Es sind sehr gegensätzliche Nachbarn im Gewerbegebiet von Manacor. Wer am Kreisel an der Ortseinfahrt in das polígono abbiegt, fährt zum TÜV, braucht Baumaterial, schaut sich nach einer neuen Küche um oder sucht Ersatzteile für sein Auto. Gegenüber einem Verschrottungsbetrieb, auf dessen Gelände sich Autowracks drängen, hat dagegen eine Firma ihren Sitz, die man eher im Parcbit erwarten würde, dem modernen Technologiepark nördlich von Palma. Bei Don Dominio gibt es weder Autoreifen noch Einbauküchen, sondern die Registrierung von Websites – und das im großen Stil. Mit mehr als 180.000 Kunden in 90 Ländern spielt die Firma aus der Möbelstadt spanienweit ganz vorne mit und behauptet sich gegen die internationalen Big Player, die auch den spanischen Markt bedienen.

Wer die moderne Firmenzentrale betritt, die hier vor erst zwei Jahren hochgezogen wurde, um Platz für die inzwischen 136 Mitarbeiter zu schaffen, ist denn auch in einer anderen Welt. „Es läuft sowieso fast alles online“, meint Unternehmenssprecher Xavier Idevik zum etwas versteckten Unternehmensstandort im Gewerbegebiet. Wenn es Publikumsverkehr gibt, dann vor allem wegen Conecta Balear, neben Don Dominio der zweiten Marke von Soluciones Corporativas IP (SCIP). Im Erdgeschoss geht es um Anschlüsse für schnelles Internet auf Mallorca – Conecta Balear betreibt ein eigenes Glasfasernetz und versorgt knapp 20.000 Kunden –, im ersten Stock dagegen um Domain-Verwaltung, Website-Hosting und E-Mail-Management weltweit.

Wie alles begann

Zwar nicht in einer Garage, aber in einem kleinen Apartment in Manacor begann im Jahr 2005 die Erfolgsgeschichte von SCIP. Erster wichtiger Meilenstein der Gründer Joan Miquel Durán und Joan Riera war die Akkreditierung durch red.es – die offizielle Genehmigung, um als sogenannter Registrar aufzutreten. Vereinfacht gesagt: Wenn eine Privatperson oder ein Unternehmen eine neue Internetseite braucht, dann vermittelt der Registrar noch freie Adressen, mit denen sich die Website dann aufrufen lässt (URL). Und weil es mit der Adresse allein nicht getan ist, gibt es meist im Paket weitere Dienste wie Webhosting – also Bereitstellung von Speicherplatz für Dateien auf einem Server, auf den beim Laden der Website zugegriffen wird – sowie Programme zum Erstellen der Website oder zur Verwaltung von E-Mails der Domain.

Vom Blogger bis zum Großkunden

Idevik unterscheidet drei Zielgruppen: Einzelkunden wie beispielsweise Blogger, die eigene Beiträge veröffentlichen wollen, Firmen, die in der Regel auch E-Mail-Dienstleistungen in Anspruch nehmen, sowie schließlich Agenturen, die Domains oftmals gleich in großer Zahl einkaufen, um sie weiter zu vermarkten. Einen regelrechten Boom um den Aufbau einer eigenen Website gab es insbesondere in der Pandemie. Während des Lockdowns sei die Nachfrage um rund 60 Prozent gestiegen, und die Mitarbeiter hatten so viel zu tun wie nie. So mancher Kleinunternehmer, der angesichts der Corona-Restriktionen online gehen wollte, habe aber nach einem Jahr seinen Vertrag nicht verlängert, berichtet Idevik.

So zahlreich die Kunden, so schwierig die Mitarbeitersuche. Neben Technikern und Service-Mitarbeitern werden Informatiker gebraucht – gefragte Leute auf der Urlaubsinsel, wo viele angesichts leicht zu habender Dienstleistungsjobs die Ausbildung scheuen. Und kaum einer sei bereit, etwa von Palma nach Manacor zu pendeln. Man suche Mitarbeiter deswegen vor allem in der nahen Umgebung und versuche, junge Leute beispielsweise über Betriebspraktika zu gewinnen. Ein Umzug nach Palma stehe nicht zur Debatte – Don Dominio ist im Llevant zu Hause, und so soll es trotz der Ambitionen im Markt auch bleiben. Man wolle weiter organisch wachsen, betont der Unternehmenssprecher.

Wo kommt der Name her?

Und auch der Firmenname des „Herrn der Domains“ ist irgendwie mit der Möbelstadt verknüpft. Die Gründer waren Fans der „Herr der Ringe“-Trilogie und wollten sich eigentlich vom spanischen Titel „Señor de los Anillos“ inspirieren lassen. Das „Señor“ klang aber nicht gut. Pate stand deswegen ein nahe gelegenes Möbelgeschäft namens Don Armario.