Qualitätssiegel mit Anlaufschwierigkeiten: Mallorcas Verband der Ferienvermieter legt sich mit deutscher Buchungsplattform an
Mallorcas Inselrat und das Münchner Unternehmen Holidu wollen die legale Ferienvermietung auf der Insel mit einem Gütezeichen stärken. Doch der Schuss geht nach hinten los, der einheimische Lobbyverband wittert eine Vorteilsnahme

Die Plattform Holidu hat Hunderte Ferienhäuser und -wohnungen auf Mallorca im Angebot. / Screenshot
Ein Abkommen zwischen dem deutschen Ferienhaus-Portal Holidu und dem Inselrat von Mallorca sorgt für Wirbel auf der Insel. Die Plattform aus München, hinter der mehrere Risikokapital-Fonds stehen, hat sich mit dem Inselrat auf die Schaffung eines neuen Qualitätssiegels für die Ferienvermietung geeinigt. Holidu bietet auf Mallorca aktuell knapp 4.000 Objekte in der Ferienvermietung an.
Präsentiert wurde die Vereinbarung im Rahmen des sogenannten FAVFest Baleares, einer von Holidu organisierten Zusammenkunft der Branche auf Mallorca. Wie eine Sprecherin von Holidu der MZ mitteilt, besteht das Abkommen auch darin, dass das deutsche Unternehmen künftig nur noch Ferienwohnungen und -häuser auf Mallorca veröffentlicht, die eine gültige Lizenznummer aufweisen.
Automatische Löschung
Diese Nummer werde bereits vor Veröffentlichung auf der Plattform überprüft. Sollte ein Objekt nicht über eine gültige Lizenz verfügen, werde es automatisch gelöscht, verspricht Holidu. Auch werde man auf Anfrage des Inselrats einzelne Anzeigen für Ferienwohnungen prüfen und diese, falls notwendig, vom Netz zu nehmen. Ähnliche Vereinbarungen sind spanienweit und balearenweit bereits mit den wesentlich größeren Buchungsplattformen Airbnb und Booking getroffen worden. Angebote ohne gültige Registrierungsnummer dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.
Das Problem scheint das Siegel zu sein. Eine Sprecherin von Holidu erklärt der MZ, dass das Siegel derzeit noch entworfen werde und in Zukunft als grafisches Element bei jeder Anzeige im Internet auftauchen soll, die eine legale Ferienwohnung annonciert.
Verband auf Mallorca "empört"
Anderswo kam die Vereinbarung zwischen dem Inselrat und Holidu gar nicht gut an. Der Verband der Ferienvermieter auf den Balearen (Habtur) brachte in einer Pressemitteilung seine "tiefe Empörung" über das Abkommen zum Ausdruck.
Habtur spricht von "einer Schande" und kritisiert, dass derartige Vereinbarungen hinter dem Rücken der Branche geschlossen werden. Holidu sei als ausländisches Unternehmen ein direkter Konkurrent vieler kleinerer Agenturen oder Plattformen von der Insel, weshalb die Zusammenarbeit der Inselbehörden mit dem Unternehmen beim Verband für „besondere Abneigung“ sorge.
"Ausländisches Unternehmen mit ausländischem Kapital"
"Wie wir feststellen, unterstützt der Inselrat von Mallorca ein ausländisches Unternehmen mit ausländischem Kapital, damit es unter besseren Bedingungen gegen mallorquinische Unternehmen konkurrieren kann", schreibt Habtur weiter und fordert die vollständige Veröffentlichung des Vertragsinhalts mit Holidu sowie öffentlichen Zugang zu den Kriterien, die dieses Qualitätssiegel definieren. Zudem solle die Politik künftig transparenter vorgehen und den Dialog mit der Branche suchen, bevor Entscheidungen getroffen werden, die diese direkt betreffen.
Bei Holidu gibt man sich überrascht von der heftigen Reaktion von Habtur, gerade auch weil Holidu und Habtur in der Vergangenheit bereits häufiger Veranstaltungen wie etwa Webinare oder Pressekonferenzen gemeinsam abgehalten hatten. Im Prinzip gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Akteuren. Zumal das Qualitätssiegel der gesamten Branche zugutekommen soll, erklärt zumindest die Sprecherin von Holidu. „Das Siegel ist nicht exklusiv für uns gedacht“, erklärt die Sprecherin ausdrücklich. Vielmehr stehe es allen Gastgebern zur Verfügung, die eine legale Ferienvermietung betreiben. „Es handelt sich dabei nicht um eine exklusive Partnerschaft mit dem Inselrat.“
Wettbewerbsnachteil?
Der MZ erklärt Maria Gibert, die Präsidentin von Habtur, warum ihren Verband das Abkommen so sehr stört - obwohl viele Mitglieder von Habtur ihre Häuser und Wohnungen bei Holidu zur Vermietung anbieten. "Wir verstehen nicht, wieso der Inselrat per Zufallsprinzip ein Unternehmen auswählt, um ein Qualitätssiegel in Umlauf zu bringen. Warum dieses Unternehmen? Warum nicht alle Unternehmen oder warum nicht der Interessensverband?", fragt Gibert gegenüber der MZ.
Habtur empfindet die Vorgehensweise des Inselrats als "ungerecht". Das Abkommen stelle einen Wettbewerbsnachteil vor allem für diejenigen Vermieter dar, die ihre Objekte nicht über Plattformen anbieten. "Müssen diese Vermieter dann auch ihre Häuser bei Holidu einstellen? Das Abkommen bringt dem Unternehmen auf jeden Fall ein ordentliches Geschäft und Gratiswerbung", beklagt sich Gibert.
Vielleicht stört Habtur aber auch einfach nur die Tatsache, dass ein millionenschweres Unternehmen aus dem Ausland, das erst seit 2014 existiert und seit 2017 auf Mallorca aktiv ist, aber in mehreren Finanzierungsrunden bereits Dutzende Millionen Euro von Risikokapitalfonds eingesammelt hat, eine so enge Zusammenarbeit mit dem Inselrat eingeht.
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