Simón Pedro Barceló ist Präsident der Grupo Barceló, einer der größten Touristikkonzerne in Spanien. Der Mallorquiner sprach mit dem "Diario de Mallorca" unter anderem über die Aussichten für die Saison, nun nach dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine.

Einen Monat tobt der Krieg nun bereits in der Ukraine: Welche Szenarien sehen Sie für den Fall, dass er sich weiter hinzieht? 

Europa befindet sich im Krieg, es ist schrecklich. Jeden Tag sterben Menschen. An erster Stelle steht unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Wir wissen weder, wie lange der Krieg andauern wird, noch wie er enden wird, noch welche Folgen er haben wird. Angesichts dieser großen Unsicherheit halte ich es für unmöglich, wirtschaftliche Vorhersagen zu treffen. Das Schlimmste ist bereits eingetreten.

Wie wirkt sich die russische Invasion auf die Barceló-Hotels aus?

Als der Krieg ausbrach, hatten wir in einigen Hotels Gäste beider Nationalitäten. Vor allem in der Dominikanischen Republik gab es eine beträchtliche Anzahl von Russen und Ukrainern, auch in Ägypten und den Emiraten. Wir haben aus erster Hand erfahren, welche Ängste sie durchgemacht haben, und wir haben sie dabei unterstützt, ihre Rückkehr in die Heimat zu planen.

Wie sieht es mit den Auswirkungen auf die Buchungen aus, werden Spanien und die Balearen ihre Prognosen für die Saison einhalten können?

Die Vorhersagen von vor dem Krieg sind komplett überholt. Die Aussichten haben sich geändert, und zwar zum Schlechteren. Auch wenn Spanien, die Balearen und Mallorca ein Zufluchtsort für europäische Urlauber sein können, die andere Regionen im Mittelmeerraum nicht in Betracht ziehen, wird der Krieg dazu führen, dass aus Sorge weniger Menschen reisen werden. Auch wegen der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Unsicherheit und deren Auswirkung auf den Konsum.

Was passiert an Ostern? Bleiben viele Hotels leer? 

Das kommt auf die Region an. Auf den Balearen ist die touristische Aktivität aufgrund des Pandemie-Winters immer noch sehr gering, und unsere Hoffnung war eigentlich, die Saison zu Ostern starten zu lassen und dann direkt in den Mai überzugehen. Es wird keinen Negativrekord geben, aber es wird weniger los sein, als wir uns vor einem Monat hätten vorstellen können. Der spanische Markt und die näheren europäischen Märkte, wie der französische, der deutsche und der britische befinden sich allerdings bereits in einer Phase der Erholung.

Die Energiepreise und die Preise im Allgemeinen steigen. Alle Branchen sind in Aufruhr. 

Ich wiederhole noch einmal, dass wir uns in Europa im Krieg befinden. Das ist eine furchtbare Nachricht, was das Humanitäre angeht, und eine schlechte Nachricht für die Wirtschaft. Die Auswirkungen auf die Treibstoffpreise sind für die Tourismusbranche sehr schädlich. Die großen Krisen der Branche in den 1970er Jahren standen im Zusammenhang mit der Ölkrise. Das bedeutet weniger und kürzere Reisen. Trotzdem glaube ich, dass wir ein besseres Jahr als 2021 erleben werden. Aufgrund der sechsten Corona-Welle und des Krieges werden sich die Erwartungen für 2022 verschlechtern, was zu einer Verzögerung des wirtschaftlichen Aufschwungs und damit auch der touristischen Erholung unseres Landes führen wird.