Mallorca ist Hochinzidenzgebiet. Zum ersten Mal. Die Medien in Deutschland schlagen bereits seit Tagen Alarm. Auf der Insel selbst ist in der Tourismus-Branche die Sorge vor einem kompletten Buchungseinbruch dennoch nicht mit dem Vorjahr zu vergleichen. Mitte August 2020 wurde Mallorca damals als Risikogebiet eingestuft, die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes folgte automatisch. Jetzt, knapp ein Jahr später, haben die meisten gelernt, sich mit der Pandemie irgendwie zu arrangieren. Die Panik vor einer Ansteckung ist aufgrund der bekannten Sicherheitsmaßnahmen und Hygieneregeln längst nicht mehr so groß wie im Sommer 2020, und durch die Impfung herrschen in diesem Jahr völlig andere Voraussetzungen.

Hoteliers, mit der die MZ gesprochen hat, teilen diese Meinung. Einen Einbruch der Buchungen wie im vergangenen Jahr, als teilweise 60 bis 70 Prozent der Reservierungen mit einem Schlag hinfällig wurden, erwartet keiner der befragten Unternehmer. Man könne sich diesmal nicht vorstellen, dass ganze Hotels aufgrund der Einstufung als Hochinzidenzgebiet geschlossen werden müssten. Die Buchungslage der geöffneten Häuser - immerhin rund 85 Prozent der inselweit verfügbaren Unterkünfte - sei gut. Selbst bei einem Rückgang der Buchungen oder gar Stornierungen sei es möglich, die Häuser weiterhin rentabel zu betreiben.

Toni Horrach, Eigentümer der Hotelkette HM, kritisiert die Bundesregierung dafür, dass erneut vor allem die Inzidenz als Faktor für die Einstufung Mallorcas als Hochinzidenzgebiet herhält. "Wir können doch nicht immer dieselben Parameter hernehmen. Inzwischen sind bereits so viele Menschen geimpft, und auch die Krankenhausbelegung auf der Insel hat nichts mit der in anderen Wellen zu tun", sagt Horrach. Prinzipiell habe er diesmal weniger Bedenken, dass der Sommer bereits wieder gelaufen sei. "Wir haben derzeit deutlich bessere Belegungsraten als wir uns noch vor vier Wochen erhofft hatten."

Yannik Erhart, Chef der Universal Hotels, rechnet ebenfalls nicht mit einer Stornierungswelle wie vor einem Jahr. "Die Saison ist noch keinesfalls gelaufen", sagt er. Er rechne zwar mit einzelnen Stornierungen, aber auch die Urlauber, die derzeit in den Hotels der Schweizer Kette Urlaub machten, seien weder panisch noch verschreckt. "Dass jemand vorzeitig abreisen will, habe ich bisher noch nicht vernommen", berichtet Erhart.

Und auch die Reiseveranstalter sehen dem, was da kommen mag, gelassener entgegen als im vergangenen Sommer. Aage Dünhaupt von Tui berichtet der MZ, dass die "Panik nicht sehr groß" sei. "Die Geimpften können ja weiter reisen und selbst wer mitten in den Sommerferien mit Kindern in den Urlaub fährt, hat dann vielleicht nach der Rückkehr noch fünf Tage Zeit, um in Quarantäne zu gehen."

Beim Reiseveranstalter FTI verweist man auf die große Reiselust der Deutschen, fürchtet aber trotzdem, dass die Nachfrage nach Spanien und Mallorca durch die Hochstufung nachlassen wird. FTI-Geschäftsführer Ralph Schiller schreibt der MZ angesichts der Einstufung als Hochinzidenzgebiet: "Für das Zielgebiet Spanien ist es ein Rückschlag, weil sich die bisher gute Buchungssituation durch eine voraussichtlich eher gedämpfte Nachfrage und Umbuchungen wahrscheinlich vorerst relativieren wird. Ob es für Spanien vor Ende der Sommersaison nochmal ein Comeback geben wird, hängt von den weiteren Corona-Entwicklungen ab und bleibt abzuwarten."

Ähnlich gelassen geben sich derzeit auch die Urlauber auf der Insel. Nach großen Rückholaktionen wie im vergangenen Jahr sieht es nicht aus. Und selbst wenn einige Urlauber lieber vorzeitig abreisen, um sich die Quarantäne zu ersparen, in diesem Jahr ist die Kapazität der Fluggesellschaften ungleich höher als im vergangenen Sommer. Am Samstag (24.7.) beispielsweise landet der Jumbo der Lufthansa aus Frankfurt das zweite Mal in Son Sant Joan, und auch sonst gibt es zahlreiche Verbindungen in viele deutsche Städte.