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Neue Zahlen belegen: Ohne Migranten würde auf Mallorca vieles stillstehen

Warum ausländische Arbeitskräfte in der Wirtschaft unverzichtbar sind. Und welche Herausforderungen es gibt

Nicht-EU-Ausländer machen 14,9 Prozent der Beschäftigten im Bauwesen auf den Balearen aus. | FOTO: GUILLEM BOSCH

Nicht-EU-Ausländer machen 14,9 Prozent der Beschäftigten im Bauwesen auf den Balearen aus. | FOTO: GUILLEM BOSCH

Ohne Einwanderer wären die Balearen vermutlich wirtschaftlich aufgeschmissen. Das beweisen neue Zahlen der spanischen Sozialversicherungsbehörde Seguridad Social. Demnach waren von den 649.513 angemeldeten Arbeitskräften auf Mallorca und den Nachbarinseln 24,9 Prozent Ausländer. Zieht man die EU-Bürger ab, bleiben immerhin noch 95.854 Arbeitskräfte – rund 14,9 Prozent.

Das macht sich besonders in Branchen wie dem Bausektor bemerkbar. Von den rund 60.000 bei der Sozialversicherung angemeldeten Arbeitern stammen 24,3 Prozent aus Nicht-EU-Ländern. Sandra Verger, Sprecherin des balearischen Verbands der Bauträger, fasst die Situation folgendermaßen zusammen: „Das Bauwesen auf den Balearen überlebt dank der Einwanderer. Ohne sie würden die Arbeiten nicht fertig werden.“ Ein ähnliches Bild bietet sich im Hotel- und Gastgewerbe. Hier stammen 21,9 Prozent der insgesamt 180.500 Arbeitskräfte aus Ländern außerhalb der Eurozone, die meisten aus Lateinamerika und Afrika.

Die Zahlen sind nicht unbedeutend angesichts der derzeitigen Debatten um Migration. Erst vor wenigen Wochen hatte die rechtsextreme Vox öffentlich darüber nachgedacht, Ausländer im großen Stil aus Spanien auszuweisen.

Das sagen die Wirtschaftsvertreter

Die Wirtschaftsvertreter auf Mallorca sind da weitgehend einer anderen Meinung. Juan Miguel Ferrer, Vorsitzender des Gastronomenverbands Restauración-CAEB, sieht zwar die Notwendigkeit, gegen die irreguläre Einwanderung vorzugehen. Allerdings plädiert er auch dafür, es potenziellen Arbeitskräften leichter zu machen, ihre rechtliche Situation zu regeln. Zudem müsse man diese Personen mit mehr Respekt behandeln.

Seine Kollegin Sandra Verger aus dem Bauwesen plädiert ebenfalls für eine schnellere Regulierung für Migranten. Häufig würden diese Arbeitskräfte Jobs annehmen, die die Spanier ablehnen würden.

Dem stimmt Jordi Mora, Vorsitzender des Verbands kleiner und mittlerer Unternehmen (Pimem), zu und nennt etwa Backstuben als Beispiel, die in vielen Fällen schließen müssten, wenn es die ausländischen Arbeitskräfte nicht gäbe. Mora betont zudem den Unternehmergeist, den viele Migranten, etwa aus China und Pakistan, mit auf die Insel bringen.

Das sagt die Politik

Auch in der Politik ist man sich der Bedeutung der ausländischen Arbeitskräfte bewusst. Die balearische Arbeitsministerin Catalina Cabrer erklärt, jede legale Arbeitskraft auf den Balearen sei willkommen. Allerdings betont sie auch, dass mit der Einwanderung Herausforderungen einhergehen. So sei die Situation auf der von der Zentralregierung verwalteten Ausländerbehörde nicht tragbar. Die Unmöglichkeit, die nötigen Arbeitserlaubnisse zu bekommen, zwinge viele Arbeiter in illegale oder alegale Verhältnisse, was nicht selten zur Ausbeutung führe.

Mit Argwohn betrachtet sie zudem das konstante und sich beschleunigende Bevölkerungswachstum auf den Balearen und findet, man müsse auf ein Modell hinarbeiten, das Qualität über Quantität stellt. Ähnlich argumentiert Carmen Planas vom Unternehmerverband CAEB. Sie erklärt, man müsse Wege finden, um die Produktivität und die Innovation zu steigern, ohne auf zusätzliche Arbeitskräfte angewiesen zu sein.

Auch bei der Opposition macht man sich Gedanken um die Zukunft. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Sozialisten, Llorenç Pou, erklärt, angesichts einer rapide alternden Gesellschaft seien es einzig die ausländischen Arbeitskräfte, die den Generationenwechsel in vielen Branchen vollziehen könnten. „Sie sind wirtschaftlich wichtig für die Insel. Rassismus ist keine Lösung in dieser Frage.“ /pss

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