Zu viele Skandinavier: Anwohner in beliebtem Viertel von Palma de Mallorca starten Kampagne gegen Ferienvermietung

Initiative beklagt Verdrängung der alteingesessenen Bewohner. Grafik-Studentin entwirft Protest-Plakate im Ikea-Stil

Antònia Vidal (li.) und Elena Rodríguez von der Nachbarschaftsvereinigung in Son Espanyolet.

Antònia Vidal (li.) und Elena Rodríguez von der Nachbarschaftsvereinigung in Son Espanyolet. / Jaume Bauzà

Jaume Bauzà

Neue Initiative gegen die Ferienvermietung auf Mallorca: In Palmas Stadtviertel Son Espanyolet haben viele Anwohnerinnen und Anwohner genug von immer mehr ausländischen Immobilienkäufern, die ihre Häuser dann an Urlauber vermieten. Deshalb startet eine Bürgerinitiative in dem Stadtteil nun die Kampagne "Toc toc toc veïna" (Klopf, klopf, klopf Nachbarin). Ziel sei, den Zusammenhalt der einheimischen Bewohner zu stärken und sich gegen den Ansturm von Urlaubern in dem von niedrigen Häuschen gekennzeichneten Viertel zu stellen.

Die Kampagne geht auf ein Abschlussprojekt an der Universität von Ariadna Palmer zurück, einer Grafikdesign-Studentin aus Barcelona und Anwohnerin des Viertels. Ihr Projekt, das den sozialen und städtebaulichen Wandel beleuchtet, den Son Espanyolet aufgrund der Immobilienspekulation und der Ferienvermietung derzeit erlebt, ist über ihre Uni-Arbeit hinaus nun zu einem Anliegen vieler Anwohner geworden.

"Das Zusammenleben der Nachbarschaft in Son Espanyolet ist zu 100 Prozent vom Aussterben bedroht", steht auf diesem Plakat.

"Das Zusammenleben der Nachbarschaft in Son Espanyolet ist zu 100 Prozent vom Aussterben bedroht", steht auf diesem Plakat. / DM

Alles änderte sich mit der Ankunft des norwegischen Geschäftsmannes

"Die Kampagne erzählt von der Vergangenheit, sie gibt wieder, was das Viertel einst war und was die Ankunft von Erik Oren vor einigen Jahren daraus machte, als er uns in ein skandinavisches Viertel verwandeln wollte", sagt Elena Rodríguez, Mitglied der Bürgerinitiative in Anspielung auf den norwegischen Geschäftsmann, der zahlreiche Häuser in dem Viertel erwarb, um daraus Luxuswohnungen zu machen und sie als Ferienhäuser zu vermarkten.

"Toc toc toc veïna" enthält ein von Palmer selbst gedrehtes Video, das über die sozialen Netzwerke der Plattform zugänglich ist, sowie acht Poster, die Nachbarn auf Wunsch an Türen und Fassaden anbringen können. Die Plakate orientieren sich stark am Design des schwedischen Möbelgiganten Ikea und sind auf Katalanisch verfasst.

"Vier von fünf Neu-Immobilienbesitzern in Son Espanyolet sagen 'Hej' und nicht 'Bon dia', steht auf einem anderen Poster.

"Vier von fünf Neu-Immobilienbesitzern in Son Espanyolet sagen 'Hej' und nicht 'Bon dia', steht auf einem anderen Poster. / DM

Die Vertreibung von Alteingesessenen

Die Autorin klagt über die Gentrifizierung, die Vertreibung von Alteingesessenen und die wachsende skandinavische Präsenz im Viertel. Sie werden auch eine Informationsbroschüre herausgeben, die darauf abzielt, mehr Bewohner für die Initiative zu gewinnen.

"Damit ein Viertel ein Viertel ist, muss es Bewohner geben, die dauerhaft dort leben, nicht nur drei oder vier Monate im Jahr. Früher kannten wir uns alle. Das hat sich geändert, aber dank der Initiative reden wir wieder miteinander", erklärt Antònia Vidal, Vizepräsidentin der Nachbarschaftsvereinigung.

"In Son Espanyolet werden leerstehende Häuser für mehr als eine Million Euro verkauft", heißt es auf einem dritten Plakat.

"In Son Espanyolet werden leerstehende Häuser für mehr als eine Million Euro verkauft", heißt es auf einem dritten Plakat. / DM

Brief unter der Tür durchgeschoben

In den Briefkästen der noch von Einheimischen bewohnten Häuser türmen sich die Briefe von Immobilienmaklern, die Kaufangebote machen. "Neulich hat eine Schwedin meiner Mutter einen Brief unter der Tür durchgeschoben. Ich rief sie an, und tatsächlich, sie wollte ihr Haus kaufen", sagt Rodríguez.

Die Ferienvermietung in Mehrfamilienhäusern ist in Palma verboten. Da Son Espanyolet allerdings aus kleinen einzelnen Häuschen besteht, ist die touristische Vermarktung dort möglich. /jk

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