Das neue Tourismusgesetz für Mallorca und die Nachbarinseln sorgt weiterhin für viel Gesprächsstoff. Per Eildekret verabschiedete die Balearen-Regierung die Neufassung des Gesetzes von 2017 am Freitag (11.2.). Nun hat sich der Interessensverband der Ferienvermieter auf den Balearen, Habtur, zu Wort gemeldet und die für die Branche vorgesehenen Regelungen scharf kritisiert. Habtur befürchtet gar, dass in den kommenden Jahren bis zu 90.000 der derzeit 108.000 touristischen Gästebetten in der Ferienvermietung wegfallen könnten.

Habtur-Geschäftsführerin und Sprecherin Maria Gibert sagte der MZ: "Wir fordern, dass für uns und die Hoteliers die selben Bedingungen gelten. Wir sind einverstanden damit, dass Gästebetten wegfallen, aber es kann nicht sein, dass ein Großteil davon auf die Ferienvermietung zurückfällt, die im Vergleich zu den Hotels nur ein Viertel der Betten stellt."

Fluktuation bei Ferienvermietung höher als in Hotels

Der Teufel steckt hier im Detail: Das neue Tourismusgesetz friert nämlich die Zahl der Gästebetten ein. Sprich: Es werden keine neuen Anträge angenommen. Auch dürfen Gästebetten, die bereits existieren, nicht untereinander getauscht werden. In den kommenden vier Jahren können die Inselräte eigene Pläne für die Vergabe von Gästebetten ausarbeiten. Sollte dies nicht passieren, erlöschen die bislang verfügbaren Plätze. Bereits gestellte Anträge werden noch bearbeitet. Das Problem in der Ferienvermietung ist, so Gibert, dass die Fluktuation ungleich höher ist als bei den Hotels.

"Viele Anbieter wollen nur ein paar Jahre lang vermieten, weil sie vielleicht zusätzliches Geld für das Studium ihrer Kinder benötigen, und dann die Vermietung wieder einstellen", sagt Gibert, die aus der Praxis weiß, dass es viele Gründe gibt, warum Vermieter nur für eine gewisse Zeit ihre Häuser oder Wohnungen auf den Markt geben wollen. "Und in dem Moment, in dem die Vermietung dann beendet wird, verschwinden die Gästebetten aus der Börse", erklärt Gibert. Bei den Hotels gebe es deutlich weniger Bewegung auf dem Markt, diese seien ja zur langfristigen touristischen Nutzung gedacht.

Treffen von Tourismusminister Negueruela und Habtur

Somit ist die Befürchtung von Habtur, dass im schlimmsten Fall 90.000 Gästebetten in der Ferienvermietung wegfallen könnten, sollten diese Betten innerhalb der kommenden vier Jahre wieder an die Bettenbörse zurückgehen, weil sie nicht mehr vermarktet werden. "Das wird sicher nicht von heute auf morgen passieren, aber in vier Jahren kann es sehr viel Fluktuation am Markt der Gästebetten in der Ferienvermietung geben", sagt Gibert. 28.000 Gästebetten seien vor einem Verschwinden gefeit, weil sie nach der bis dato gültigen Version des Tourismusgesetzes von 2017 auf den Markt kamen und von der Regelung ausgenommen sind.

Der balearische Tourismusminister Iago Negueruela traf sich aufgrund der Kritik von Habtur noch am Montagabend (14.2.) mit den Vertretern der Ferienvermieter. Der sozialistische Politiker sagte nach dem Treffen: "Keines dieser Gästebetten ist in Gefahr. Sie sind in Gefahr, wenn sie nicht vermarktet werden oder wenn sie zurückgegeben werden." Doch darum gehe es ja bei ihrer Kritik, so Gibert. Viele Betten würden eben nach einer gewissen Zeit zurückgegeben und nicht mehr vermarktet. Negueruela versprach, die genaue Situation der Ferienvermietung noch einmal zu analysieren.

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Maria Gibert glaubt nicht, dass Negueruela der Branche entgegenkommt. "Das Treffen war sehr angenehm, Negueruela war verbindlich und freundlich, aber Vertrauen haben wir keines."