Juan Manuel Ordinas redet sich schnell in Rage. Der 56-Jährige ist Hotelier und Präsident der Vereinigung der kleinen und mittleren Hotels auf Mallorca. Und als solcher befindet er sich ständig in Verteidigungsposition. Schließlich sind die Hostels und die Hotels mit einem oder zwei Sternen politisch nicht gut gelitten. Anfang Oktober, bei der Rede zur Lage der Inseln, kündigte Ministerpräsidentin Francina Armengol an, zehn Millionen Euro für den Kauf „überholter Hotels“ bereitzustellen. Die Unterkünfte sollen nach dem Kauf unter anderem in Sozialwohnungen umgewandelt werden.

Herr Ordinas, ist Ihr Zwei-Sterne-Hotel an der Playa de Palma „überholt“?

Mein Hotel wird als überholt definiert, weil es zwei Sterne hat. Das hat ja die Ministerpräsidentin der Balearen-Regierung so gesagt: Alle Hotels, die zwei Sterne oder weniger haben, sind überholt. Wie sie darauf kommt? Keine Ahnung. Sie war ja nie in unserem Hotel. Um etwas in irgendeiner Form zu klassifizieren, müsste sie eigentlich mal vorbeikommen und nachprüfen, ob die geltenden Gesetze beachtet werden. Aber wer ist Francina Armengol, um zu entscheiden, ob ein Hotel veraltet ist oder nicht? Das müssen doch die Kunden tun.

Wie wird denn überhaupt festgelegt, welches Hotel in welcher Kategorie eingestuft wird?

Die Balearen haben ein Tourismusgesetz. Laut diesem Gesetz gibt es für bestimmte Dienstleistungen und die Einrichtungen des Hotels Punkte. Und gemäß dieser Punkte wird die Kategorie bestimmt. Wer zum Beispiel 150 Punkte hat, bekommt die Kategorie drei Sterne, wer 120 Punkte hat, zwei Sterne. Überholt sind allenfalls diese Einstufungen, aber doch nicht die Hotels. Ein überholtes Hotel würde auf dem Markt gar nicht bestehen. Mein Hotel ist Jahr für Jahr gut gefüllt. Es gibt also offensichtlich eine Nachfrage für die Kategorie, in die mein Hotel eingestuft ist.

Wie viele Hotels betrifft diese Umwandlung?

Wenn wir auf den Balearen alle Hotels mit maximal zwei Sternen und alle Aparthotels mit maximal zwei Schlüsseln miteinbeziehen, sind es etwa 300 Unterkünfte mit rund 26.000 Gästebetten.

"Es kann nicht sein, dass jemand zu uns kommt und sagt: Sie müssen verkaufen, und ich bestimme den Preis."

Die Idee der Regierung ist, etwas gegen Overtourism und gegen die Wohnungsnot zu unternehmen. Das ist ja nicht verkehrt.

Vor fünf bis zehn Jahren hat die Balearen-Regierung ein Problem geschaffen, indem sie Unmengen von Gästebetten in der Ferienvermietung genehmigt hat. Und jetzt will sich die Politik als Retter vor dem Overtourism darstellen. Nach dem Motto: Wir haben die Lösung für das Problem, das wir selbst geschaffen haben. Die Lösung kann aber doch nicht sein, kleine und mittelgroße Unternehmen zu zerstören. Und damit die Lebensgrundlage von vielen Familien. Das sind rund 3.000 Arbeitsplätze. Aber das scheint weder die Gewerkschaften noch die Opposition groß zu kümmern.

Sie sprechen unter anderem von Enteignung. Wie wollen Sie sich gegen das Vorgehen der Balearen-Regierung zur Wehr setzen?

Man kann ja nicht zu einem Betrieb gehen, der legal ist und diesen einfach enteignen. Es sei denn, die Enteignung dient der Allgemeinheit, etwa weil eine Autobahn dort gebaut wird. Es kann nicht sein, dass jemand zu uns kommt und sagt: Sie müssen verkaufen, und ich bestimme den Preis. Klar, man kann dem Hotelier ein Angebot machen und der Hotelier entscheidet dann, ob er verkauft.

"Wenn mir Francina Armengol denselben Lebensstandard garantiert, ohne dass ich arbeiten gehen muss, dann können wir darüber reden."

