Neue Privatuniversität auf Mallorca: Die UIB bekommt Konkurrenz
Lange Zeit führte auf Mallorca kein Weg an der öffentlichen Balearen-Universität vorbei. Im Zuge des Booms der Privatunis ändert sich das nun. Auch wenn der Weg dorthin nicht ganz einfach ist

Hoch die Hüte: ein Abschlussjahrgag der privaten Universität Adema, die bisher noch der UIB angeschlossen ist. / ADEMA
Wer in Spanien etwas auf sich hält und es sich leisten kann, studiert an einer Privatuniversität. Zu diesem Schluss könnte man kommen, wenn man die Lebensläufe etlicher einflussreicher Persönlichkeiten liest. Politiker, Fernsehjournalisten, Unternehmer – ein beachtlicher Teil von ihnen besitzt einen Abschluss an einer privaten Uni. Kein Wunder, dass diese weiter auf dem Vormarsch sind. Nach einem Bericht der Zeitung „ABC“ sind in den vergangenen 20 Jahren 24 Privatunis im Land gegründet worden – und keine öffentliche. Derzeit gibt es 50 öffentliche Universitäten und 46 private Einrichtungen.
Zum Vergleich: Deutschland kommt auf 108 öffentliche Universitäten und gerade einmal 21 private Einrichtungen. Auch auf Mallorca soll es demnächst gleich zwei neue private Universitäten geben. Zum einen das Centro Universitario Beato Luis Belda, zum anderen die sogenannte Universidad de Mallorca. Letztere ist ein Projekt der bereits existierenden Hochschule Adema. Sie ist noch an die Balearen-Universität UIB angeschlossen und möchte deutlich wachsen, kann das aber nicht mehr unter dem Dach der UIB tun.
Zentralregierung will nicht so viele Privatunis
Der linksgerichteten Zentralregierung in Madrid ist das Aufkommen von immer mehr privaten Universitäten ein Dorn im Auge. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez, der selbst an verschiedenen privaten Universitäten studierte, bezeichnete die in immer schnellerem Tempo neu aufploppenden Hochschulen vor Kurzem als „chiringuitos educativos“ – ein auf Deutsch schwer wiederzugebender Begriff, der wohl am ehesten mit „pädagogischen Klitschen“ zu übersetzen wäre.
Deshalb hat Sánchez gemeinsam mit seiner Linksregierung Anfang Oktober im spanischen Parlament ein Dekret verabschiedet, das die Gründung neuer Privatuniversitäten deutlich erschweren soll. Unter anderem gilt nun die Vorgabe, dass die Universitäten nach sechs Jahren 4.500 eingeschriebene Studentinnen und Studenten vorweisen müssen.
Diese Bedingung hat der Zentralregierung viel Kritik eingebracht, Bildungsexperten zogen in Zweifel, dass eine bestimmte Zahl Studierender ein Synonym für Qualität ist. Eine weitere Vorgabe ist, dass die neuen Universitäten Wohnheime für mindestens zehn Prozent der Studenten zur Verfügung stellen müssen. Was das akademische Angebot angeht, sind mindestens zehn Studienabschlüsse, sogenannte grados, Pflicht. Daneben muss es sechs Master geben und drei Doktorandenstudiengänge. Hinzu kommen wirtschaftliche Auflagen.
Die Pläne von Adema
Für die geplante Universidad de Mallorca gelten diese Anforderungen noch nicht, da Adema die Genehmigung vor der Verabschiedung des Dekrets beantragt hatte. Doch auch so ist noch genug zu tun, bis die neue Einrichtung Realität wird. Der Präsident von Adema, Diego González, hatte zwischenzeitlich schon fast den Glauben verloren. 18 Monate lang hatte er nichts von der Zentralregierung in Madrid gehört auf seinen Antrag für die Universidad de Mallorca. Dann, Anfang September, kam endlich der Bescheid aus Madrid – und fiel negativ aus. Das Wissenschaftsministerium lehnte das Projekt ab.

Adema-Präsident Diego González. / Alexandra Bosse
Doch González war trotzdem erleichtert: „Der Bericht aus dem Ministerium war zwar verpflichtend notwendig, aber er ist nicht bindend. Das heißt, wir haben zwar einen negativen Bescheid, können aber jetzt endlich mit den Planungen weitermachen, denn das letzte Wort liegt bei der Balearen-Regierung.“ Und die scheint dem Projekt von González aufgeschlossener gegenüberzustehen als die Zentralregierung. Möglicherweise auch, weil die Inseln konservativ regiert werden.
