Am Donnerstagabend (24.6.) hatte der britische Premier Boris Johnson angekündigt, dass die Balearen auf der Corona-Ampel ab Mittwoch (30.6.) als Grün eingestuft werden. Schon 24 Stunden später macht sich die Entscheidung der britischen Regierung in der Tourismusbranche auf Mallorca und den Nachbarinseln bemerkbar. Wie Mauricio Carballeda, der Vorsitzende der Hoteliersvereinigung Palmanova-Magaluf - traditionell eine Briten-Hochburg auf Mallorca - am Freitag gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" sagte, verzeichne man bereits einen Anstieg der Reservierungen unter britischen Urlaubern.

Das wiederum beeinflusse auch die Überlegung der Hoteliers auf der Insel, ihre Häuser zu öffnen - noch vor einer Woche hatten viele davor zurückgeschreckt, da die coronabedingten Reiseauflagen der britischen Regierung einen unkomplizierten Mallorcaurlaub bis dato unmöglich machten. Sowohl die Suchanfragen über Online-Plattformen als auch die Anfragen über Reiseveranstalter ziehne nun stetig an. Der Reisekonzern Jet2 verzeichnete eigenen Angaben zufolge einen Reservierungs-Anstieg für die Balearen von 3.000 Prozent an nur einem Tag.

"Wir wussten, dass die Leute reisen wollen", heißt es in einer Pressemitteilung von Jet2. Ab dem 1. Juli werde die Insel wieder verstärkt angeflogen, auch Pauschalreisen hat der Anbieter dann wieder im Programm. Auch Andrew Flintham von TUI UK bewertete die Entscheidung, Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera als sicheres Reiseziel zu deklarieren, als "einen kleinen Schritt in die richtige Richtung".

Beide Reiseriesen fordern Reise-Erleichterungen auch für andere Mittelmeerdestinationen. Derweil steigen die Flugpreise für Balearen-Reisen laut der britischen Presse bereits stark an. Wie die Flughafenbetreibergesellschaft Aena ankündigte, soll ab dem 1. Juli auch das Terminal A am Flughafen von Palma de Mallorcagenommen werden.

Und doch: In Euphorie mögen zumindest die hiesigen Hoteliers noch nicht verfallen. "Die Pandemie ist noch nicht vorüber, und die Corona-Ampel wird ständig aktualisiert", so Mauricio Carballeda aus Palmanova-Magaluf. "Im schlimmsten Fall könnte es uns wie Portugal gehen." Dort hatte die Tourismusbranche zunächst aufgeatmet, als die britische Regierung die Reisebeschränkungen weitgehend aufhob, musste dann jedoch erleben, wie die Ampel wieder auf Gelb gestellt wurde, womit die Briten nach der Rückreise erneut in Quarantäne mussten. Ein k.o.-Argument für viele Reisewillige.

Carbadella mahnte deshalb zur Vorsicht und fordert auch polizeiliche Verstärkung, um gerade in den Partyzonen wie Magaluf Exzesse zu verhindern. Szenen wie an der Playa de Palma, wo deutsche Urlauber, aber auch spanische Jugendliche feiern, ohne Benimmregelnund Sicherheitsabstände einzuhalten, müssten tabu sein. Auch Marga Prohens von der konservativen Opositionspartei PP auf den Balear rief zur Vorsicht auf: "Wir dürfen uns keinen Fehltritt erlauben." /somo