Das heißt, Sie werden sich weigern, Ihre Hotels zu verlassen?

Wir werden uns weigern, den Schlüssel zu Bedingungen abzugeben, die uns aufdiktiert werden. Unter anderem, weil ich seit 30 Jahren für mein Hotel kämpfe, weil da das Wohl meiner Familie dranhängt. Wenn mir Francina Armengol denselben Lebensstandard garantiert, ohne dass ich arbeiten gehen muss, dann können wir darüber reden. Ich werde mein Hotel jedenfalls nicht für lau hergeben. Ich glaube, niemand ist dazu bereit.

Sie kritisieren die „lächerlichen“ Beträge, die Ihnen angeboten werden sollen. Wie viel sollen Sie denn pro Gästebett bekommen?

Das Einzige, was wir wissen, ist, dass es im Haushalt ein Budget von zehn Millionen Euro für den Kauf der Hotels sowie von Bars und Diskotheken in den Touristenhochburgen geben soll. Ich weiß nicht, ob diese Frau (Francina Armengol, Anm. d. Red.) weiß, was eine Disco in Punta Ballena wert ist oder ein Biergarten in der Schinkenstraße. In Sant Antoni de Portmany auf Ibiza steht gerade eine Disco für drei Millionen Euro zum Verkauf. Ich nehme mal an, dass die zehn Millionen Euro nur ein Scherz sind. Vielleicht ist es auch nur das Budget für kommendes Jahr, und jedes Jahr wird aufgestockt.

„Ich bringe also Sauftouristen auf die Insel?“: Hotelier Juan Manuel Ordinas . | FOTO: BENDGENS johannes krayer

Wieso ist das alles so unklar? Hat sich von der Regierung niemand mit Ihnen zusammengesetzt und die Pläne erklärt?

Nein, was sollen sie uns auch erklären? Es gibt ja keinen Plan. Und es wird sich auch niemand bei uns melden. Wenn es einen Plan gäbe, müsste der lauten: Lasst uns mit den kleinen Hoteliers den Verkauf ihrer Häuser aushandeln und lasst uns soundsoviel Geld pro Gästebett anbieten. Und wer sein Hotel verkaufen möchte, setze sich mit dem Ministerium in Verbindung. Ich weiß gar nicht, wie ich das Vorgehen der Regierung bezeichnen soll. Wohl als Witz. Genau wie das Tourismusgesetz, das Francina Armengol bei der Tourismusmesse Fitur in Madrid vorgestellt hat. Sie sprach damals von einem Konsens mit der Branche, obwohl wir in Madrid das erste Mal von dem Gesetz hörten.

"In der ganzen Saison habe ich ein einziges Mal die Ortspolizei angerufen, um eine Gruppe aus dem Hotel zu schmeißen. Deshalb: Geben Sie mir nicht die Schuld am Sauftourismus."

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Das neue Tourismusgesetz soll die Qualität des touristischen Angebots erhöhen. Klingt erst einmal nicht so schlecht.

Aber wir senden eine problematische Botschaft aus, indem wir suggerieren, dass wir keine Urlauber aus der Arbeiterklasse mehr haben wollen.

Die Regierung will keine Sauftouristen mehr, von Arbeiterklasse hat niemand etwas gesagt.

Aber was versteht man unter Sauftouristen? Die, die bei mir im Hotel sind oder die, die auf der Straße machen können, was sie wollen, weil die Behörden sie gewähren lassen? Wer ist verantwortlich? Ich bringe also Sauftouristen auf die Insel? Oder sind nicht vielmehr die Behörden nicht in der Lage, diese Urlauber zu kontrollieren? Die Lösung kann doch nicht sein, die Hotels zu beseitigen. Und man kann ja nun wirklich nicht sagen, dass alle, die in einem Zwei-Sterne-Hotel unterkommen, Sauftouristen sind.

Aber in Ihren Hotels kommen viele der sogenannten Sauftouristen unter.

Sie und die anderen. Ich empfange rund 6.000 Gäste im Jahr. Von denen habe ich mit zehn Probleme. In der ganzen Saison habe ich ein einziges Mal die Ortspolizei angerufen, um eine Gruppe aus dem Hotel zu schmeißen. Deshalb: Geben Sie mir nicht die Schuld am Sauftourismus. Die Hoteliers wollen nur arbeiten und Arbeitsplätze schaffen.

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