180 Millionen Euro hat sich der Fonds Blasson Property Ende 2021 das Hotel Punta Negra in Costa d’en Blanes kosten lassen. Der Familie Blanes, Eigentümerin des Hotels, brachte der Deal einen warmen Geldregen. Ziel von Blasson Property: das Punta Negra, das direkt neben dem Fünf-Sterne-Hotel St. Regis Mardavall liegt, in ein Luxusresort verwandeln. Bisher ist noch unklar, welche Hotelkette das Haus nach einer umfangreichen Renovierung und Neuausrichtung bewirtschaften wird.

Fest steht dagegen, dass der Luxussektor auf Mallorca um eine Adresse reicher wird – und dass vier weitere Hotels, darunter die herrschaftliche possessió Son Bunyola des britischen Milliardärs Richard Branson, in der Warteschleife sind und in absehbarer Zeit fertig werden. Trotz der neuen Projekte: Der Markt für Luxusurlaub auf den Balearen ist noch stark ausbaufähig. Das zumindest sagen diejenigen, die mit den begüterten Feriengästen auf der Insel ihr Geld verdienen. Vertreter der Branche trafen sich kürzlich im Club des „Diario de Mallorca“, um über die Tendenzen des Marktes zu sprechen.

Anteil der Luxusurlauber auf Mallorca noch gering

Tatsächlich ist der Anteil der Luxusurlauber auf Mallorca, also derjenigen, die in Fünf-Sterne-Hotels unterkommen, im Vergleich zu vielen anderen Urlaubszielen gering. Laut Francisco J. Meliá, einem der Teilhaber von Blasson Property, beträgt er auf Mallorca lediglich fünf Prozent. „Zypern ist da mit einem Anteil von 17 Prozent deutlich weiter, ganz zu schweigen von den USA mit rund 30 Prozent.“ Führende Region in Europa ist der Comer See mit einem Luxushotel-Anteil von 25 Prozent.

Dass sich auf den Balearen aber etwas tut, zeigt die jüngere Vergangenheit. Die Zahl der Luxusunterkünfte verdoppelte sich auf den Inseln zwischen 2010 und 2019 von 32 auf 64. Auf Mallorca stehen 42 dieser Häuser. Angesichts der insgesamt gut tausend Hotels auf der Insel tatsächlich eine eher bescheidene Zahl. Die Urlauberinnen und Urlauber, die den High-End-Luxus suchen, sparen die Balearen momentan noch zu großen Teilen aus. „Weil sie hier noch nicht das finden, was sie suchen“, sagt Antonio Pan de Soraluce, ebenfalls Teilhaber von Blasson Property.

Nicht viele Häuser erfüllen die Ansprüche der Investoren und Kunden

Es fehle auf der Insel vor allem an geeigneten Objekten – für die Reisenden, aber auch für die Geldgeber. „Der Appetit der Investoren auf den Luxussektor ist riesig, aber wir können ihnen keine Hotels auf Mallorca anbieten“, sagt auch Laura Hernando, Direktorin der Beratungsfirma Colliers, die unter anderem den Punta-Negra-Deal verantwortet hat. Hotelneubauten seien inzwischen so gut wie nicht mehr möglich – auch aufgrund des Moratoriums für neue Gästebetten der Balearen-Regierung – und bestehende Häuser erfüllten in den meisten Fällen nicht die Kriterien der Investoren an eine Luxusunterkunft. Dafür seien unter anderem ausreichend Platz und eine möglichst spektakuläre Lage direkt am Meer notwendig.

Erschwerend hinzu kommt noch eine traditionell spanische Besonderheit, wie Hernando und Pan de Soraluce übereinstimmend sagen. Die Zurückhaltung der Eigentümerfamilien, ihre Hotels zu verkaufen, ist enorm, das Misstrauen gegenüber Investoren ebenfalls. „Wir Spanier halten sehr an dem fest, was wir haben“, sagt Laura Hernando. Begüterte Familien tendierten dazu, ihre Besitztümer zu behalten, um weiterhin die Kontrolle darüber zu haben. Und wenn dann eine für viele alteingesessene Hoteliers abstrakt anmutende Investorengruppe anfrage, von denen die allermeisten nicht einmal aus Spanien kommen, dann machten sie gern einmal die Schotten dicht. „Oder sie glauben, dass momentan kein guter Moment für einen Verkauf ist, weil sich die weltpolitische Lage so unsicher darstellt“, fügt Hernando an.

Luxustourismus mit blendenden Aussichten

Dabei deutet vieles darauf hin, dass der Luxustourismus in den kommenden Jahren einen regelrechten Boom erleben könnte. Das Privatvermögen des reicheren Teils der Bevölkerung wuchs auch in der Pandemie schnell an. Inzwischen besitzen 28,2 Millionen Menschen 45,8 Prozent des weltweiten Reichtums. Auf Mallorca macht sich die größere Nachfrage nach exklusiven Ferien unter anderem auch beim sprunghaften Anstieg der Zahl der Privatjets bemerkbar, die auf dem Flughafen von Son Sant Joan landen. In den ersten vier Monaten des Jahres 2022 stieg die Zahl der Flugbewegungen am Mallorca-Airport um 83 Prozent im Vergleich zu 2019.

Und die Aussichten für den Sommer sind ebenfalls bombastisch. Nicht zuletzt hat das auch mit dem Direktflug der Airline United zwischen New York und Palma zu tun. Schließlich sind US-Amerikaner, die sich auf den Weg nach Europa machen, häufig überdurchschnittlich wohlhabend. Noch dazu schätzen sie den Luxus wie sonst wohl nur die Asiaten. Deshalb besteht die Hoffnung, dass 2023 die Direktverbindung zwei Monate länger aktiv ist als dieses Jahr.

Positive Effekte für das Urlaubsziel Mallorca

Auch Toni Riera, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Balearen-Universität und Präsident der Stiftung Fundación Impulsa, rechnet im Gespräch mit der MZ mit einem weiteren steilen Anstieg der Zahl der Luxusurlauber. „Dieser Sektor ist vor allem in der Pandemie deutlich gewachsen und wird das aller Voraussicht nach auch weiter tun.“

Wie schnell dieses Wachstum vonstattengeht, kommt laut Riera auch darauf an, wie zügig Gästebetten, die bisher in veralteten Hotels gebunden sind, umgewandelt werden können in solche für Luxusherbergen. Der Wirtschaftswissenschaftler glaubt, dass der Luxussektor positive Effekte für das Urlaubsziel Mallorca haben wird. „Die Hotels, die in der unmittelbaren Nachbarschaft von Luxushotels liegen, werden profitieren. Sie werden aufgewertet, weil die Besitzer in ihre Häuser ebenfalls investieren werden.“

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Auch für die Diversifizierung des Tourismus sei diese Entwicklung positiv, so Riera, der abschließend urteilt: „Der Luxussektor sollte nicht der einzige Bereich sein, auf den man auf Mallorca setzen sollte. Aber er kann auf jeden Fall eine deutlich wichtigere Rolle einnehmen, als er das derzeit tut.“