Am Dienstag (27.9.) wird der Welttag des Tourismus zelebriert. Doch für viele Menschen auf Mallorca ist das kein Anlass zum Feiern. Gleich 34 Organisationen auf der Insel haben für 19 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Sitz der Balearen-Regierung, dem Consolat de Mar, in Palma aufgerufen. Dort soll eine Menschenkette gegen die Überfüllung der Insel stattfinden.

Der "Tourism Collapse Day", so der Titel der Aktion, findet zeitgleich in anderen touristisch überlaufenen Städten Südeuropas wie Barcelona, San Sebastián, Marseille, Venedig, Lissabon, Ajaccio und Neapel statt.

Mehr Arbeitsplätze, prekärere Bedingungen

Pere Joan Femenias, Leiter der Gruppe Fridays For Future auf Mallorca, erklärte vor einigen Tagen bei der Präsentation der Initiative: "Wir protestieren gegen eine Tourismusindustrie, die uns arm macht. Auch wenn immer mehr Touristen kommen und dies mehr Arbeitsplätze schafft, werden die Arbeitsbedingungen immer prekärer. Die Einnahmen werden sehr ungleich verteilt."

Margalida Ramis, Sprecherin der Umweltschutzorganisation Gob, erklärte am Dienstag gegenüber dem Regionalsender IB3, das aktuelle Wirtschaftsmodell der Inseln stelle hinsichtlich Umweltschutz und Klimawandel die Zukunft der Inseln infrage. Gerade die Wasserreserven seien stark durch die Massifizierung der Insel bedroht.

Ramis erklärte, die aktuelle Form des Tourismus bringe auch viele andere soziale Probleme wie die Vertreibung der Einheimischen aus ihren angestammten Wohnvierteln und die berufliche Perspektivlosigkeit für die Mallorquiner mit sich. Dass die Demo zeitgleich in mehreren Städten stattfindet, beweist ihrer Ansicht nach, dass die Probleme universell sind und sich nicht nur auf die Insel beschränken.

Zahl der Bedürftigen steigt

Wie zum Beweis für die Thesen der Demonstranten wurde bekannt, dass die Zahl der Bedürftigen trotz des Rekordsommers auf der Insel weiter steigt. So berichtet die wohltätige Organisation "Mallorca sense fam", die Lebensmittel zur Verfügung stellt, dass die Zahl der Empfänger im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 31 Prozent gestiegen sei. Damals war der Tourismus wegen Corona noch stark eingeschränkt. Auch die Organisation "Associació Tardor" erklärte gegenüber IB3, man habe in diesem Jahr eine so lange Warteliste wie noch nie gehabt.

Balearen-Regierung vergibt Preise

Die Balearen-Regierung wird derweil nicht vor Ort sein, wenn sich die Demonstranten vor dem Regierungssitz treffen. Ministerpräsidentin Francina Armengol, Tourismusminister Iago Negueruela und Inselratspräsidentin Catalina Cladera nehmen an der "Nacht des Tourismus" in der Misericòrdia teil, wo zahlreiche Unternehmer, Initiativen und Angestellten die diesjährigen Tourismuspreise der Balearen-Regierung entgegennehmen.