Mit hochkarätig besetzten und kontrovers geführten Debatten über Geopolitik und den Wirtschaftsstandort Deutschland ist am Samstag (11.6.) das Wirtschaftsforum Neu Denken auf Mallorca zu Ende gegangen. Bei Temperaturen über 30 Grad trafen sich Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zum dritten und letzten Tag der Veranstaltung im Hotel Castell Son Claret am Fuße des Tramuntana-Berges Puig de Galatzó.

Den Auftakt machten – jeweils per Video digital aus Deutschland zugeschaltet – zunächst der Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und der SPD-Parteivorsitzende Lars Klingbeil. Dabei wurde deutlich, dass es innerhalb der Regierungskoalition zwar einen Konsens darüber gibt, das Sondervermögen für die Bundeswehr zu verteidigen, ohne die Schuldenbremse grundsätzlich aus den Augen zu verlieren. Klare Differenzen gab es aber bei dem Thema einer etwaigen zusätzlichen Besteuerung jener Unternehmen, die in Krieg und Krisen überdurchschnittliche Gewinne erzielen.

Gesprächsregeln ermöglichen offenen Gedankenaustausch

An der daran anschließenden Diskussion über die globalen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine im Bereich Lebensmittelsicherheit und Gesundheit nahmen teil: Werner Baumann (CEO Bayer AG), Marc-Aurel Boersch (Vorstandsvorsitzender Nestlé Deutschland), Stefan Engelke (Geschäftsführer Mühle Rüningen) und Gerrit Steen (CFO Helios Health). Digital zugeschaltet wurde der CEO der Rewe Group, Lionel Souque. Auf dem Wirtschaftsforum galt die sogenannte Chatham-Haus-Regel, wonach die Inhalte der Gespräche zwar kommuniziert werden dürfen, konkrete Aussagen aber keinem der Teilnehmer ohne ausdrückliche Erlaubnis zugeschrieben werden dürfen.

In einem weiteren Themenblock ging es um China und die europäische Abhängigkeit von dem asiatischen Wirtschaftsriesen. Es diskutierten der Präsident des Stiftungsrats der Münchner Sicherheitskonferenz und ehemalige Botschafter, Wolfgang Ischinger, der ehemalige Verteidigungsminister und SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping, der inzwischen Unternehmen und Institutionen bei der Strategie- und Geschäftsentwicklung in China berät, sowie der China-Experten Frank Sieren, der live aus Peking zugeschaltet wurde, wo er seit 1994 wohnt.

Was können Unternehmen von der Politik erwarten?

Das könnte Sie interessieren:

Bei der letzten Debatte des diesjährigen Wirtschaftsforums ging es um den Wirtschaftsstandort Deutschland mit besonderem Fokus auf den Mittelstand. Durchaus konträr wurde darüber gesprochen, welche Rolle die Politik bei der Steuerung und Lösung der Probleme für die Unternehmen spielen sollte. Der ehemalige Schatzmeister der FDP, Harald Christ, unterstrich die besondere Rolle des Mittelstands in Deutschland. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, rief die Unternehmer dazu auf, ihre Meinung häufiger öffentlich kund zu tun. Mit den Politikvertretern diskutierten Christoph Werner, Geschäftsführer der dm-Drogeriemärkte, Sarna Röser, Vorsitzende der Jungen Unternehmer Deutschlands, sowie Patrick Adenauer als Präsident des Family Business Network (FBN) Deutschland.

Nach mehreren Stunden geballten Informations- und Meinungsaustauschs zog nicht nur die Konferenzleiterin und Moderatorin Sabine Christiansen ein sehr positives Resümee. Auch die Veranstalter - Willi Plattes (Plattes Group), Jens Schönfeld (Flick Gocke Schaumburg) und Reinhard Leitner (Leitner&Leitner) lobten die vielen Denkanstöße. Der Austausch im familiären Kreis soll auch in Zukunft weitergeführt werden. Neben dem einmal im Jahr stattfindenden großen Wirtschaftsforum sollen in Zukunft weitere kleine Veranstaltungen hinzukommen, so Plattes.