oliver lachen, wenn sie daran denkt, mit wie viel Bürokratie das Ganze damals verbunden war. Denn die Rebsorte Moscatel war zunächst nicht in Spanien zuge-lassen. Und es war jede Menge Ausdauer und eine Portion Unerschrockenheit notwendig, bis schließlich die Erlaubnis vorlag. „Manchmal muss man auch ein bisschen rebellisch sein, wenn man etwas erreichen möchte“, ist sie überzeugt.

Es blieb nicht das einzige Mal, dass die Olivers die Nase vorn hatten. Denn das Familienweingut war auch Pionier, als es darum ging, die Kellertechnik zu modernisieren. So waren sie die Ersten auf der Insel, die bei der Fermentation Stahltanks einsetzten.

Natürlich führt die heute 36-Jährige auch jetzt schon wieder etwas im Schilde. Denn für den Ausbau ihrer Weine testet die Mutter zweier Kinder mit großer Leidenschaft die unterschiedlichsten Fassarten - allein 18 verschiedene Typen finden sich im Celler in Petra, in dem sich insgesamt 430 Fässer bis unter die Decke stapeln. Barricas aus französischem, amerikanischem, ukrainischem, kaukasischem, rumänischem und ungarischem Holz, das haben viele. Bei ihr hält jetzt Eiche aus China Einzug! „Ich finde es unglaublich faszinierend, mit unterschiedlichem Holz zu arbeiten“, sagt Pilar Oliver.

Manchmal, wenn einer ihrer Weine die Fermentation abgeschlossen hat, dann fährt sie „mit diesem Geruch in der Nase“ zum Fassbauer nach Frankreich, um das passende Holz für genau diesen Wein auszusuchen.

Und das ist eine Wissenschaft für sich. Denn es ist nicht nur die Region, die eine Rolle spielt, sondern auch der Grad der Holzröstung, der Toastung also.

Die Jahresproduktion der Bodega mit ihren 14 Hektar beläuft sich auf rund 250.000 Flaschen. Zehn verschiedene Weine sind auf dem Markt, darunter der Aia, neben dem Muscat ein Flaggschiff des Weinguts, der zu 100 Prozent aus Merlot gekeltert wird. Der ebenfalls bekannte Ses Ferritges ist eine Coupage aus Callet, Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon. Die Weine tragen das Label der Denominación de Origen Pla i Llevant, deren Vizepräsidentin Pilar Oliver ist.

Seit 2004 bringt sie jedes Jahr in sehr kleinen Mengen einen Wein namens Xperiment heraus, wobei nomen natürlich omen ist. Dieses Mal, so viel verrät sie, wird er in jedem Fall die traditionelle rote Mallorca-Rebsorte Callet enthalten. Oliver führt die Bodega, die 1912 gegründet wurde, in vierter Generation. Und vielleicht wächst jetzt die fünfte heran. Ihre Kinder jedenfalls hat die Winzerin bereits im Babyalter mit in die Kellerei genommen. Heute, zwei und fünf Jahre alt, füllen die beiden schon eifrig Trester in Bottiche, gießen Wasser dazu, rühren das Ganze um und verkünden stolz, dass sie ihren „eigenen Wein machen“. Keine schlechten Voraussetzungen für Weinbauern in spe.

Bodegas Miquel Oliver

C/. Font, 26

Tel.: 971- 56 11 17