Nach der Abreise der Mehrzahl der negativ getesteten Schüler, die wegen möglicher Ansteckungen bei Abifahrten auf Mallorca ins Corona-Hotel eingeliefert worden waren, hat sich die Lage auf der Insel beruhigt. Es bleiben eine Spur der Verwüstung, eine Krise zwischen Balearen-Regierung und Justiz und mehr als 100 Schüler, die teils wegen Positivtests, teils in freiwilliger Isolation im Hotel Palma Bellver ausharren.

Die Abreise

Die Balearen-Regierung hatte Hunderte von spanischen Schülern, die sich auf Abifahrt auf Mallorca befanden, ins Quarantäne-Hotel Palma Bellver eingeliefert, nachdem klar wurde, dass sich bei Feiern auf der Insel mindestens ein Viertel von ihnen mit dem Coronavirus infiziert hatte. Sämtliche Mitfahrenden wurden automatisch als enge Kontakte definiert und somit zur Quarantäne verpflichtet, selbst wenn ihr erstes Testergebnis negativ ausfiel. Mehrere der zunächst negativ getesteten zeigten bei einem zweiten oder dritten Test ein positives Ergebnis.

Viele der Schüler und ihrer Eltern wehrten sich gegen die Zwangsquarantäne für negativ Getestete und erhielten schließlich am Mittwoch (30.6.) Recht von der Balearen-Justiz. Die daraufhin von der Landesregierung für den nächsten Morgen (Donnerstag 10.30 Uhr) angemietete Fähre bestiegen 118 Schüler - 77 aus Andalusien, 21 aus Galicien und 20 aus Madrid. Die Fähre brachte sie nach Valencia. Den Weitertransport in ihre Heimatorte organisierten die jeweils zuständigen spanischen Regionen. Mehrere Abiturienten aus dem Baskenland hatten das Angebot der Balearen-Regierung zuvor ignoriert. Statt auf das kostenlose Schiff zu warten, reisten sie bereits am Vortag per Flugzeug in ihre Heimat.

Im Covid-Hotel verbleiben jetzt noch 109 Abiturienten. 64 von ihnen waren positiv getestet worden und müssen daher in Quarantäne bleiben. 45 weitere Schüler waren negativ getestet worden, akzeptierten aber, dass es ein hohes Risiko gibt, die Krankheit in den kommenden Tagen zu entwickeln. Sie blieben freiwillig im Quarantäne-Hotel. Weitere 16 Abiturienten befinden sich mit leichten Covid-19-Symptomen im balearischen Landeskrankenhaus Son Espases.

Ein schwerer Krankheitsverlauf unter den Schülern auf Mallorca wurde bislang nicht gemeldet. Allerdings waren Hunderte von Schülern vor Bekanntwerden des großen Infektionsherdes bereits in ihre Heimatregionen zurückgereist. Einer der Schüler in Alicante liegt dort auf Intensivstation. Teilweise infizierten sich nach der Rückkehr auch Familienmitglieder, die ebenfalls ins Krankenhaus eingewiesen werden mussten.

Spur der Verwüstung

Der mehrtägige Protest derjenigen Schüler, die sich aufgrund ihres Negativtests ungerechtfertigterweise eingesperrt fühlten, hinterließ deutliche Spuren. Türen und Möbel wurden beschädigt, Essenstabletts aus dem Fenster geworfen. Die Pools müssen von Essensresten und Tüten gereinigt werden, die die Schüler von ihren Balkonen hinunterwarfe Angestellte des Hotels erklärten gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca", dass sie von den Schülern bespuckt worden seien.

So vermüllt sah einer der Zierteiche des Corona-Hotels am Donnerstag (1.7.) aus. DM

Krise zwischen Regierung und Justiz

Die Entscheidung der Justiz, die negativ Getesteten abreisen zu lassen, löste bei der Balearen-Regierung großes Unverständnis aus. "Selbstverständlich" werde man sich an die Entscheidung halten, gleichzeitig stellte man aber unmissverständlich klar, dass man die Entscheidung für falsch halte. Die Jugendlichen hätten untereinander engen Kontakt gehabt und dabei auch gegen die strengen Abstandsregeln innerhalb des Quarantäne-Hotels verstoßen. Ein großer Teil der zunächst negativ Getesteten habe bei späteren Tests ein positives Ergebnis gezeigt. Daher gehe von der Gruppe eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit aus, die es rechtfertige, sie in Quarantäne zu schicken, betonte ein Regierungssprecher. Bei der Justiz kam die ungewöhnlich hart formulierte offene Diskrepanz zum Richterentscheid nicht gut an. /tg

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