Am Welttag des Tourismus am Dienstag (27.9.) haben hunderte Teilnehmer vor dem Sitz der Balearen-Regierung, dem Consolat de Mar, gegen den Massentourismus demonstriert. Dabei bildeten die Demonstranten eine Menschenkette, die sich drei Mal um das Consolat wickelte. Die Organisatoren sprechen von 3.000 Teilnehmern, während die Polizei etwa 450 Demonstranten zählte.

34 verschiedene Organisationen hatten zu der Aktion "Tourism Collaps Day" aufgerufen, darunter Umweltverbände wie Greenpeace, Fridays for Future und Gob, aber auch Nachbarschaftsvereinigungen wie SOS Residents und Gewerkschaften. Palma hatte sich für den Protest mit anderen touristisch überlaufenen Städten Südeuropas wie Barcelona, San Sebastián, Marseille, Venedig, Lissabon, Ajaccio und Neapel zusammengetan.

Ökologische Folgen des Massentourismus

"Prou, prou, prou", sagte der mallorquinische Schriftsteller Sebastià Alzamora bei der Schlusskundgebung: "Es reicht, es reicht, es reicht". Die Forderung der Organisationen und Demonstranten: Tourismus ja, aber nicht in Massen.

Die Umweltverbände richten dabei vor allem das Augenmerk auf den ökologischen Folgen der "Überfüllung der Insel". Wasserreserven werden aufgebraucht, Strände verlieren immer mehr Sand. "Wir leben vom Tourismus, aber zu welchem Preis?", sagteTeresa Almiñana von Amics de la Terra, einem Schwesterverband des deutschen Bund Naturschutz. Sie sorgt sich vor allem um das Neptungras, das das Wasser vor der Küste der Balearen rein hält und immer wieder durch ankernde Schiffe zerstört wird. "Wir setzen das Paradies auf Spiel, das wir hier verkaufen."

Andere Demonstranten beschwerten sich vor allem über die Probleme, die der Tourismus für Menschen bedeutet, die hier leben. Der Flughafenlärm, der Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen, die überfüllten Straßen und Strände.

Klassentreffen der Tourismusgegner

Der Protest war laut und fröhlich, begleitet wurde er von der Trommel-Gruppe Tambors per la pau. Bei manchen schien es wie ein Klassentreffen, die Demonstranten begrüßten sich herzlich, ratschten in der Menschenkette, lachten viel.

Es waren ganz unterschiedliche Teilnehmer: Auf der einen Seite die engagierte Jugend, die auch beispielsweise mit Fridays for Future auf die Straße geht, auf der anderen Seite Alt-Hippies mit langen Haaren und selbst genähten Klamotten. Aber auch ältere Damen und Herren, die sich sorgfältig zurechtgemacht hatten und nicht in das bunte Bild der Demonstranten passen wollten. Es waren keineswegs nur Mallorquiner, sondern auch Festlandspanier, Kolumbianer und Deutsche da.

Balearen-Regierung vergibt unterdessen Tourismus-Preise

Von der politischen Seite kamen Neus Truyol und Joan Mas von der linken Regionalpartei Més sowie mehrere Mitglieder der linken Partei Podemos zu dem Protest. Von den Sozialisten war niemand anwesend. Stattdessen nahmen Ministerpräsidentin Francina Armengol, Tourismusminister Iago Negueruela und Inselratspräsidentin Catalina Cladera an der "Nacht des Tourismus" in der Misericòrdia teil, wo zahlreiche Unternehmer, Initiativen und Angestellten mit den diesjährigen Tourismuspreisen der Balearen-Regierung ausgezeichnet wurden.

Eine der Preisträgerinnen ist die deutsche Unternehmerin Alexandra Schörghuber. Auch die Schweizer Familie Erhardt von den Universal Hoteles wurde ausgezeichnet.