Kurz nach Einigung: Streit um neuen Tarifvertrag im Hotel- und Gaststättengewerbe auf Mallorca

Kaum gibt es eine Einigung, schießt eine Gewerkschaft dagegen. CCOO kritisiert, dass der Text viel zu kurz greift

Bei den Verhandlungen am Freitag (13.1.).

Bei den Verhandlungen am Freitag (13.1.). / CAIB

Irene R. Aguado, Mateu Ferrer

Das Hotel- und Gaststättengewerbe auf Mallorca und den Nachbarinseln hat einen neuen Tarifvertrag ausgehandelt - doch dabei gab und gibt es weiterhin einigen Ärger. Eigentlich war bereits eine vorläufige Einigung zwischen der Gewerkschaft UGT und den Vertretern der Hoteliers erzielt worden. Am Freitag (13.1.) verständigten sich die beiden Parteien im balearischen Tourismusministerium nach einem achtstündigen Verhandlungsmarathon auf eine Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent.

Doch die zweite große Gewerkschaft des Landes, CCOO, beschuldigte danach den balearischen Tourismusminister Iago Negueruela, sie von den Verhandlungen ausgeschlossen zu haben. Die Vertreter von CCOO versuchen nun, neue Verhandlungen zu erzwingen.

Lohnerhöhung "unzureichend"

CCOO kritisierte vor allem, dass sich die vorläufige Einigung "auf die Lohnfrage zu beschränken scheint". Die Erhöhung von fünf Prozent im Jahr 2023 und 3,5 Prozent im Jahr 2024 sei zum einen "unzureichend" und zum anderen bei Weitem nicht das einzige, was die Angestellten der Branche benötigten. Es seien vielmehr zahlreiche Verbesserungen nötig.

Zum Beispiel brauche es mehr Personal, weniger Arbeitsbelastung oder auch mehr Möglichkeiten für familienfreundliche Arbeitszeiten, genauso wie Strategien gegen die Wohnungsnot, um etwa vom Festland kommende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in bezahlbaren Wohnungen unterzubringen.

Wichtigster Tarifvertrag auf den Inseln

Die Verhandlungen betreffen rund 150.000 Beschäftige in der Branche. Prinzipiell könnten die Verhandlungen auch ohne die Gewerkschaft CCOO abgeschlossen werden, allerdings will die Balearen-Regierung der zweitgrößten Arbeitnehmer-Vertretung des Landes entgegenkommen, um einen breiten Konsens beim Abschluss der Verhandlungen zu erreichen.

Die CCOO wirft dem Ministerium von Negueruela in ihrem Kommuniqué vor, Tarifverhandlungen "für Wahlkampfzwecke" zu instrumentalisieren. Auch die Vertreter des Gastronomieverbandes und des Nachtlebens zeigten sich kritisch, weil sie angesichts der Übermacht der Hoteliers so gut wie keine Einflussmöglichkeiten auf den Tarifvertrag haben.

Der bisher geltende Tarifvertrag läuft im Frühjahr 2023 aus. Ab April soll der neue Vertrag dann gelten. Der Tarifvertrag im Tourismusgewerbe gilt als der bedeutendste auf den Balearen - schließlich ist jeder vierte Angestellte auf den Inseln davon betroffen. /jk