Eine Jugendherberge, gleich an der Playa de Palma, wo die Nacht gemeinhin zum Tag gemacht wird – da stellen sich Vorurteile ein: laut, schmuddelig und wahrscheinlich überfüllt wird es da sein. Doch der erste Eindruck widerlegt bereits die Befürchtungen: Bei der Ankunft gegen 20 Uhr geht es in der Alberg Platja de Palma ausgesprochen ruhig zu. „Jetzt im September ist fast nichts mehr los. Bis wir im November schließen, kommen nur noch Kurzzeitgäste", sagt Josep Maria Salvadó, der Herbergsvater der „Alberg Platja de Palma".

Und wer glaubt, in der Unterkunft herrscht rund um die Uhr eine Stimmung wie im nahe gelegenen Megapark, der befindet sich auf dem Holzweg: „Wir haben ein anderes Publikum. Zu uns kommen Sportler, Schulgruppen und Familien aus der ganzen Welt. Die sind nicht nur zum Trinken an die Playa de Palma gekommen", sagt der Chef. Alkohol sei im Haus ohnehin verboten, so wie überall. Die Idee der Jugendherbergen wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Fürwahr ein Grund zu feiern, findet Salvadó.

An diesem Donnerstagabend sind gerade einmal 27 der insgesamt 93 Betten belegt. Man bekommt ein Zimmer ganz für sich allein. Die erste Tür im zweiten Stock ist gleich die richtige. Dahinter befindet sich ein heller Raum mit eigenem kleinen Bad und sogar einem Balkon. Ganz im Gegensatz zu dem, was einen in Herbergen so manches Mal erwartet, ist es sauber, die Matratzen sind schon bezogen. Draußen auf dem Gang herrscht Stille, bis plötzlich ein Wischmopp aus der letzten Tür schwingt. Die vermeintliche Putzfrau entpuppt sich als Lorena, ein Gast aus Argentinien. „Bei uns läuft immer die Dusche über. Das rinnt dann bis in den Gang", sagt sie und lacht. Gegenüber in der 203 wohnen Tomas und Landry, zwei Belgier, und Trevor aus Kanada. „Ich reise ständig um die Welt und wohne eigentlich immer in Herbergen", erzählt Trevor. „Diese hier ist eine von den schönsten, in denen ich gewesen bin. Nicht zu vergleichen mit Japan. Dort ist dein Raum so groß wie dein Bett. Dafür werden dann 40 Euro pro Übernachtung verlangt!", erzählt Trevor. In Palma zahlen die Gäste unter 25 Jahren im September 12,40 Euro pro Tag, alle älteren 13,27 Euro, Frühstück inklusive.

Nach Mallorca ist Trevor nur wegen der guten Klettermöglichkeiten gekommen. Morgen früh geht es für ihn schon weiter nach Portocolom. Ausgehen will er trotzdem noch. Der Empfang im Eingang ist rund um die Uhr besetzt, damit die Nachtschwärmer sich ins Leben an der Playa de Palma stürzen können.

Herbergsvater Salvadó arbeitet schon zwölf Jahre an der Playa de Palma und hat so manche Anekdote auf Lager, die er gerne preisgibt: „Vor ein paar Jahren hatten wir eine Gruppe von Evangelisten hier. Die haben schon im Frühstückssaal ihre Kirchenlieder gesungen – über Mikrofon und Lautsprecher", erzählt er lachend. Abends habe niemand ein Auge zugemacht, bis die Nachbarn die Polizei gerufen hätten. „Dann war Ruhe."

Um 8 Uhr am nächsten Morgen, klingelt der Handywecker. Nach einer ruhigen Nacht geht es zum Frühstücken in den Keller des Gebäudes. Die Auswahl beschränkt sich auf das Wichtigste: Marmeladenbrote, Müsli, Kakao und Saft. Von singenden Evangelisten weit und breit keine Spur. Irgendwie nett, diese Jugendherberge.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem

- Wanderung: Von der Cala zur Quelle

- Inselgeschichte: Erol Flynns letzte Jahre auf Mallorca

- Kindermenü: Zurück zum „Ernst des Lebens"

- Fischrestaurant, neunsprachig: Das Miguel in Santa Ponça

- Ein Hauch von Las Vegas: Embajada Azar – Casino in Palma

- Aromatisches Mauerblümchen: Jetzt geht´s um die Quitte

- Hotels für alle Sinne: Palau Sa Font

- Schöne Dinge: Vintage-Mode in „Berlin 20"