Tourismusmesse ITB in Berlin: Mallorca zwischen steigenden Preisen und Nachhaltigkeit

Beim ersten Tag der Messe standen die gestiegenen Kosten und die Kreislaufwirtschaft im Fokus

Hotelierspräsidentin Maria Frontera am Balearen-Stand auf der ITB in Berlin.

Hotelierspräsidentin Maria Frontera am Balearen-Stand auf der ITB in Berlin. / Johannes Krayer

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Endlich wieder Tourismusmesse ITB in Berlin: Bei der Abordnung von Mallorca und den anderen Balearen-Inseln ist die Freude darüber zu spüren, dass die Veranstaltung im Berliner Messezentrum das erste Mal seit 2019 wieder im Präsenzformat abgehalten wird. Die Stimmung ist beinahe euphorisch, bereits am Montagabend vor der offiziellen Eröffnung herrschte ausgelassene Laune bei einem Empfang des Inselrats auf einem Rooftop im Westen der Stadt. Nachgebildet wurde ein mallorquinisches Volksfest mit verschiedenen chiringuitos und Essensständen. Tourismusdezernent Andreu Serra bat die neue Generaldirektorin für Tourismus bei der Zentralregierung, Rosana Morillo, um ein Tänzchen.

Auch am Dienstag gab es am Stand der Balearen ein großes Hallo. Ministerpräsidentin Francina Armengol, Tourismusminister Iago Negueruela, Inselratspräsidentin Catalina Cladera und weitere Politiker - es stehen schließlich im Mai Wahlen an - waren zu dem 600 Quadratmeter großen Stand gekommen. Hoteliers waren nur wenige zu sehen.

In Sóller bereits 80 Prozent der Hotels offen

Die Präsidentin der mallorquinischen Hoteliersvereinigung, Maria Frontera, eröffnete den Reigen der Pressekonferenzen mit einem kleinen Ausblick auf die Saison. Die Aussichten seien sehr positiv, sagte die Unternehmerin aus Port de Sóller, der das Hotel Marina gehört. Bereits jetzt seien in Palma 82 Prozent der Hotels geöffnet, in Sóller 80 Prozent und an der Playa de Palma rund 70 Prozent. Zur Karwoche seien dann 88 Prozent der Häuser offen, im Mai 100 Prozent.

Sie erwarte eine ähnliche Saison wie 2022. "Auch wenn wir durchaus merken, dass gerade die Familien aufgrund der gestiegenen Preise ein paar Abstriche beim Urlaub machen müssen." So sei zu erkennen, dass die Menschen zwar teils mehrmals im Jahr auf die Insel kämen, dafür aber kürzere Zeiträume buchten. "Die Aufenthaltsdauer ist ein wenig zurückgegangen", sagte Frontera. Eine weitere Herausforderung sei, dass die Flugverbindungen gerade mit Deutschland ein Stück weit zurückgegangen sei. "Es gibt immer noch viele Verbindungen, aber nicht mehr ganz so viele wie noch vor ein paar Jahren."

Deutscher Markt schwächelt ein wenig

Im Vergleich zu den Vorjahren schwächele der deutsche Markt ein wenig. Es handele sich aber laut Frontera um eine natürliche Bereinigung nach dem Ansturm der Jahre 2021 und 2022. Die geringere Nachfrage werde durch mehr Buchungen aus Italien, Frankreich oder auch Spanien ausgeglichen. "Es gibt ja nur eine gewisse Anzahl von Gästebetten. Wenn aus anderen Ländern mehr Urlauber kommen, können aus Deutschland zwangsläufig weniger kommen."

Im Vordergrund steht in diesem Sommer die Preisdebatte. Dass der Mallorca-Urlaub spürbar teurer wird, daran besteht kein Zweifel. Nur, um wie viel? Energisch dementiert wurde von den Hoteliers die von Juan Miguel Ferrer von der Qualitätsoffensive Palma Beach in Umlauf gebrachte Zahl von "bis zu 33 Prozent" Preissteigerung im Vergleich zum Vorjahr.

Tourismusminister Iago Negueruela auf der ITB.

Tourismusminister Iago Negueruela auf der ITB. / Johannes Krayer

Die Rentabilität der Hotels leide

Maria Frontera setzte die Preiserhöhung am anderen Ende der Skala mit "sechs bis acht Prozent" im Vergleich zu 2019 wohl bewusst ein wenig zu niedrig an. "Wir können nur einen Teil der Preissteigerungen, wie etwa bei der Energie, den Lebensmitteln oder den Gehältern, an die Urlauber weitergeben", sagte sie. Die Rentabilität der Hotels leide in diesem Jahr deutlich.

Tourismusminister Iago Negueruela bemühte sich indes, die allgemeine Debatte weg von den Themen Preise oder Auslastung hin zum Thema Nachhaltigkeit zu verlagern. So sei es etwa beim Treffen mit dem Tui-Chef Sebastian Ebel am Montagabend nur in ein paar Sätzen um die Aussichten für die Saison gegangen. "Die sind ohnehin gut, da haben wir gar nicht lange geredet", sagte der Minister. Dafür sei es umso mehr um Aspekte wie Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen Tourismus gegangen - Themen, bei denen sich die Tui einbringen wolle.

Grünen-Politiker beeindruckt von der Nachhaltigkeitsoffensive auf den Balearen

Und Themen, bei denen die Balearen inzwischen internationale Anerkennung bekommen. Beim Vortrag von Toni Riera, dem Präsidenten der Impulsa-Stiftung, über die Kreislaufwirtschaft auf den Inseln war auch der Bundestagsabgeordnete und tourismuspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Schmidt, zu Gast.

Er zeigte sich hinterher im Gespräch mit der MZ beeindruckt davon, was auf den Inseln bereits zum Thema Nachhaltigkeit angestoßen wurde. "Ich habe das Gefühl, dass die Balearen in vielerlei Hinsicht deutlich weiter sind als die meisten Regionen in Deutschland", sagte Schmidt. So seien in Deutschland die Hauptthemen in diesem Jahr die Inflation oder der Fachkräftemangel. "Und da rutscht die Frage der Nachhaltigkeit immer wieder ganz schnell in den Hintergrund."

Es sei sehr positiv zu sehen, wie auf den Inseln die Politik den Takt vorgebe und den Unternehmern nichts übrig bleibe, als die Vorgaben umzusetzen. Das sähe er in Deutschland auch gerne, sagte Schmidt.