Die Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen boomt. Allein im vergangenen Jahr wurden in Spanien Solarzellen mit einer Gesamtleistung von 1.151 Megawatt installiert, doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Damit kann man gut 495.000 Haushalte mit Strom versorgen – etwa so viele wie es auf den Balearen gibt. Auch auf Mallorca entscheiden sich angesichts drastisch steigender Strompreise immer mehr Immobilienbesitzer für Solarmodule auf dem Dach – eine Investition, die sich inzwischen nach wenigen Jahren rechnet.

Stromkosten von 36.000 Euro im Jahr

Franz Stuckmann von der gleichnamigen Firma in Ses Salines nennt ein Beispiel: Ein deutscher Unternehmer hatte ihn beauftragt, für sein Privatanwesen eine Kalkulation aufzustellen. Er hatte festgestellt, dass seine Stromkosten von rund 1.000 Euro im Monat zuletzt auf 2.800 Euro geschossen waren. Stuckmann rechnete also durch und legte dem Deutschen ein Angebot in niedriger sechsstelliger Höhe vor, das trotz des hohen Preises in wenigen Jahren amortisiert sein soll. „Der Kunde hat immerhin Stromkosten von rund 36.000 Euro im Jahr, da kann er sich eine tolle Anlage leisten und hat die innerhalb von fünf Jahren vom Preis herausgeholt“, sagt Stuckmann.

Derartige Stromkosten sind bei wohlhabenden Haus- und Fincabesitzern auf der Insel keine Seltenheit. Und ebenso wie bei Normalverbrauchern macht es auch bei ihnen einen beträchtlichen Unterschied, ob die Kilowattstunde Strom zehn Cent kostet, wie vor wenigen Monaten teilweise noch in der Nacht der Fall, oder inzwischen teils über 45 Cent. Franz Stuckmann weiß von einem weiteren Kunden aus Santanyí zu berichten, bei dem sich diese Preisexplosion bemerkbar macht.

Halbes Jahr zwischen Auftragsvergabe und Inbetriebnahme

Ein Fincabesitzer hatte Stromkosten von rund 900 Euro im Monat. Nachdem sein bisheriger Vertrag mit dem Stromanbieter ausgelaufen war, stiegen die Stromkosten auf rund das Dreifache an. Gut für den Fincabesitzer, dass er zu dieser Zeit Stuckmann bereits den Zuschlag für die Solaranlage gegeben hatte. Schlecht für ihn, dass zurzeit gerne mal ein halbes Jahr von der Auftragsvergabe die Inbetriebnahme der Anlage ins Land zieht.

Andere Anbieter brauchen teilweise sogar noch deutlich länger. Was nicht so sehr daran liegt, dass die Firmen trödeln, sondern dass die Materialien aufgrund der weltweiten Lieferengpässe fehlen. „Wir haben das Glück, dass wir in den vergangenen Jahren schon sehr viel Material geordert hatten, weil bei uns das Geschäft bereits in den vergangenen Jahren stetig nach oben ging“, sagt Stuckmann. Er selbst fing vor acht Jahren mit acht Mitarbeitern an, inzwischen habe er 45 Angestellte. „Und das wird die nächsten Jahre so weitergehen“, ist er überzeugt.

Immer mehr Unternehmen investieren

Der Boom hat die gesamte Branche erfasst. Kein Wunder, dass auf Mallorca die Firmen für Installationen von Solaranlagen nur so aus dem Boden sprießen. Noch recht neu auf dem Markt ist etwa die Firma Greentech im Gewerbegebiet Son Bugadelles von Santa Ponça. Auch hier kann man kaum Schritt halten mit der Geschwindigkeit, in der die Aufträge hereinregnen, sagt Marketing-Beauftragter Iván Guirau.

Genauso ergeht es Roland Netscher, dem Geschäftsführer von Bauko & Partner. Derzeit seien es noch hauptsächlich Privatpersonen, die sich für eine solche Investition entscheiden. Langsam kämen aber mehr Firmen auf die Idee. Für die Unternehmen lohnt es sich häufig noch stärker, da die deutlich höheren Stromkosten schneller amortisiert sind.

"Mehr Aufträge, als wir bedienen können"

Und auch Heinz Torwie, Generaldirektor von Solartà, sagt: „Wir haben momentan viel mehr Aufträge, als wir bedienen können. Wir könnten drei bis vier Mal mehr machen.“ Torwie beschränkt sich inzwischen auf Aufträge, die aus dem Nordosten der Insel kommen, damit ist er ausgelastet. Das Personal aufzustocken, hält Torwie für riskant: „Wir wissen ja nicht, wie lange der Boom anhält.“ Außerdem sei es schwierig, fähige Mitarbeiter zu finden.

Ein weiterer Grund für die hohe Nachfrage nach Solarmodulen sind neben den Strompreisen auch die Fördermittel, die zurzeit ausgeschüttet werden. Wer sich heute für eine Fotovoltaikanlage entscheidet, kann entweder Subventionen von der Balearen-Regierung oder aus den Next-Generation-Fonds der Europäischen Union beantragen. Heinz Torwie rät zu Ersteren, da die EU-Finanzspritzen noch auf sich warten lassen. „Die Hilfen wurden bereits im vergangenen September aufgelegt, aber wir haben bisher noch in keinem Fall eine Zusage bekommen“, bemängelt er.

Sehen lassen können sich die Subventionen in beiden Fällen. Sowohl von der EU als auch von der Balearen-Regierung gibt es pro Kilowatt 600 Euro Zuschuss, wenn die Anlage weniger als zehn Kilowatt Leistung erbringt. Darüber gibt es immerhin noch 450 Euro. Und bei den Hilfen der EU wird sogar die Batterie gefördert, bei der Balearen-Regierung ist das nicht der Fall. Problematisch sei weiterhin, dass Firmen wie Kunden keine Ahnung hätten, wie viel bereits an Subventionen ausgeschüttet wurde und wie viel noch im Topf ist. Das erschwere die Planung sehr, sagt Torwie. Die Erfahrung zeigt, dass in den vergangenen Jahren viele Antragsteller außen vor blieben.