Billige Mietwagen auf Mallorca: Balearen-Regierung stellt Anzeige gegen OK Mobility, Goldcar und Co.

Lockangebote seien unmöglich kostendeckend, so die Verbraucherschutz-Behörde. Leidtragende seien wegen oft "betrügerischer" Geschäftspraktiken auch die Kunden

Mietwagen auf Mallorca: Einiges geht nicht mit rechten Dingen zu

Mietwagen auf Mallorca: Einiges geht nicht mit rechten Dingen zu / Nele Bendgens

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Die Balearen-Regierung geht mit einer Anzeige bei der spanischen Wettbewerbsbehörde Comisión Nacional de los Mercados y la Competencia (CNMC) gegen "unlauteren Wettbewerb" und Schnäppchenpreise bei Mietwagen-Anbietern auf Mallorca vor. Die Anzeige führt unter anderen die bekannten Firmen OK Mobility und Goldcar sowie auch diverse Online-Broker auf.

Die von diesen Anbietern aufgerufenen Preise seien häufig nicht kostendeckend. Die CNMC solle die Geschäftspraktiken dieser Unternehmen deswegen genauer unter die Lupe zu nehmen, heißt es in dem Schreiben des Generaldirektor für Verbraucherschutz Félix Alonso an die CNMC.

Als Beispiele nennt der Behördenleiter Lockangebote für Mietwagen, die weniger als zehn Euro am Tag kosten. "Selbst wenn man die Autos 1.000 Tage lang vermieten würde, würde das nur 10.000 Euro brutto einbringen und heute gibt es kein normales Fahrzeug auf dem Markt zu diesem Preis, nicht einmal ohne Mehrwertsteuer".

Bei diesen Preisen unmöglich rentabel

Außerdem erinnert Alonso daran, dass von diesen Bruttoeinnahmen "die entsprechenden Ausgaben und Steuern abgezogen werden müssten, was es für diese Unternehmen schwierig macht, die für den Kauf getätigten Investitionen durch die Vermietung von Fahrzeugen wieder hereinzuholen". Zwar sei es ein Teil des Geschäftsmodells, dass die Firmen die gebrauchten Fahrzeuge wieder verkaufen und so einen Restwert erzielen, aber selbst dann läge "der Verkaufserlös in den ersten drei Jahren unter den Kosten."

An der daraus resultierenden Wettbewerbsverzerrung hátten auch Online-Broker ihren Anteil , die die günstigen Angebote "mit lächerlichen Preisen in den ersten Positionen" auflisten, heißt es in dem Schreiben.

"Betrügerische Vorgehensweisen"

Dieses Geschäftsgebahren würde nicht nur die anderen Anbieter benachteiligen, die ihre Autos nicht so günstig auf den Markt bringen können, sondern vor allem die Verbraucher. Diese würden häufig durch "betrügerische Vorgehensweisen" der Firmen dazu gebracht, mehr für die Autos zu zahlen.

Die Generaldirektion für Verbraucherschutz dürfte hier auf die inzwischen gängige Praxis einiger Vermieter anspielen, nachträglich Schäden an den Fahrzeugen ihren Kunden in Rechnung zu stellen, die entweder vorher nicht sichtbar waren oder zum Teil schon zuvor bestanden.

Speziell OK Mobility scheint sich auf diesem Gebiet hervorzutun, die MZ erreichten vor allem zu diesem Anbieter in den zurückliegenden Monaten zahlreiche Klagen. So auch am Montag (24.4.), als ein Anrufer aus Österreich sich darüber beschewerte, dass OK Mobility 210 Euro von seiner Kaution einbehielt, weil er angeblich einen Kratzer in eine der Felgen gefahren habe. Ein Schaden sei aber nicht zu sehen gewesen, berichtet der Anrufer. Er habe von allen Kratzern und Schäden am Auto bei Anmietung Fotos gemacht. In einem Interview mit der MZ hatte der Inhaber von OK Mobility, Othman Ktiri, die Vorwürfe zurückgewiesen und gesagt: "Das wäre unmoralisch, illegal, und man müsste knallhart dagegen vorgehen." Ktiri ist inzwischen auch Präsident der Vereinigung der großen Mietwagen-Firmen auf den Balearen (Baleval).

Die meisten Urlauber beschweren sich in der Heimat

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tankregelung, die bei den Lowcost-Anbietern häufig "voll/leer" lautet. Die Firmen stellen in diesem Fall den Kunden zusätzlich zum Fahrzeug noch eine Tankfüllung in Rechnung, wobei die Kosten hier die jeweils aktuellen Tankstellenpreise normalerweise deutlich übersteigen. Félix Alonso berichtet von zahlreichen Beschwerden, die Jahr für Jahr seine Abteilung erreichen. Diese befänden sich aber in der Minderheit verglichen mit den Reklamationen, die die Urlauber in ihren Heimatländern bei den entsprechenden Stellen einreichten.

Sollte die spanische Wettbewerbskommission zum Ergebnis kommen, dass tatsächlich unlauterer Wettbewerb vorliegt, könnte das spanische Verbraucherschutzministerium Sanktionen verhängen. Neben Goldcar und OK Mobility tauchen in der Liste der Balearen-Regierung auch die Anbieter Centauro, Click & Rent und die Suchportale rentalcars.com, doyouspain.com und cartrawler.com auf.

In diesem Sommer keine Schnäppchen für unter 10 Euro am Tag

Wer dieser Tage nach einem Mietwagen für die Sommermonate auf Mallorca sucht, der findet in den gängigen Portalen allerdings keine derartigen Schnäppchen, wie sie die balearische Generaldirektion für Verbraucherschutz anprangert. Für Mai gibt es zwar Angebote für unter 20 Euro pro Tag, im Juni und Juli findet sich unter 30 Euro am Tag allerdings kein Mietauto auf Mallorca.

Im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2022 sind die Preise dennoch wieder deutlich nach unten gegangen. Die Lieferengpässe haben sich inzwischen entspannt, und die Mietwagenanbieter haben ihre Flotten nach dem Ende der Corona-Pandemie wieder aufgestockt.

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