Handgepäck-Regelungen: Airlines fordern von Spanien sofortige Rücknahme der Millionenstrafen
Verbraucherschutzminister Pablo Bustinduy solle aufhören, "das Land in diesen Irrweg zu führen", sagt der Präsident des Lobbyverbandes

Diese Koffer sind ein bisschen zu groß, um kostenlos ins Flugzeug zu kommen. / María Pedraz
Weiterhin Streit um die Handgepäckregelungender Airlines in Spanien: Die Fluggesellschaften haben die Vorstellung ihres Winterflugplans genutzt, um erneut Druck auf Spaniens Verbraucherschutzminister Pablo Bustinduy auszuüben. Der Luftfahrt-Verband ALA forderte die sofortige Rücknahme der Geldstrafen gegen mehrere Airlines wegen der Gepäckregelungen – und verweist dabei auf die EU-Kommission, die kürzlich die Preisfreiheit der Fluglinien bekräftigt habe.
ALA verlangt nicht nur den Stopp der Sanktionen, sondern auch eine Reform des spanischen Luftverkehrsgesetzes. Ziel sei es, die Mitnahme von kostenfreiem Handgepäck auf einheitliche Maße zu standardisieren – konkret: ein Gepäckstück in der Größe von 40 x 30 x 15 Zentimetern, was einer typischen Rucksackgröße entspricht.
Darum geht es
Hintergrund: Die spanische Regierung hatte die Fluggesellschaften Ryanair, Vueling, easyJet, Norwegian und Volotea mit insgesamt 179 Millionen Euro Bußgeld belegt, unter anderem wegen der Praxis, Gebühren für Handgepäck zu verlangen. Doch laut Brüssel verstößt diese Sanktion gegen EU-Recht. Die Kommission leitete ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Spanien ein und forderte Madrid auf, seine Gesetzgebung an das europäische Recht anzupassen.
Verbraucherschutzminister Bustinduy bezeichnete das Vorgehen der EU als „bedauerlich“. Die Kommission mache sich zum „Anwalt großer Konzerne“, die auf Kosten der Verbraucher Gewinne erzielten, so der Minister.
Widerspruch zwischen spanischem und europäischem Recht
ALA-Präsident Javier Gándara kritisiert hingegen, Bustinduy isoliere Spanien innerhalb Europas: „Er sollte aufhören, das Land in diesen Irrweg zu führen“, so Gándara. Man hoffe, dass der Minister „auf die EU hört und diesen Missstand in den kommenden zwei Monaten beseitigt“. Diese Frist hatte Brüssel gesetzt.
Im Zentrum des Konflikts steht ein Widerspruch zwischen spanischem und europäischem Recht: Während Spanien vorschreibt, dass Handgepäck nicht extra kosten dürfe, garantiert die EU-Verordnung 1008/2008 Fluglinien die Freiheit, Preise selbst festzulegen.
Immer mehr kleine Rucksäcke
Die Airlines argumentieren außerdem mit praktischen Gründen: Immer mehr Passagiere reisten nur mit kleinen Rucksäcken. 2024 seien es laut ALA rund 50 Millionen Fluggäste gewesen, die komplett auf Trolleys verzichteten.
Weil gängige Mittelstreckenflugzeuge wie der Boeing 737 nur etwa 90 Trolleys fassen – bei 180 Passagieren – führe kostenloses Handgepäck regelmäßig zu Verzögerungen. Denn die Trolleys, die nicht in die Kabine passen, müssen in den Bauch des Flugzeugs verladen und später zu den Gepäckbändern transportiert werden. Das kostenpflichtige Modell habe die Abläufe beschleunigt, so Gándara. Auch Fluglinien außerhalb Europas, etwa Air Canada, würden inzwischen Handgepäck separat bepreisen. /jk
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