Des einen Regen, des anderen Segen – Schmuddelwetter freut die Einzelhändler auf Mallorca

Blöd für Strandurlauber, gut für Einzelhändler. Das wechselhafte Wetter spült reichlich Einnahmen in die Kassen

Kurze Hosen oder Daunenjacke: Wer ist hier Einheimischer, wer Urlauber?  | FOTO: NELE BENDGENS

Kurze Hosen oder Daunenjacke: Wer ist hier Einheimischer, wer Urlauber? | FOTO: NELE BENDGENS / F. Guijarro, P. Schirmer

F. Guijarro

„So war das aber nicht abgemacht“, schreibt der Schwager am Tag vor dem Antritt seiner Mallorca-Reise. Während in Deutschland die Sonne schien, regnete es auf der Insel mancherorts wie aus Kübeln. Keine gute Nachricht für all die sonnenhungrigen Pfingsturlauber, die dieser Tage Mallorcas Bevölkerung gefühlt verdoppelten. Das Wetter spielte nicht mit. Zumindest, wenn man an den Strand wollte.

Vergangenes Jahr sah das noch anders aus. 38 Grad verzeichneten etwa Sa Pobla und Petra am 23. Mai. Ein Jahr später zum gleichen Zeitpunkt war Cap Blanc an der Küste von Llucmajor der Spitzenreiter – mit nur noch 25 Grad. Am Himmel, immer wieder, Wolken. Und dann regnet es mitunter so heftig, dass der eine oder andere Flug umgeleitet werden muss und es sogar in den Bierkönig reintropft.

Die langen Sachen nicht wegpacken

Was die Urlauber ärgert, überrascht die Einheimischen weniger. Das alte Sprichwort Hasta el cuarenta de mayo no te quites el sayo bewährt sich erneut. Frei übersetzt: Pack die langen Sachen bis zum 40. Mai (9. Juni) noch nicht weg. Und für einige entpuppt sich das wechselhafte, zudem auch noch schwer vorhersagbare Wetter als Segen. Denn dann zieht es die Urlauber in Scharen nach Palma, Inca oder Manacor. Und das wiederum erfreut Einzelhändler und Gastronomen ganz außerordentlich.

Der einen Regen, der anderen Segen. Shopping statt Strand. Davon berichten kann etwa Pedro Mesquida, Chef des Einzelhändlerverbands in der Einkaufsstraße Jaume II im Zentrum von Palma. Die Verkaufszahlen lägen in diesem Jahr deutlich über denen im Vorjahreszeitraum. Und das, obwohl die Einheimischen in den vergangenen Wochen etwas zurückhaltender einkauften. In jedem Fall sei man auf einem guten Weg, den notwendigen finanziellen Winterspeck anzusammeln.

Manche Gastronomen freut es

Mit eher gemischten Gefühlen ist derweil Alfonso Robledo behaftet. Auch der Vorsitzende des Gastronomen-Verbands Restauración-CAEB freut sich zwar über klingelnde Kassen in der Innenstadt von Palma. An der Playa hingegen laufe es für die Lokale nicht ganz so wie für diese Jahreszeit erhofft. Der einen Segen, der anderen Regen.

Einig sind sich Mesquida und Robledo allerdings darin, dass die Ausgaben der Urlauber pro Person gesunken sind. Wobei der Einzelhändler betont, dass es eher eine Rückkehr zur Normalität ist. Im vergangenen Jahr hätten die Menschen viel mehr Geld ausgegeben als sonst, vermutlich weil sie die Pandemie über hätten sparen können und die Lust groß war, sich wieder etwas Schönes zu gönnen. Jetzt, wo es knauseriger zugeht, sei man nun vor allem auf eine hohe Anzahl an Besuchern angewiesen. Da kämen etwa die Kreuzfahrt-Urlauber gerade recht.

Wetter bleibt verhalten

Und es scheint, als könnten sich die Unternehmer auf weitere Einnahmen freuen. Denn soweit sich eine Voraussage wagen lässt, wird sich an dem wechselhaften Wetter in den kommenden Tagen nichts ändern. Bis zum 40. Mai zumindest. So viel ist sicher.

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