Anhänge einfach nicht geöffnet
González spricht mit der MZ auffällig vorsichtig über das Thema und vermeidet jegliche Bemerkung über die Zentralregierung, die ihm als negativ ausgelegt werden könnte. Die Balearen-Regierung hatte da weniger Skrupel und sprach angesichts des negativen Bescheids aus Madrid von einer „politischen Entscheidung“. Allerdings teile man auf der Insel einige der Kritikpunkte, die das Wissenschaftsministerium in Bezug auf das Projekt formuliert hat.
Diego González kann die Skepsis der Behörden nicht nachvollziehen. Im Gespräch mit der MZ sagt der Adema-Präsident, dass die ablehnende Haltung vor allem daher rührt, dass die Verantwortlichen des Ministeriums die Anhänge der Bewerbung nicht geöffnet haben. Dort seien alle Aspekte der Bewerbung erklärt gewesen, die im Bescheid aus Madrid als fehlend kritisiert wurden. „Darüber hinaus hat man uns nicht die Gelegenheit gegeben, diese Dinge noch einmal klarzustellen. Wir wurden gar nicht angehört“, beklagt sich González.
Nun immerhin könne man weitermachen und warte darauf, dass das Balearen-Parlament dem Projekt zustimmt. Der Verantwortliche hofft, dass das noch im letzten Quartal 2025 der Fall sein wird. Dann könnten bereits im September 2026 die ersten Studenten an den drei Campus-Standorten in Palmas Gewerbegebiet Son Rossinyol, in Coll den Rebassa und in Inca ihr Studium aufnehmen.
Adema auf Mallorca
Das Unternehmen Adema gibt es bereits seit 32 Jahren, damals begann Diego González in Palma ganz klein mit einer privaten Bildungseinrichtung für Zahnmediziner. Diese mussten zuvor aufs Festland, um ihren Beruf zu erlernen. 2015 dann eröffnete der Standort unter dem Dach der UIB. Die Kooperation mit der UIB habe über all die Jahre tadellos funktioniert, erklärt González. „Wir konnten dort aber nicht weiterwachsen, weil die Verantwortlichen der UIB dagegen waren, dass wir weitere Abschlüsse anbieten“, erklärt González. Also blieb nur die Option, sich entweder einer anderen Universität anzuschließen oder sich unabhängig zu machen. Weil die Kommunikation mit dem Wissenschaftsministerium in Madrid so holprig war, ging Adema ersteren Schritt vorsorglich und unterzeichnete ein Abkommen mit der Universidad Isabel I.
Zum Start, so erklärt Diego González, soll es 14 Bachelor-Studiengänge und sieben Master geben. Von den derzeit 800 Studierenden möchte González in ein paar Jahren auf 3.500 kommen. Seine Herangehensweise dabei: „Wir wollen nahezu ausschließlich Abschlüsse anbieten, die es bei der UIB nicht gibt, und somit nicht in Konkurrenz zu der Uni treten, sondern ein ergänzendes Angebot machen.“
Studiengänge auch auf Englisch
Derzeit bietet Adema bereits die Studiengänge Ernährungswissenschaften, Zahnmedizin und Bildende Kunst an – die beiden letzteren auch auf Englisch. Am neuen Campus in Inca soll es in Kürze den Studiengang Design und den Master Innenarchitektur geben. Zusätzlich dazu sind mehrere Fachhochschulstudiengänge in den Bereichen Mode Design und Schuhherstellung geplant. In Coll den Rabassa sollen vor allem die naturwissenschaftlichen Studiengänge unterkommen, so etwa Biomedizin, Medizin und Biomedizintechnik.
Die drei Standorte der künftigen Universidad de Mallorca mussten nicht neu gebaut werden, sondern waren allesamt schon vorhanden. Der Hauptsitz in Son Rossinyol diente bereits jetzt als Gebäude für die Hochschule, der frühere Endesa-Bau in Coll den Rabassa wurde hergerichtet, und in Inca hat Adema eine frühere Schuhfabrik gekauft und renoviert. Das Gebäude befindet sich direkt am Bahnhof, sodass die Studenten mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können – ein Anliegen von Diego González.
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