Stillstand auf dem Bau auf Mallorca und den Nachbarinseln: Mehr als 50 öffentliche Bauvorhaben auf den Balearen sind allein in diesem Jahr bislang nicht in Angriff genommen worden, weil kein Bauunternehmen sie ausführen will. Begründung: Das in der Ausschreibung vorgesehene Budget decke nicht einmal die Kosten der Bauträger. Darauf hat kürzlich der Verband der Bauunternehmer auf Mallorca hingewiesen.

Diese Situation sei beispiellos und bringe die Unternehmen der Branche in eine äußerst prekäre Lage. Die meisten der betroffenen Projekte wurden von den Gemeindeverwaltungen ausgeschrieben.

Dem Verband zufolge sind seit dem 1. Januar 57 Bauvorhaben mit einem Gesamtbudget von mehr als 58,6 Millionen Euro ausgeschrieben worden, ohne dass sich ein Unternehmen dafür beworben hat. Von diesen 57 Ausschreibungen stammen 29 von Stadt- und Gemeindeverwaltungen. Des Weiteren gibt es Projekte unter anderem von IBISEC, einer Behörde, die für Bildungsinfrastruktur zuständig ist, vom Wohnungsbauinstitut der Balearen (IBAVI) sowie vom Inselrat Mallorca.

Auch Wohnungsbau betroffen

Zu den Projekten, die aufgeschoben oder aufgegeben wurden, gehören die Verlängerung der Metro bis zum Parc Bit, die mit fast 19,9 Millionen Euro veranschlagt worden war, der Bau eines Kindergartens in Inca für fünf Millionen Euro und der Bau von 15 Sozialwohnungen in Binissalem für 2,2 Millionen Euro. Weitere gescheiterte Ausschreibungen bezogen sich auf 15 Sozialwohnungen in Sant Llorenç für 1,8 Millionen Euro, ein neues Gesundheitszentrum in Consell für 1,1 Millionen Euro und die Erweiterung einer Grundschule in Santanyí für 2,1 Millionen.

Laut dem Verband sind die Baukosten auf den Inseln um mehr als 30 Prozent gestiegen. Es gibt zwar ein Dekret auf den Inseln, das besagt, dass die Preise angepasst werden müssen, sollten die Kosten deutlich in die Höhe gehen. Bisher ist dieses Dekret allerdings nicht einmal veröffentlicht worden und damit auch noch nicht gültig.

Unternehmer sind "verzweifelt"

Die Präsidentin des Verbandes der Bauunternehmer, Fanny Alba, wies darauf hin, dass „wir die Ersten sind, die arbeiten wollen, aber unter Bedingungen, die weder die Existenz der Unternehmen noch die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter gefährden. Wenn diese Bauvorhaben nicht beendet werden, haben wir alle das Nachsehen, vor allem die Bürger“. Die Unternehmer, die öffentliche Aufträge angenommen hätten, seien regelrecht „verzweifelt“, da sie teilweise seit mehr als einem Jahr tätig sind, am Ende aber wohl Verluste machen würden, sagt indes die Geschäftsführerin des Verbandes, Sandra Verger.

Vertreter der öffentlichen Verwaltung können die Klagen der Bauunternehmer nachvollziehen. So erklärt Toni Salas, der Präsident des Gemeinden-Zusammenschlusses FELIB der MZ, dass in Zukunft die Preise in den Ausschreibungen deutlich angehoben werden sollen. Auch solle so wenig Zeit wie möglich zwischen Ausschreibung und Beginn der Arbeiten vergehen, um weiteren Preissteigerungen entgegenzuwirken.

Droht nun Personalabbau?

Verger warnt auch vor dem Risiko, Subventionen von der EU zu verlieren, weil die damit finanzierten Arbeiten nicht innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens durchgeführt werden können. Und sie berichtete von Firmen, die bereits über einen Personalabbau nachdenken, da sie die öffentlichen Aufträge nicht zu den geforderten Preisen ausführen können.

Ein weiterer Stellenabbau in der Baubranche droht nach Meinung des Verbandes auch noch aufgrund von anderen Schwierigkeiten: Die verschärften Bauvorschriften vieler touristischer Gemeinden auf den Inseln sähen vor, dass im Sommer keine Bauarbeiten ausgeführt werden dürfen. Das könne Folgen für 7.500 Mitarbeiter haben, die in Zukunft nur noch einen Saisonvertrag bekommen könnten.

Die Situation mache auch ihm Sorgen, sagt der Sprecher der Gewerkschaft UGT, Roberto Serrano. Zumindest bislang habe er aber keinen Stellenabbau festgestellt. Die bei öffentlichen Bauvorhaben auftretenden Probleme fielen mit einer regen Bautätigkeit und einem Fachkräftemangel im privaten Sektor zusammen.