"Uns trennt ein Abgrund": Schwieriger Start bei Verhandlungen über Mallorcas wichtigsten Tarifvertrag
Rund 180.000 Arbeitnehmer auf den Balearen sind von dem Tarifvertrag über das Gastgewerbe betroffen. Ein erstes Verhandlungstreffen zwischen Gewerkschaftern und Unternehmerverbänden fiel ernüchternd aus

Auch die Kellner auf Mallorca sind von dem neuen Tarifvertrag im Gastgewerbe betroffen / B. Ramon
Die Vertreter der Gewerkschaften auf Mallorca haben aktuell einiges zu tun: Nach den aus ihrer Sicht erfolgreich abgeschlossenen Verhandlungen um die Erhöhung des Inselzuschlags für Beschäftigte im öffentlichen Dienst, ist derzeit keine Einigung über Änderungen der Tarifverträge im Tourismussektor in Sicht.
Protestaktionen nicht auszuschließen
"Uns trennt ein Abgrund", räumte jetzt der Generalsekretär für den Dienstleistungssektor der Gewerkschaft UGT, José García Relucio, ein, als er die Ausgangsforderungen seiner Mitstreiter mit denen der Arbeitgeberverbände verglich. Die am Freitag (28.2.) begonnenen Verhandlungen über den wichtigsten Tarifvertrag auf den Balearen, der etwa 180.000 Arbeitnehmer betrifft, dürften entsprechend zäh werden, wie auch die Vertreter des anderen großen Syndikats, der CCOO, bestätigten. Sollte es bis zum 1. Mai keine nennenswerten Fortschritte geben, will die UGT Versammlungen einberufen, um die Beschäftigten zu konsultieren und anschließend Protestaktionen zu organisieren.
Optimismus bei den Hoteliers
Die Geschäftsführerin des Hotelierverbandes von Mallorca, María José Aguiló, gibt sich optimistischer. Beide Seiten hätten ja zunächst Maximalforderungen vorgelegt, die nun schrittweise abgemildert werden müssten. Mit am Tisch sitzen auch die wichtigsten Unternehmensverbände der Gastronomie und des Nachtlebens der Balearen.
Mehr Geld und weniger Arbeit
Die UGT hat ihre Forderungen am konkretesten formuliert. Sie verlangt eine Lohnerhöhung von 8 Prozent für dieses Jahr, 6 Prozent für 2026 und 5 Prozent für 2028. Zudem fordert sie eine Verlängerung der garantierten Beschäftigungsdauer für saisonale Festangestellte (fijos discontínuos), eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden, die Einführung von Arbeitsbelastungsmessungen für Küchen-, Service- und Restaurantpersonal sowie Maßnahmen gegen hitzebedingten Stress.
Die CCOO-Sprecherin unterstützte diese Forderungen weitgehend und forderte zusätzlich Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie nannte jedoch keine konkreten Lohnerhöhungen, da diese von der Laufzeit des neuen Tarifvertrags abhingen. Sie betonte jedoch, dass die Beschäftigten der Branche in den letzten Jahren rund 7 Prozent ihrer Kaufkraft verloren hätten, was nun ausgeglichen werden müsse. Zudem müsse ein Mindestlohn festgelegt werden, und ihre Gewerkschaft sei nur bereit, einen Tarifvertrag mit einer maximalen Laufzeit von vier Jahren abzuschließen.
Forderungen "unrealistisch"
Die stellvertretende Geschäftsführerin des Hotelierverbandes erklärte hingegen lediglich, dass sie eine Laufzeit des neuen Tarifvertrags von fünf Jahren anstrebe. Eine der Prioritäten der Arbeitgeber sei es, durch den Vertrag mehr Flexibilität und Produktivität zu erreichen. Sie betonte außerdem, dass der derzeitige Tarifvertrag im Wesentlichen seit 2014 unverändert geblieben sei und einer umfassenden Überarbeitung bedürfe. Hinsichtlich möglicher Lohnerhöhungen äußerte sie sich nicht konkret, sondern erinnerte daran, dass einige Forderungen zusätzliche Kosten verursachen würden und erst eine Gesamtanalyse erfolgen müsse, bevor über eine Gehaltsanpassung entschieden werden könne. Zudem wies sie darauf hin, dass die Gehälter in diesem Sektor in den letzten Jahren bereits deutlich gestiegen seien.
Der Präsident des Gastronomieverbands Restauración-CAEB, Juan Miguel Ferrer, verzichtete auf eine Stellungnahme mit der Begründung, dass er zunächst die Vorschläge der anderen Parteien prüfen wolle.
Alle Unternehmervertreter warnten aber bereits, dass viele der gewerkschaftlichen Forderungen "unrealistisch" seien – insbesondere die vorgeschlagene Arbeitszeitverkürzung stößt auf entschiedenen Widerstand.
Arbeitsmarkt-Situation stützt Gewerkschaftsposition
Derweil sind die Arbeitslosenzahlen auf Mallorca und den Nachbarinseln aktuell so gering wie schon lange nicht mehr im Winter - ein Aspekt, der den Arbeitnehmern bei den Tarifverhandlungen möglicherweise zugutekommen könnte. Denn wo Unternehmer Schwierigkeiten haben, geeignetes Personal zu finden, steigt die Macht der potenziellen Mitarbeiter.
Laut der aktuellen Statistik des Ministeriums für Arbeit liegt die Zahl der bei den Arbeitsämtern registrierten Arbeitslosen auf den Balearen im Februar aktuell 4,35 Prozent unter der Anzahl im Vorjahr. Insgesamt sind 1.336 weniger Menschen arbeitslos gemeldet als im Februar 2024. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen im Archipel betrug im zweiten Monat des Jahres 29.407 Menschen. Vor allem im Dienstleistungssektor ging die Arbeitslosigkeit stark zurück. Ein leichter Anstieg war dagegen bei der Landwirtschaft zu verzeichnen.
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