Le Beaujolais est arrivé“, heißt es in Spanien zwar nicht, aber warum die Idee der Franzosen nicht aufgreifen, dachten sich die Winzer der Bodega Galmés i Ribot in Santa Margalida. Also: El primer vino tinto de Mallorca 2008 ha llegado - Mallorcas erster Rotwein 2008 ist da!

Nur wenige Wochen nach der Lese ist die Coupage aus Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot bereits auf Flaschen gezogen, mit einem schlichten Margeriten-Etikett versehen. Nur ein Wort steht auf dem Label: Margalida (Mallorquinisch: Margerite). „Wir haben versucht, den Charakter dieses Weines auf dem Etikett widerzuspiegeln“, sagt Julio Torres, Weinmacher und Vizepräsident der balearischen Sommeliersvereinigung. „Das war nicht leicht. Aber es ist meiner Ansicht nach hier gelungen, denn es ist ein junger, fröhlicher Wein mit floralen Noten.“

Mit dieser Art der Präsentation setze man sich auch bewusst von den ganzen Marques‘ und Condes ab, die mit ihren altehrwürdigen Namen und verschnörkelten Wappen jahrhundertealte Traditionen suggerieren. So als könnten alle anderen keinen Wein machen …

Galmés i Ribot, angetreten im Jahr 2005, jedenfalls lässt sich nicht stoppen, stellt pro Jahr derzeit rund 110.000 Flaschen her und hat auch keinerlei Berührungsängste, einen einfachen Wein auf den Markt zu bringen - immer vorausgesetzt, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

„Ein vernünftig gemachter junger Wein fordert so viel Aufmerksamkeit wie ein Crianza“, meint Torres. „Denn ihm kann man durch einen Ausbau im Fass kein Make-up mehr verpassen, seinen Geschmack nicht mehr verfeinern. Also müssen die verwendeten Trauben gut sein, danach kannst du nichts mehr beschönigen.“ Es ist ein Wein, der nicht nur jung, sondern mit fünf Euro pro Flasche für Inselverhältnisse auch vergleichsweise günstig ist.

Der Tropfen kommt wie seine Kollegen in Weiß und Rosé (beide ebenfalls 5 Euro) als Vino de la Tierra Mallorca in die Läden, die Bodega ist nicht Mitglied in der Denominación de Origen Pla i Llevant. „Wir sind einfach freier so“, sagt Torres, „müssen uns den Regeln des Kontrollrates nicht unterwerfen.“

Denn eine der großen Leidenschaften auf dem Winzerhof ist das Experimentieren. Gemeinsam mit dem hiesigen Landwirtschaftsministerium wird ein „Probierfeld“ betrieben, auf dem derzeit acht traditionelle Inselrebsorten angebaut werden. Von Mantonegro, Prensal Blanc und Gorgollassa hat man mittlerweile gehört. Aber von Vinater

Blanc und Vinater Negre? Escurssat, Mansó, Valent Negre und Espero d‘Gall? Argamussa, Quigat und Jaumillo?

„Wir wollen diese Sorten retten, bevor sie für immer verschwinden“, sagt Torres - und dabei wird bis in die höchsten Ebenen gehandelt, denn auch das Ministerium in Madrid ist zum Teil in die Projekte eingebunden. Ende des 19. Jahrhunderts gab es sage und schreibe noch 120 einheimische Sorten auf Mallorca, viele davon sind nicht mehr übrig geblieben. Dabei sind es gerade sie, die den mallorquinischen Weinen eine ganz eigene, eine „mediterrane“ Note geben.

„Diese Sorten unterscheiden uns von der Konkurrenz“, betont der 40-Jährige - und meint damit insbesondere diejenige vom spanischen Festland, aus der Rioja zum Beispiel. Er weiß, wovon er spricht, stammt er doch selbst aus Kastilien. Seit 20 Jahren allerdings lebt er auf der Insel.

Immerhin gibt es immer wieder Funde, die das Herz von Winzern wie Torres höher schlagen lassen. So wurden bei einem alten Weinbauern in Selva vor nicht allzu langer Zeit einige Valent-Negre-Rebstöcke entdeckt.

Torres und die Familie Galmés i Ribot stehen mit ihrer Auffassung nicht allein auf weiter Flur, haben sie unter anderen doch Mitstreiter in Toni Gelabert aus Manacor, Ca‘n Ribas in Consell, Ca‘n Majoral in Algaida und Amero i Adrover in Felanitx gefunden …

Übrigens ist Galmés i Ribot nicht das einzige Weingut, das „jungen“ Wein anbietet. Ein Kiefernzweig über den Eingangsportalen verrät: Der neue Wein ist da! Gucken Sie mal bei Ca‘n Ramis in Sencelles oder den Bodegas in Santa Maria vorbei, die Wein offen - en granel - anbieten.