Rund 48 Stunden sind nun vergangen, seit die deutsche Bundesregierung Mallorca sowie ganz Spanien zum Hochinzidenzgebiet erklärt hat. In Kraft tritt die Hochstufung in der Nacht von Montag (26.7.) auf Dienstag um Mitternacht. Wie verhalten sich jetzt die Urlauber auf Mallorca? Die MZ hat bei Aage Dünhaupt, dem Sprecher von Tui und Tuifly, nachgefragt.

FRAGE: Sie sind gerade auf Mallorca. Ist das Zufall oder müssen Sie Feuerwehrmann spielen?

ANTWORT: Nein, das war bewusst entschieden worden, damit ich mir am Wochenende ein Bild machen kann und mit den deutschen Medien, die hier vor Ort sind, die Situation zu bewerten. Die großen deutschen Medien haben ja ohnehin Teams auf der Insel, und da ergibt es ja Sinn, direkt an Ort und Stelle die Lage zu zeigen.

F.: Müssen Sie Werbung machen für Mallorca als sicheres Reiseziel?

A.: Ich habe zumindest mal neutral die Situation erklärt. In Deutschland herrscht ja häufig die Idee vor, dass hier eine große Abreisebewegung unterwegs ist. Und dann kann man direkt von hier berichten, dass die Urlauber auf Mallorca nicht die Zelte abbrechen, sondern das Thema sehr gelassen angehen und für sich persönlich einschätzen, wie sie ihren Urlaub verbringen wollen. Es sind ja sehr viele Gäste auf Mallorca auch nicht an der Playa de Palma. Das wird häufig falsch eingeschätzt. Für viele gibt es beim Thema Mallorca ja nur den Ballermann. Aber viele sind an anderen Stränden oder gar im Inselinneren und haben mit der Partysituation an der Playa de Palma nichts am Hut. Denn wir wissen ja, dass hohe Inzidenzen meist aus Partys heraus entstehen und nicht, weil man am Pool oder am Strand liegt oder Sport macht.

Aage Dünhaupt, Tui-Sprecher Tui

F.: Wie nehmen die Urlauber die Einstufung als Hochinzidenzgebiet auf?

A.: Natürlich sind viele verwundert darüber, wie schnell es jetzt ging. Vor ein paar Wochen hieß es noch, der Spanien-Urlaub sei uneingeschränkt möglich. Das hat sich durch diese Einstufung zumindest ein Stück weit geändert. Die gute Nachricht ist, dass die Geimpften und Genesenen keine Probleme haben werden, ihren Sommerurlaub in Europa anzutreten. Viele sagen sich, dass es zwar ungünstig ist, dass es nun mitten im Sommer dazu kam, aber sie wissen auch, dass die Lage volatil ist und man jederzeit damit rechnen muss. Da sie aber selbst geimpft sind und einen ruhigeren Strand- oder Sporturlaub machen, fühlen sie sich nicht direkt von den Inzidenzen beeinflusst. Wieder andere haben für sich entschieden, den Urlaub nicht abzusagen und selbst mit einem ungeimpften Kind bewusst entscheiden, dass sie die Quarantäne im Rahmen der Sommerferien daheim bewältigen können.

F.: Hatten Sie mehr vorzeitige Abreisen erwartet?

A.: Dadurch, dass wir seit zwei Wochen diskutieren, dass es für Mallorca und Spanien eine Einschätzung zum Hochinzidenzgebiet geben kann, war die Entscheidung nun nicht überraschend. Insofern war es am Ende ruhig. Man sieht ja auch, es gibt für heute und morgen (Sonntag, 25.7. und Montag, 26.7., d. Red.) noch günstige Rückflüge. Es ist also nicht so, dass da ein großer Abreisedruck herrscht. Im Gespräch mit Reiseleitern habe ich zwar erfahren, dass es Leute gibt, die wegen einer vorzeitigen Abreise zumindest mal nachfragen und auch solche, die gerne früher zurückwollen. Aber das bewegt sich in einem sehr übersichtlichen Rahmen und war eine positive Überraschung. Dazu kommt, dass schon im vergangenen Jahr der Urlaub nicht so richtig möglich war und viele jetzt durch die Impfsituation ihre Freiheiten nutzen.

F.: Gibt es schon Bewegung bei den Neubuchungen, werden andere Ziele wieder attraktiver?

A.: Das werden die nächsten Tage zeigen. Zwei Faktoren sind jetzt deshalb jetzt wichtig: Zum einen muss man die Inzidenzen in Spanien wieder nach unten bekommen und es muss nun kommuniziert werden, welche Maßnahmen dahingehend umgesetzt werden. Da sind Bilder davon, wie 24 Stunden gefeiert wird und die nach Deutschland gehen, sicher keine vertrauensbildende Maßnahme. Mallorca hat ja zu Ostern bewiesen: Wenn man sich an die Regeln hält und es keine unkontrollierten Partys gibt, ist das ohne Probleme zu schaffen. Und das gilt nicht nur für Spanien. In den Niederlanden, wo die Diskotheken wieder geöffnet wurden, sind die Inzidenzzahlen auf ein Niveau gestiegen, das es vorher nie gab. Da muss man einfach sehen: Es ist weiterhin nicht die Zeit, einen Partyurlaub zu machen. Auch wenn der Nachholbedarf bei vielen jungen Menschen natürlich da ist, was ich verstehen kann. Deswegen auch unser Appell: Reist ins Ausland, geht an den Strand - aber nehmt euch bitte zurück, damit noch viele Menschen nach euch reisen können.

F.: Wäre es an der Zeit, mal die Hochinzidenzbewertung zu ändern?

A.: Es ist auf jeden Fall der Moment, weitere Kriterien dazuzunehmen, wie ja auch schon diskutiert wird. In den Zielgebieten, genauso wie zu Hause in Deutschland, muss es weiterhin Regelungen für Partys und das Nachtleben sowie für Großereignisse geben. Dann haben wir die Chance, in der Kombination mit der Neubewertung der Inzidenz und der Hospitalisierungsrate, das zu erreichen. Aber wenn nur noch Party gemacht wird, dann wird man die Inzidenzen und die Hospitalisierungen nicht in den Griff kriegen. Wir brauchen also auch weiterhin Regelungen für solche Veranstaltungen.